Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abraxmata

Abraxmata

Titel: Abraxmata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bannert
Vom Netzwerk:
doch sein heftiges Atmen war kaum zu verbergen. Araton musste über die Selbstdisziplin des Monolitos schmunzeln.
    Es war bereits später Nachmittag und die Sonne war dicken Wolkenbändern gewichen, als sie unter dem Heinekinbaum ankamen. Normalerweise herrschte um diese Zeit reges Treiben, junge Gilkos flogen ein und aus, oder draußen herum und Boten kamen vom Überbringen ihrer Nachrichten zurück.
    Mit einem mulmigen Gefühl flog Hevea immer dichter an ihre Heimat heran. »Ich sehe erst einmal nach, wo sich die meisten Gilkos aufhalten. Eventuell werde ich, oder einer von euch, sie ablenken müssen«, sagte sie.
    Murus spürte, dass sie selbst nicht meinte, was sie sagte, sondern lediglich hoffte. Sie ahnte genau, was geschehen war, aber sie verdrängte diese Gedanken mit aller Kraft.
    Als Hevea durch den Eingang hoch oben in den stolzen, alten Baum flog, musste sie kämpfen, kämpfen gegen eine Vermischung der Bilder aus Kismet, Bilder des Grauens, mit den Bildern, die sie möglicherweise erwarteten. Sie sträubte sich so sehr dagegen, jemanden ihrer Freunde und Verwandten so zu sehen, wie sie ihn in ihren schlimmsten Albträumen nicht sehen wollte. Und trotzdem war sie innerlich für diese Bilder bereit. Sie wusste von Hedara, was sie zuvor schon gewusst hatte: die Landorvanen waren in den Wäldern, und nicht nur sie.
    In der Empfangshalle war niemand, auch nicht im Speisesaal. Hevea schoss jetzt wie der Wirbelwind durch alle Räume. Es war niemand da, nicht ein einziger Gilko. Noch nie hatte sie sich so gefreut, niemanden zu sehen. Sie erinnerte sich an die Worte Hedaras, die Uhlanoren wären in Sicherheit, und Hevea hoffte das Gleiche für die Gilkos.
    Murus brachte zuerst Chamor und anschließend Araton hinauf in die Höhle der Gilkos. Chamor war mindestens genauso überwältigt wie Murus und Araton. Aber viel Zeit, die festlich schönen Räume zu bewundern, blieb ihnen ohnehin nicht. Hevea drängte. Ein kleines ungutes Gefühl machte sich trotz allem noch in ihrem Magen breit, auch wenn sie ihr Tun für richtig erachtete.
    Araton ließ sich sofort in einen der goldenen Sessel sinken. »Ist urgemütlich«, sagte er lachend.
    »Dass du an so eine Aktion nur denken kannst. Du bist wirklich unmöglich«, raunzte ihn Hevea an, deren Finger wieder zittrig vor Aufregung waren, und die es absolut nicht nachvollziehen konnte, dass Araton immer so unbeschwert war und in jeder Situation Blödsinn im Kopf hatte. Sie war ihm insgeheim jedoch dankbar dafür.
    Anmutig standen die vier vor der großen Türe mit dem Schriftzug. Murus kramte nervös das Jamorablatt hervor, das ihm zunächst aus seinen feuchten Fingern auf den Boden glitt. Er bückte sich schnell danach. Dann stand er ganz langsam wieder auf, fast wie in Zeitlupe, und hielt das Blatt an die Wand neben den Schriftzug.
    Das »n«, das »a«, das »h«, es gab keinen Zweifel, außer jemand hatte versucht, die Schrift dieses Schriftzuges nachzuahmen.
    »Jetzt müssen wir also nur noch herausfinden, wer die Inschrift für diese Türe gemacht hat.« Aratons Worte klangen so leicht, aber sie hatten doch einen ironischen Unterton. Dann zerstörte Araton die von ihm erzeugte Illusion mit einem Schlag selbst. »Wenn die Nachricht überhaupt auch nur das Geringste mit Abraxmatas Verschwinden zu tun hat.«
    Hevea wusste nicht wie, aber es gelang ihr erneut, in den Raum einzudringen. Sie wusste nicht, was sie gemacht hatte. Sie versuchte einfach nur dasselbe zu tun wie beim ersten Mal, als sie in den Raum und an die Kugel, die Zerelinor zeigte, getreten war.
    Araton langte sich an die Stirn und trat mit einem kalten Lachen einen Schritt zurück. »Das darf doch nicht wahr sein, wir waren so nahe dran«, sagte er.
    Murus erkannte die roten Wasukafelder von Kismet. »Wir wären ohnehin nicht nach Zerelinor gekommen, und wenn wir noch so nahe dran gewesen wären«, zerstreute er Aratons, aber auch Chamors und Heveas Ärger.
    Noch bevor Hevea etwas von den Gesprächen der Zwölf mitbekommen konnte, wurden ihre Sinne der Reihe nach einfach ausgeschaltet. Zuerst konnte sie nicht mehr hören. Ein unerträgliches Rauschen war es, das sie zuerst wahrnahm. Es wurde immer lauter, bis sie sich krampfhaft die Ohren zuhielt, dann trat völlige Stille ein, die noch schlimmer und unerträglicher war als alle lauten Geräusche, die sie sich vorstellen konnte, zusammen. Danach wurde es schwarz um sie. Hevea spürte nichts mehr, sie roch nichts mehr, zuletzt waren auch ihre Gedanken weg. Es

Weitere Kostenlose Bücher