Abraxmata
stellte fest, dass er auf dem Waldboden lag.
Suchend blickte er nach oben und erspähte weit über einem tiefgrünen Nadelbaum eine hellblau schimmernde Wolke. Sofort sprang er auf und begann dieser nachzulaufen. Für eine Zeit verlor Abraxmata die Gilkos aus den Augen, als er durch ein Stück Laubwald hechtete, dessen satte, hellgrüne Kronen ihm die Sicht in den azurblauen Himmel versperrten, aber er konnte immer das Summen der vielen zarten Flügel vernehmen, dem er folgte. Plötzlich war das laute Surren verschwunden. Sie mussten irgendwo angehalten haben. Durch die Bäume sah Abraxmata die Lichtung, auf der alljährlich das Damajantifest stattfand, hindurchleuchten. Als er den Wald verließ, hörte er wieder ein leises Summen, und als er nach oben blickte, schwebten die Gilkos über der Lichtung und keiner von ihnen sprach auch nur ein Wort. Ein Ausdruck von Furcht machte sich auf ihren Gesichtern breit.
Die Menge erzitterte und eine Welle des Schreckens durchlief alle Glieder, als aus der Ferne ein leises Brummen zu vernehmen war. Es wurde immer lauter, kam bedrohlich näher und verwandelte sich in ein lautes Krachen. Ilon und Gubar flogen ein Stück nach vorne, zückten jeder eine Atzel und blickten in den dunklen Wald hinein. Nicht sehr viel später erschienen sie auf der Lichtung, mit Kassantra an der Spitze. Ein Ausdruck des Entsetzens spiegelte sich in seinem grünlich leuchtenden Gesicht wider, als die Meute der Gilkos auf ihn und die anderen Eldoren bewaffnet zustürzte. Die Eldoren zogen, schneller als Abraxmata es wahrnehmen konnte, ebenfalls Atzeln hervor. In den hinteren Reihen nahmen sie aus Heinekinblättern gerollte und mit Baumharz verkittete Rohre her, in die sie feste Fruchtkerne füllten, auch Baberinakerne. Erst jetzt fiel Abraxmata auf, dass auch die Gilkos solche Rohre bei sich hatten. Mit starren Blicken sahen sich die beiden Parteien an und in ihrem dunklen Gesichtsausdruck spiegelte sich der blanke Hass wider. Kassantra stieß kraftvoll den ersten Atzel in die Menge der Gilkos und die anderen Eldoren taten es ihm gleich. Auch die Gilkos begannen anzugreifen und ein Meer schwarzer Dornen ergoss sich in die Luft, unter dem wie Regentropfen aus einer blutenden Wolke grünliche und blauschimmernde Geschöpfe auf die Erde hinabsausten. Abraxmata beobachtete, wie ein Gilko von einer Atzel getroffen wurde, die seinen Flügel durchstieß, mit schmerzverzerrtem Gesicht und mit einem Schlag zu Boden stürzte. Wenn einer der Eldoren getroffen war, hörte er oft noch den krampfhaften Versuch, mit den anderen drei nicht verletzten Flügeln wieder nach oben zu kommen, oder den freien Fall wenigstens zu stoppen. Dabei vernahm man immer wieder ein kurzes krachendes Brummen, das dann wieder erstarb. Abraxmata beobachtete einen Eldoren, der sein Heinekinrohr mit einem Barberinakern lud, die Backen aufblies und es mit einem gewaltigen Luftstoß durch die fliegenden Atzeln hindurch auf die Gilkos zuschoss. Der Rückstoß war so stark, dass der Eldor rückwärts in seine Kameraden geschleudert wurde. Der Kern sauste mit atemberaubender Geschwindigkeit direkt auf Ilon zu, der mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen vor Schreck starr in der Luft schwebte, anstatt dem Geschoss auszuweichen.
Aus dem Augenwinkel beobachtete Gubar das Geschehen. »Iloooon!«, schrie er und schoss auf diesen zu, um ihn aus der Schusslinie zu schieben. Er stürzte sich auf Ilon, drückte ihn nach unten, als der Barberinakern wuchtig in seinen Rücken zwischen seine Flügel knallte. Vor Schmerz schrie er laut auf.
Die Eldoren, die bemerkt hatten, dass der junge Gilko das Kommando zu haben schien und dass Zatan nirgends zu sehen war, hatten es nun alle auf Gubar abgesehen. Ein Regen schwarzer Atzeln raste auf ihn zu. Gubar hatte nicht die Kraft auszuweichen und sauste leblos nach unten. Kurz bevor er auf den Boden aufschlug, traf ihn eine Dorne am Rand seines zarten Flügels und durchbohrte diesen.
Ilon, der endlich aus seiner Erstarrung erwachte, riss sich zusammen, um seine Angst zu überwinden, und eilte Gubar zu Hilfe. In letzter Sekunde war Ilon ganz dicht über Gubar. Er griff nach ihm und erreichte gerade noch einen Fuß, an dem er den Gefährten mit aller Kraft nach oben zog. Einen Augenblick blickte er sich Hilfe suchend um. Sein verzweifelter Gesichtsausdruck verwandelte sich in einen sehr entschlossenen. Es hatte alles keinen Sinn mehr. Der Waldboden unter ihnen war blau gesprenkelt. »Rückzug!«, brüllte er
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