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Abraxmata

Abraxmata

Titel: Abraxmata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bannert
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Geheimgang aus der Palemnahöhle herunterkam, stand Abraxmata von seinem Stein auf und schlenderte den Weg Richtung Fluss entlang, sich immer umdrehend, ob Askan doch noch auftauchen würde.
    Abraxmata genoss es richtig, dass sich kein Lüftchen regte und alles so still war, als er am Mondschattenfluss entlangging und insgeheim ein bisschen nach Murus Ausschau hielt. Als er vor der Insel stand, wusste Abraxmata bereits sehr genau, dass Penton wieder einmal nicht da war. Trotzdem wollte er sich das nicht eingestehen und watete durch das Wasser hinüber, um sich persönlich von Pentons Abwesenheit zu überzeugen. Als er auf dem Weg zurück zum Ufer war, schoss ein roter Commodor über seinen Kopf hinweg.
    »Murus!«, schrie er und winkte in den Himmel gegen die Mittagssonne, aber Murus schien ihn wieder nicht bemerkt zu haben. »Wo will der denn so schnell hin?«, murmelte Abraxmata enttäuscht vor sich hin und kletterte die Uferböschung hoch. Für einen Augenblick überlegte er sich, Askan wieder über seine Kräfte aufzufinden, aber etwas war nicht in Ordnung, er spürte es schon den ganzen Tag. Etwas, das bewirkte, dass er sich unheimlich schwer und unbehaglich fühlte, trotz dieses herrlichen Tages. Und es war nicht nur der Ärger darüber, dass Askan nicht aufgetaucht war, auch nicht die bereits normale Angst vor einem Angriff, es war irgendetwas anderes, es war mehr. Abraxmata hatte das Bedürfnis, mit irgendjemandem zu reden. Bis zum späten Nachmittag trieb er sich am Fluss herum. Später ging er zurück zu seiner Höhle. Askan war immer noch nicht da. Abraxmata hatte kein schlechtes Gewissen, denn er wusste, dass Askan ihn sofort gefunden hätte, wenn er es wollte, genauso wie Abraxmata umgekehrt Askan sofort finden würde, wenn er es darauf anlegen würde.
    Es war schon fast dunkel, als er sich entschied Hevea aufzusuchen, um mit ihr zu reden, einfach nur über belanglose Dinge und über Dinge, die ihn bewegten, zu sprechen.
    Abraxmata konnte den Heinekinbaum mit seiner freien Lichtung um den Baum herum schon sehen, als er wie von einer Wand abprallte und auf den Boden fiel. Er wollte aufstehen, aber er konnte nicht. Irgendetwas drückte ihn immer wieder auf den Boden. Schon die ganzen letzten Schritte hatte er dagegen angekämpft, um vorwärts zu kommen. Er fühlte sich, als ob er in einer furchtbar zähen Masse laufen müsste, in der er jede Sekunde stecken zu bleiben drohte. Die Angst davor zwang ihn immer weiterzugehen, mit immer mehr Kraft, obwohl sein Verstand zu ihm sagte: »Bleib endlich stehen.« Jetzt kämpfte er darum, sich wieder vom Boden zu erheben. Immer wenn er es einige Zentimeter weit geschafft hatte, sich abzudrücken, brach er wieder zusammen. Bald musste er heftig atmen. Plötzlich bemerkte er am Heinekinbaum dunkle Schatten. Wie flatternde Tücher im Wind umtanzten die Gestalten den Baum und die Gilkos, die ein- und ausflogen, schienen sie nicht zu bemerken. Abraxmata wusste genau, mit wem er es zu tun hatte und eine unbändige Wut stieg in ihm hoch. Die stechenden Augen Famoras mit ihrem leeren Blick brannten in seinem Kopf. »Landorvanen«, flüsterte er, musste dem Druck wieder nachgeben und sank ganz zurück in den feuchten Boden. Seine Nase steckte im feuchten Moos und er konnte den Kopf nicht nach oben bringen. Jemand hatte ihm ein Gewicht in den Nacken gelegt, das ihn zwang, in dieser unmöglichen Stellung zu verharren. Er hatte das Gefühl, dass um ihn herum etwas geschah, das er nicht sehen sollte, von dem man ihn fern halten wollte, mit aller Macht. Er wurde müde, sich gegen den Druck zu wehren und gab ihm deshalb nach. Er konnte sich auf der Ebene des Bodens etwas bewegen, aber sobald er die geringste Bewegung nach oben richtete, wurde er hart nach unten gedrückt. Als er seinen Kopf mit Kraft wieder etwas vom Boden wegzog, konnte er sehen, dass sich der Himmel um ihn herum langsam verdunkelte. Die Nacht war kalt. Aber was noch viel schlimmer war, war die Tatsache, dass der Azillo genau bemerkte, wie etwas um ihn herum geschah, wie Vorbereitungen getroffen wurden, während andere seelenruhig schliefen. Abraxmata wand sich innerlich wie eine Schlange hin und her, auch wenn er diese Unruhe und Kraft nach außen hin nicht zeigte. Er verspürte einen ungeheuren Drang, die unsichtbaren Ketten zu durchbrechen, um zu helfen. Aber warum half ihm eigentlich keiner? Wo war Askan, wenn er ihn brauchte? Ohne zu sehen, was er so gerne sehen wollte, hatte Abraxmata die ganze Nacht kein

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