Abraham Lincoln - Vampirjäger
lang nicht mehr nachkommen. Als die Einwohner South Carolinas von der Attacke hörten, schickten sie Brooks dutzendweise neue Stöcke. 35
35 Brooks starb acht Monate nach dem Übergriff.
Ich fühle mich mehr bestätigt denn je, dass es ein weiser Entschluss war, Washington den Rücken zu kehren, und ich bin überzeugter als je zuvor, dass es ein Auffangbecken für Idioten ist – genauso wie ich davon überzeugt bin, dass wir jetzt auf das »große Unglück« zusteuern, vor dem Poe schon vor so vielen Jahren gewarnt hat. Man kann bereits die Masten einer wütenden Flotte am Horizont erkennen, und mit jeder Woche, die vergeht, scheinen sie eine weitere Meile näher zu kommen. Wenn es, so wie viele denken, der Wind des Krieges ist, der ihre Segel bläht, dann ist es ein Krieg, den ich getrost andere führen lassen will. Meine Söhne sind gesund. Meine Frau guten Mutes. Und wir sind weit, weit weg von Washington. Ich halte gerne die eine oder andere Rede; setze gern auch meine Feder ein, wo sie gebraucht wird. Aber ich bin glücklich. Und Glück, so habe ich beschlossen, ist ein nobles Bestreben. Ich habe schon zu viel verloren und war dreißig Jahre lang ein Sklave der Vampire. Nun lass mich frei sein. Ich will Ergötzung suchen, ganz gleich, was Gott für mich bereithält. Und wenn dieser Friede bloß Auftakt ist für weitere Gefahren, dann soll es so sein. Ich werde den Frieden dennoch genießen.
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Es mangelte weder an Eifer noch an Gewaltbereitschaft in beiden Lagern der Sklavenfrage. Wütend über den Anschlag auf Charles Sumner, führte ein radikaler Sklavereigegner namens John Brown einen Angriff auf eine Siedlung am Pottawatomie Creek im Staatsgebiet von Kansas an. In der Nacht vom 24. Mai 1856 (nur zwei Tage, nachdem Sumner zusammengeschlagen worden war) ermordeten Brown und seine Männer auf brutale Weise fünf Sklavereibefürworter, indem sie diese aus ihren Häusern zerrten, sie mit dem Schwert durchbohrten und ihnen sicherheitshalber noch eine Kugel in den Kopf jagten. Es war der erste Zwischenfall in einer Serie von Vergeltungsmaßnahmen, die unter dem Schlagwort »Blutiges Kansas« in die Geschichte eingingen. Die Gewalt würde drei Jahre anhalten und über fünfzig Leben kosten.
Am 6. März 1857 wurde das Land durch ein Urteil des Obersten Bundesgerichts noch näher an den Abgrund gedrängt.
Dred Scott war ein sechzig Jahre alter Sklave, der bereits seit über einem Jahrzehnt versuchte, seine Freiheit vor Gericht zu erstreiten. Zwischen 1832 und 1842 hatte er als Kammerdiener mit seinem Herrn (Major der US -Armee John Emerson) die freien Gebiete im Norden bereist. Während dieser Reisen heiratete Scott und bekam ein Kind (alles auf freiem Boden) und versuchte, sich nach dem Tod des Majors 1846 freizukaufen. Aber die Witwe des Majors weigerte sich, verlieh weiter seine Arbeitskraft und behielt den Lohn für sich. Auf den Rat von befreundeten Sklavereigegnern hin klagte er 1846 auf seine Entlassung in die Freiheit, mit der Begründung, dass sein Eigentumsstatus mit dem Moment des Betretens freien Bodens enden müsse. Der Fall ging durch alle Instanzen und zog bereits landesweite Aufmerksamkeit auf sich, bevor er 1857 in Washington verhandelt wurde.
Mit sieben gegen zwei Stimmen entschied das Oberste Bundesgericht gegen Scott, mit dem Argument, die Gründungsväter hätten, als sie die Verfassung entwarfen, die Farbigen als »Wesen von niedrigerem Rang« betrachtet und als »allgemein untauglich dafür, mit der weißen Rasse zu verkehren«. Folglich könnten Farbige keine Bürger der Vereinigten Staaten sein und sowieso keine Klage vor Gericht einreichen. Sie hatten also nicht mehr Anspruch auf rechtliches Gehör als die Pflüge, die sie zogen.
Es war ein niederschmetterndes Ergebnis für Scott, aber es hatte Folgen, die weit über die Frage seiner persönlichen Freiheit hinausgingen. In seiner Urteilsverkündung gab das Gericht Folgendes bekannt:
– Der Kongress habe seine Befugnisse überschritten, indem er die Ausbreitung der Sklaverei in bestimmte Gebiete untersagte – und diese Gebiete hätten ihrerseits keinerlei Befugnis, auf eigene Faust die Sklaverei zu verbieten.
– Sklaven und ihre Nachkommen (egal ob in Freiheit geboren oder nicht) fielen nicht unter den Schutz der Verfassung und könnten niemals Bürger der Vereinigten Staaten werden.
– Entflohene Sklaven, die auf freien Boden gelangten, seien noch immer der rechtmäßige Besitz ihrer Halter.
Infolge des Dred-Scott-Urteils
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