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Abraham Lincoln - Vampirjäger

Abraham Lincoln - Vampirjäger

Titel: Abraham Lincoln - Vampirjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
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Stadt befand sich mitten in einem Sommer voll gewalttätiger Auseinandersetzungen. Zwei rivalisierende Polizeitruppen waren seit Mai in einen blutigen Kampf um ihre Rechtmäßigkeit verstrickt und ließen das Verbrechen dadurch weitgehend unbehelligt gewähren – ein Paradies für Räuber und Mörder gleichermaßen. Die Lincolns erreichten New York gerade einmal drei Wochen nach den schlimmsten Bandenunruhen in der Geschichte der Stadt, Unruhen, während denen Augenzeugen gesehen haben wollten, wie Menschen »unfassbare Taten« vollbrachten. Abe war erst einmal kurz in New York gewesen, auf der Durchreise nach Norden. Nun konnte er die größte, dynamischste aller amerikanischen Städte zum ersten Mal ausgiebiger erkunden.
    Die Abbildungen werden ihr nicht gerecht – New York ist eine Stadt ohne Grenzen, die ihresgleichen sucht! Jede Straße führt zu einer anderen, die noch größer und geschäftiger ist. Gebäude von solch immenser Größe! Noch niemals habe ich derart viele Kutschen auf einem Haufen gesehen. Die Luft ist erfüllt vom Klappern der Hufeisen auf dem Kopfsteinpflaster und dem Gemurmel von Hunderten von Unterhaltungen. Es gibt so viele Damen mit Sonnenschirmen, dass man, wenn man von einem Hausdach herunterblicken würde, kaum den Gehweg erkennen könnte. Man wähnt sich in Rom aufgrund der Höhe der Gebäude. In London aufgrund der Weitläufigkeit der Stadt 36 . Mary besteht darauf, dass wir mindestens einen Monat bleiben! Wie könnten wir so einen Ort sonst auch würdigen?
    36 So groß New York City damals auch gewesen sein mochte, im Jahre 1857 hatte es nur ein Viertel der Ausmaße von London.
    In der Nacht vom 2. August stand Abe auf, zog sich im Dunkeln an und schlich sich auf Zehenspitzen aus dem Zimmer, in dem seine Familie schlief. Um exakt elf Uhr dreißig ging er über den Washington Square in Richtung Norden, so wie es in der Nachricht, die ihm am Morgen unter der Tür durchgeschoben worden war, gestanden hatte. Er sollte Henry zwei Meilen die Fifth Avenue hinauf vor dem Waisenhaus an der Ecke Vierundvierzigste Straße treffen.
    Mit jedem Häuserblock wurden die Straßen leerer. Dunkler. Dann gingen die hohen Gebäude in Reihen zweistöckiger Wohnhäuser über, und keine Kerze brannte mehr in den Fenstern. Kein Mensch war mehr unterwegs. Als ich durch den Madison Square Garden ging, staunte ich über das unfertige Skelett eines riesigen, mir unbekannten Baus 37 . Staunte über die absolute Ruhe. Die ausgestorbenen Straßen. Ich fühlte mich schon wie die einzige Menschenseele in ganz New York, als das Geräusch von Schritten auf dem Kopfsteinpflaster an mein Ohr drang.
    37 Wahrscheinlich das Fifth Avenue Hotel, das 1859 fertiggestellt wurde.
    Abe blickte über die Schulter zurück. Und erkannte die Umrisse von drei Männern, die ihm in geringem Abstand folgten.
    Wie waren sie bloß bisher meiner Aufmerksamkeit entgangen? Angesichts der jüngsten Unruhen in der Stadt hielt ich es für das Beste, kehrtzumachen und nach Süden zum Washington Square zurückzugehen, in die Sicherheit der Gaslaternen und belebten Straßen. Henry konnte warten. Oh, was für ein verdammter Narr ich doch war! Ich hatte mich unbewaffnet hinausgewagt, obwohl ich nur allzu gut wusste, dass in letzter Zeit so mancher Gentleman in diesen Straßen ausgeraubt worden war (oder schlimmer) – und dass kaum zu erwarten war, dass die Polizei einschritt. Mich leise selbst verfluchend, bog ich nach links in die Vierunddreißigste Straße ein. Das Herz rutschte mir in die Hose, als ich hörte, dass mir die Schritte um die Ecke folgten – denn nun bestand kein Zweifel mehr an ihren schändlichen Absichten. Meine Schritte wurden schneller. Ihre ebenfalls. »Wenn ich es nur bis zum Broadway schaffen könnte«, dachte ich.
    Er schaffte es nicht. Seine Verfolger fingen an zu rennen. Abe tat es ihnen gleich, bog erneut links ab, in der Hoffnung, ihnen zu entkommen.
    Auf meine Schnelligkeit war noch immer Verlass – aber so schnell ich auch war, [sie] waren schneller. Als alle Hoffnung, zu entkommen, geschwunden war, drehte ich mich um und stellte mich ihnen mit bloßen Fäusten entgegen.
    Abe war fast fünfzig. Er hatte seit fünfzehn Jahren keine Waffe mehr in der Hand gehalten oder war in einen Kampf verwickelt gewesen. Trotzdem gelang es ihm, einem jeden seiner Agreifer ein paar Schläge zu versetzen, bevor er selbst von einem von ihnen getroffen wurde und k. o. ging.
    Ich erwachte in absoluter Dunkelheit; das leise Rumpeln von

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