Abraxmata
abrutschte, den würden diese Gewalten der Natur gnadenlos durchstoßen, sofern es Launen der Natur waren.
»Unser geheimes Hoffen hat sich leider nicht bestätigt«, sagte Hevea, die vorausgeschaut hatte und nun von unten an Famora und Abraxmata heranflog. »Diese wuchtigen und zerklüfteten Strukturen, die der Felsen an seinem oberen Rand hat, hören sehr bald auf und verlieren sich in einer spiegelglatten Wand. Ich habe keine Ahnung, wie ihr jemals dort hinunterkommen wollt.«
»Wir suchen einen Rastplatz, wo wir uns beraten können. Die Erdwand hier scheint mir sogar ein Stück nach innen gekrümmt zu sein, sodass wir uns leicht kopfüber festkrallen müssen. So kann ich keinen klaren Gedanken fassen«, rief ihr Abraxmata mit einem gequälten Gesichtsausdruck, in die Wand eingekrallt, zu.
Sie hatten die Felsen fast erreicht. Ein wirklich gut geeigneter Rastplatz war nicht mehr zu finden, aber mit Famoras Hilfe war es zumindest möglich, dass sie und Abraxmata sich nach hinten in eine kleine Erdkuhle lehnen konnten und so Arme und Beine für kurze Zeit entlastet waren.
»Bevor ich da wieder hochklettere, brauche ich mindestens einen Tag Pause und etwas zu essen«, stöhnte Famora, den Blick nach oben gewendet, wo sie gerade noch den obersten Rand des Waldbodens erkennen konnte. Die Kluft schien über ihnen zuzumachen, denn es war nur noch ein schmales Band des Himmels dort erkennbar. Eine schreckliche Angst durchfuhr Famora. Sie hatte bei dem Gedanken, die Felsspalte könnte sich schließen und sie zerquetschen, plötzlich das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen und fing schwer zu atmen und zu röcheln an.
Abraxmata sah sie besorgt an. »Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte er sie.
»Ja natürlich, bis auf das, dass ich hier über einem riesigen Abgrund hänge und nicht weiß, ob ich hier jemals wieder heil herauskomme«, sagte sie weinerlich.
Abraxmata ließ seinen Blick kurz auf Hevea schweifen. »Nein, wir werden nicht umkehren. Irgendetwas sagt mir, dass Murus dort unten ist. Wir gehen weiter.«
»Und wie stellst du dir das vor? Wollt ihr fliegen?«, stichelte Hevea, was sie angesichts der schlimmen Situation gleich wieder bereute.
»Gehen wir noch die wenigen Meter bis zu den Felsen. Es wird mir etwas einfallen«, antwortete Abraxmata und rappelte sich auf.
Erleichtert, endlich mal wieder einen festeren Untergrund unter den Füßen zu haben, setzte Abraxmata seinen Fuß vorsichtig zwischen die zwei obersten schwarzen Felsspitzen, die sich an der Grenze zwischen Gebirge und Erde in diese hineinbohrten. Er stieß einen Schrei aus, der in der Weite der Schlucht erstickt wurde, und zog den Fuß blitzartig zurück. Durch diese Bewegung verlor er das Gleichgewicht. Er ruderte mit einer Hand und versuchte, sich noch in den letzten Stücken Erde festzukrallen, aber es gelang ihm nicht mehr. Hevea schrie entsetzt laut seinen Namen. Famora wirkte wie versteinert und hatte sich mit allen vier Extremitäten an der Wand festgeklammert. Sie brachte keinen Ton über die Lippen und schaute mit weit aufgerissenen schwarzen Kulleraugen zu. Abraxmata stürzte an den Felsspitzen, nach denen er nicht greifen konnte, denn sie glühten heißer als jedes Feuer, vorbei in Richtung der schwarzen Wand. Seltsamerweise verspürte Abraxmata keine Angst, sondern ein eigenartiges Wohlgefühl umfasste ihn. Er wollte sich gar nicht helfen. Er wollte einfach nur fallen, fallen. Als er versuchte, doch noch an einen der letzten Felstürme zu kommen, merkte er, wie ihn etwas davon abhielt, ihn nicht herankommen lassen wollte, seine Hand fesselte. Er lenkte all seine Gedanken darauf, sich aus dieser Gefangenschaft zu befreien. Sein Körper bebte, als er begriff, dass er dem sicheren Tod entgegenraste. Erst jetzt nahm er Heveas Schreie und Rufe wahr.
»Tu etwas! Setze deine Kräfte ein!«
Famora konnte nicht hinsehen. Sie stand immer noch wie angewurzelt da. Eine Träne lief über ihr rundes Gesicht, als sie die Augen schloss. Noch bevor sie ganz zu waren, drang ein grelles Licht in ihre Augen ein, wie ein blau zuckender Blitz. Als sie nach unten sah, konnte sie beobachten, wie eine leuchtende Wurzel nach oben sauste, sich um eine der Felsspitzen wand und zuzog. Das andere Ende des Seils hatte sich um Abraxmatas Hüften geschlungen, der nun vor der glatten Wand über dem Fels schwebte.
Große Erleichterung machte sich in Heveas Gesicht breit. Sie flog auf Abraxmata zu. »Warum hast du das nicht gleich getan?«, fragte sie
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