Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition)
fügt dann belustigt hinzu: »Jetzt kenne ich Sie schon so lange, aber Sie sind immer für eine Überraschung gut.«
»Was ist denn daran so originell, wenn meine Tochter und mein Schwiegersohn mir einen Computer schenken, von dem ich nicht mal weiß, wie man ihn aufklappt?«
»Kommen Sie schon. Während wir jetzt alle zum guten alten Kopierstift zurückkehren, den man mit der Zunge anfeuchten muss, wie damals mein Großvater am Polizeirevier Arachova, sind Sie uns mit dem Laptop um Lichtjahre voraus.«
»Richtig, aber eigentlich müsste ich bei den Kindern noch ein Geschenk bestellen, nämlich einen Generator.«
»Wieso?«, fragt er baff.
»Ja, wie soll denn der Computer funktionieren, wenn uns der Strom abgedreht wird?«
»Mit dem Akku natürlich, Herr Kommissar«, erläutert er mit einem nachsichtigen Lächeln.
»Tja, wenn der Stromausfall dann über fünf Stunden dauert, nützt der schönste Akku nichts.« Damit habe ich ihn zum Schweigen gebracht. Gleichzeitig geht mir durch den Kopf, dass mich die gestrigen Fernsehbilder stärker beeindruckt haben als die Silvesterparty mit dem Spielgeld-Konfetti.
Unser Gespräch wird durch Koulas Eintreffen unterbrochen, die meinen Laptop mitbringt und an die Steckdose anschließt.
»Hier geht er an«, sagt sie und drückt auf einen Tastaturknopf. »Normalerweise müssen Sie ein Passwort eingeben, aber ich habe es gespeichert, so dass er jeweils automatisch startet.« Sie zieht einen Notizzettel aus ihrer Hosentasche und drückt ihn mir in die Hand. »Hier ist das Passwort. Heben Sie es gut auf, weil es vielleicht mal vom Betriebssystem angefordert wird.«
Ich stecke den Zettel in meine Jackentasche, und Koula beginnt mit dem Unterricht. Sie zeigt mir, wie die Maus funktioniert, und deutet auf ein Piktogramm auf dem Bildschirm.
»Das sagt mir nichts. Da müssen Sie Katerina fragen. Alles andere habe ich Ihnen notiert. Versuchen Sie einfach, das Gerät spielerisch kennenzulernen. Je mehr Zeit Sie damit verbringen, desto schneller können Sie damit umgehen. Und noch etwas: Ein Computer ist der klügste Idiot, den man sich vorstellen kann. Es hängt von Ihnen ab, ob er schlau wird oder dumm bleibt.«
Wenn das von mir abhängt, dann gute Nacht. Dann bleibt er auf demselben Niveau wie sein Kollege, der in Gikas’ Büro steht und schöne Landschaften zeigt.
Als Koula geht, schnappe ich mir die Maus und versuche, das Pfeilchen auf dem Bildschirm festzuhalten, das mir jedoch jedes Mal entwischt. Zwischen uns entwickelt sich eine Art Katz-und-Maus-Spiel. Die Jagd wird erst unterbrochen, als das Telefon läutet. Gikas ist dran.
»Termin beim Minister.«
»Was will er gleich am ersten Arbeitstag des Jahres? Uns ein frohes neues Jahr wünschen?«, frage ich Gikas, als wir in seinem Wagen sitzen.
»Wenn ich an unsere einzige Begegnung bisher denke, kaum. Gehen Sie es vorsichtig mit ihm an, am Anfang wird er noch den starken Mann geben. Wenn er dann ein paarmal auf die Schnauze gefallen ist, wird ihm das schon vergehen.«
Aus Gikas’ Antwort schließe ich, dass die Stimmung ähnlich frostig wie im Kalten Krieg sein wird. Und meine Ahnung bestätigt sich auch gleich.
Die Sekretärin des Ministers führt uns in den Konferenzraum, wo – wie ich feststelle – unsere Truppe vollzählig versammelt ist: Lambropoulos von der Abteilung für Computerkriminalität, Peressiadis von der Drogenfahndung, Esperoglou von der MAT -Sondereinheit und Gonatas, der neue Leiter der Antiterrorabteilung und Nachfolger von Stathakos, der glücklicherweise in Rente gegangen ist.
Wir schütteln Hände, tauschen gute Wünsche aus, an deren Erfüllung kein Mensch glaubt, setzen uns und warten. Kurz darauf taucht der Polizeipräsident mit seinem Stellvertreter auf, ruft »Gutes neues Jahr!«, und die Warterei beginnt von neuem.
»Das macht er absichtlich, um uns den Schneid abzukaufen und zu zeigen, wer der Herr im Haus ist«, bemerkt Lambropoulos. »Hoffentlich täusche ich mich, aber ich fürchte, das dicke Ende kommt noch.«
Als der Polizeipräsident und sein Stellvertreter keinen Kommentar dazu abgeben, sagen wir anderen auch nichts mehr.
Unsere Geduld wird auf eine harte Probe gestellt. Ab und zu lässt jemand eine Bemerkung fallen, dann herrscht wieder Schweigen. Endlich erscheint der Minister in der Tür. In geschäftsmäßigem Ton erklärt er: »Ich wünsche Ihnen allen ein glückliches neues Jahr!« Dann nimmt er seinen Platz ein und inspiziert die Runde.
»Ich komme gerade vom
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