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Abraxmata

Abraxmata

Titel: Abraxmata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bannert
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Sonne schon an der höchsten Stelle ihrer Bahn am hellblauen Himmel und ließ den Mondschattenwald in seinen schönsten Farben erstrahlen. Gegen den blauen, glitzernden Himmel kaum abgehoben, erkannte Abraxmata die Gilkos in einem großen Kreis um Ilon, Gubar und Zatan versammelt, wobei sich die beiden Letzteren dank der rot-gelb schimmernden Inselblumen schon wieder ganz gut erholt zu haben schienen. Die Frauen und Mädchen waren in festliche weiße Gewänder gekleidet, in denen sie wunderschön und sonnengleich erstrahlten. Auf ihren langen seidigen Haaren hatten sie geflochtene Blumenkränze aus Inselblumen, die wie farbige Sterne zwischen dem hell erleuchteten Grün des Heinekinbaums hindurchstrahlten. Die Gilkomänner hatten dicke bunte Blumenketten mit eingeflochtenen Heinekinblättern, von denen hellrot alte Schriftzeichen leuchteten, die Abraxmata nicht lesen konnte, um den Hals hängen. Gubar sah man die große Freude und Erleichterung über den gewonnenen Luftkampf an. Unten am Waldboden, auf dem feuchten Moos, erblickte Abraxmata eine vertraute ockergelb schimmernde Flüssigkeit. Er blickte sich um und sah im Kreis der Gilkos auch das Wesen, das zu Pentons Art zu gehören schien.
    »Ich bin sehr stolz auf mein Volk und besonders auf unsere beiden Helden Ilon und Gubar«, bei diesen Worten lächelte Zatan Ilon und Gubar anerkennend zu, »die Großes für uns alle geleistet haben. Ohne sie wäre der Krieg der Luftwesen wahrscheinlich nicht zu unseren Gunsten ausgegangen. Ohne sie und ohne das wachsame Auge Ilons wären die Eldoren hier eingefallen, hätten unsere geliebte Heimat zerstört und wir wären es gewesen, die in den Morgentauwald hätten auswandern müssen. Ich hoffe, dass nach mir und nach Kassantra in der Geschichte der Waldwesen irgendwann zwei Könige aufeinander treffen, die diesen lächerlichen Streit begraben und für alle das Wort Freundschaft zwischen den Luftwesen wieder ganz groß in den Himmel schreiben. Möge dieser Augenblick möglichst bald kommen und mögen wir, wenn auch verfeindet, so wenigstens friedlich in den beiden Wäldern nebeneinander leben.«
    Eine dunkle Stimme schallte nach oben: »Er sprüht wieder lila Funken!«, und die schuppenumrandeten Augen des Artgenossen Pentons strahlten, als er laut schrie, sodass es im ganzen Wald widerhallte: »Nie wieder Krieg!«
    Die Gilkos fielen in das Freudengeschrei mit ein und rasten verspielt in der Luft umher, der Sonne entgegen.
    Abraxmata spürte plötzlich, wie ihn etwas am Fuß nach unten zu ziehen schien und er hatte das Gefühl, vom Boden verschluckt zu werden. Etwas zog ihn mit aller Kraft hinunter und dann überkam ihn eine seltsame Hitze. Er wurde von einer weißen, grellen Flüssigkeit umspült und von ihr eingeschlossen. Er wurde wild hin und her gewirbelt, bis er, wie auf der Spitze einer großen Flutwelle sitzend, nach unten zu stürzen schien. Dann wurde es kalt um ihn herum und er bekam keine Luft mehr. Er prustete und schwamm durch das dunkle Grün, das immer heller und funkelnder wurde, nach oben.
    Als er mit der Schnauze aus dem Wasser hinausstieß, zog er die Luft erst mal so tief in sich hinein, dass er um sich herum gar nichts wahrnahm. Erst einige Augenblicke später bemerkte er, dass er im Mondschattensee unter seiner Höhle badete. Der Wasserfall glitt wie weißglühendes Silber hinunter in das Grün des Sees. Alles kam ihm wieder vertraut vor, die Bäume, das Gras, die Blumen. Gerade wollte er aufstehen, um zu sehen, ob er nun das Nest von Murus wieder finden konnte, als ihn ein alter Azillo aus seinen weisen Augen anblickte. Seine Pfote hatte er auf einen alten seltsam gebogenen Stab gestützt.
    »Wie ich sehe, hast du deine Aufgabe erfolgreich erledigt«, sprach Askan mit freudiger Stimme. »Ich hätte gar nicht erwartet, dass es dir gelingen würde, sogar gleich zwei Emorakünste zu erlernen. Die Denkkünste der Emora sind das schwierigste und zugleich wirkungsvollste Werkzeug, das ein Azillo zur Verteidigung seines Waldschatzes zur Verfügung hat. Der Umgang mit den fünf großen Emoren ist jedoch nicht ganz leicht und es wird dich noch viele Mühen kosten, sie einzusetzen.« Dann schmunzelte er und fuhr fort: »So ganz hat es ja mit der Verwandlung der Heinekinblätter noch nicht geklappt. Du musst noch deinen Willen stärken, um sie als Verteidigungsmittel gegen Feinde zu verwenden. Bis jetzt sah es mehr so aus, als hätten deine Monster es eher auf dich abgesehen.«
    Beschämt sah Abraxmata zu Boden.

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