Abraxmata
antwortete Chamor entsetzt über Murus’ Reaktion. »Ich habe es in dem Holzbecher dort drüben gefunden, als du wie ein Irrer Abraxmatas Blätternest ruiniert hast. Begeistert wird er darüber aber nicht sein.«
»Woher hast du gewusst, wonach ich suche?«, fragte Murus entgeistert.
»Ich habe es nicht gewusst, aber ich habe es vermutet. Ich weiß zwar nicht, was du damit groß anfangen willst«, sagte Chamor etwas eingeschüchtert zu Murus, und die beiden sahen sich für einen Moment an, »aber, wenn du … wenn du noch jemanden brauchst … wenn ich dir irgendwie helfen kann … ich würde wirklich gerne helfen, Abraxmata zu suchen.«
»Komm mit«, sagte Murus, und die beiden gingen hinunter zum Mondschattensee, Murus immer darauf bedacht, das Blatt gut festzuhalten. »Verstehst du, es ist der Schlüssel, der einzige Anhaltspunkt, den wir haben. Derjenige, der das geschrieben hat, wusste vor Abraxmata, was er als Nächstes denken würde. Er kontrolliert Abraxmata, zumindest ein Stück weit«, begann Murus, »und er stammt nicht aus dem Mondschattenwald.«
»Das heißt also, dass wir jetzt irgendwo in den Wäldern Heinekinpflanzen mit solchen gezähnten Blättern suchen«, kombinierte Chamor, und dann lächelte er etwas müde und sagte: »Na, dann viel Spaß. Das ist ja fast, wie die berühmte Nadel im Heuhaufen suchen, und mindestens genauso aussichtslos.«
»Es ist unser einziger Anhaltspunkt und wir müssen es zumindest versuchen«, entgegnete Murus. »Steig auf, wir fliegen jetzt ganz tief durch die Wälder und machen uns auf die Suche.«
»Meinst du nicht, wir sollten Hevea fragen, ob sie mitkommen will, oder ihr zumindest Bescheid sagen«, warf Chamor ein.
Murus blickte ihn aus trotzigen Augen an. »Hevea kann mir gestohlen bleiben«, raunzte er, »sie hält es wohl nicht für notwendig, hier noch einmal aufzukreuzen, obwohl es schon fast Abend ist.«
Chamor wusste zwar nicht genau, was vorgefallen war, aber er konnte es sich sehr gut vorstellen.
»Pass auf, für die Suche werde ich sehr tief, unten zwischen den Bäumen fliegen. Ich werde mich darauf konzentrieren, nicht dagegen zu knallen und du hältst nach verdächtigen Pflanzen Ausschau«, erläuterte Murus seinen Plan.
»Na, dann ist ja alles in Ordnung«, murmelte Chamor, wobei ihn Murus zum Glück nicht verstanden zu haben schien.
»Wir fangen im Mondschattenwald an, Zygan könnte auch versuchen, uns auf eine falsche Fährte zu locken.«
»Soll das etwa heißen, du willst auch noch außerhalb des Mondschattenwaldes suchen?«, fragte Chamor entsetzt.
»Natürlich«, entgegnete Murus. »Gerade außerhalb. Wir werden das Reich der Fünf Wälder absuchen und wenn es sein muss auch Kismet.«
Chamor war jetzt völlig verdutzt. Noch nie hatte er die Grenzen des Mondschattenwaldes verlassen. Er kannte noch nicht einmal seinen heimatlichen Wald in seiner vollen Größe. Davon, dass das Reich der Wälder aus fünf großen Wäldern zusammengesetzt war, hatte er schon gehört, auch wenn er sich nie wirklich dafür interessiert hatte und eigentlich auch nicht vorhatte, das jetzt zu ändern.
Was Murus mit dem Begriff Kismet meinte, wusste Chamor nicht, denn diesen Begriff hatte er noch niemals zuvor gehört. »Aber … wir werden Tage unterwegs sein, ach was, Wochen«, stammelte Chamor.
»Könnte sein«, sagte Murus, »und deshalb fliegen wir auch sofort los.«
»Sofort? Du meinst jetzt gleich von hier aus, ohne irgendjemandem Bescheid zu sagen?«, fragte Chamor ungläubig.
»Ja«, antwortete Murus knapp.
Der Gang war sehr eng und vollkommen dunkel. Hevea musste sich aufs Äußerste konzentrieren, um nicht gegen die schwarze Wand des sich immer stärker schlängelnden Weges zu knallen. Der Weg erschien ihr endlos, und sie bereute es bereits, so arglos hineingeflogen zu sein. Es war dumm von ihr zu denken, dass etwas sehr Wichtiges, das sie zumindest hoffte zu finden, so leicht zugänglich war. Die Feen, Askan, Penton und die anderen hatten ein mögliches Geheimnis sicherlich bestens geschützt. Leicht in Gedanken verloren war sie für einige Sekunden unaufmerksam gewesen und doch gegen die Wand geflogen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht rieb sie sich ihre Seite. »Verdammt«, keuchte sie und zuckte erschrocken zusammen, als ihre eigene Stimme von allen Ecken widerhallte und sich, immer lauter werdend, zu einem mächtigen Geschrei auftürmte. Wie erstarrt blieb Hevea im Schutz der Dunkelheit stehen und wagte kaum zu atmen. Als endlich auch das letzte
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