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Abscheu

Abscheu

Titel: Abscheu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef
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Einverstanden?«
    »Nein«, erwidert er fest, und seine dunklen Augen bohren sich in meine. »Heute noch. Du rufst ihn heute noch an. Und versuch bloß nicht, mich zu bescheißen, Tussi.« Mit einer schnellen Bewegung packt er Reddy am Nackenfell und hebt sie vom Strohballen. Durch ihren dicken Bauch ist sie ungewöhnlich schwer. Hilflos hängt sie in ihrer eigenen Haut. Ihre Eckzähne und das Weiß ihrer Augen treten hervor. Sie schlägt mit den Pfötchen ungeschickt in die Luft und krallt ins Leere. Ihr straff gespannter Bauch pendelt hin und her.
    »Lass die Katze los!«, rufe ich ängstlich. »Lass das Tier los, du Arschloch! Sie ist hochträchtig!«
    Die Zeit scheint stillzustehen, während Chris die zappelnde Reddy weiterhin festhält und mich unverwandt ansieht. Mit einem eiskalten, berechnenden Blick. Es scheint ihm zu gefallen. Er genießt die Situation.
    Die Katze gibt ein tiefes Knurren von sich und versucht, ihren Peiniger zu kratzen, aber sie ist zu ungeschickt und Chris hat sie zu fest im Griff. Sie hat keine Chance.
    Plötzlich schleudert er sie von sich weg. Mit einem dumpfen Schlag landet sie meterweit von ihm entfernt auf dem Betonboden und rutscht panisch zappelnd bis an die Stalltür. Mit lautem Fauchen – es klingt, als würde sie spucken – springt sie auf und macht sich davon.
    Draußen höre ich Humboldt alarmiert wiehern.
    »Musste das sein?«, frage ich. »Du hättest sie verdammt noch mal …«
    »Sechs sechs drei acht drei acht neun null.«
    »Sechs – und weiter?«
    »Sechs-sechs-drei, acht-drei-acht, neun-null«, wiederholt er. »Ruf ihn vor zwölf Uhr heute Abend an, oder ich komme wieder. Morgen zum Beispiel oder übermorgen …«
    Er haucht mir einen Kuss zu, grinst hämisch und verlässt den Stall. Kurz bevor er durch die Tür geht, wirft er seine brennende Zigarettenkippe in den Heuvorrat.
    Ich renne hin, kann sie aber nirgends finden. Keuchend wühle ich im Heu herum, raffe mit beiden Armen ein dickes Bündel zusammen und werfe es in den Gang, drehe mich um, nehme das nächste, suche fieberhaft jeden Zentimeter ab, aber die Kippe scheint vom Heu förmlich verschluckt worden zu sein. Ich darf nicht aufgeben, ich muss weitersuchen, bis ich sie gefunden habe. Der Stall besteht aus Holz und ist mit Stroh und Heu gefüllt. Ein winziger, vom Wind angefachter Funke genügt, und die Katastrophe nimmt ihren Lauf. Das Herz hämmert mir jetzt wie wild in der Brust, Haarsträhnen haben sich aus dem Knoten in meinem Nacken gelöst, und ich keuche mit offenem Mund. Stur ackere ich ununterbrochen weiter, räume das Heu zur Seite, suche, bücke mich, greife ein neues Bündel, reiße die wirren, dünnen Halme auseinander. Ich bin mit Staub bedeckt, der in meinen Augen brennt und mir in der Nase kitzelt. Ich muss husten, und endlich sehe ich aus dem Augenwinkel heraus etwas Weißes aus dem Heu fallen. Es ist die Kippe, und sie brennt immer noch. Ich trete sie mit dem Absatz meines Reitstiefels aus, verlagere mein ganzes Gewicht darauf und drehe hin und her, bis sie ganz und gar zermahlen ist. Dann blicke ich mich um.
    Das trockene Heu glimmt nicht. Ich rieche auch nichts, aber das muss nichts zu bedeuten haben. Zur Sicherheit bringe ich das ganze Heu nach draußen. Ich hebe es gabelweise auf die Schubkarre, bis sich ein ordentlicher Haufen aufgetürmt hat, und bringe ihn dann nach draußen zum Misthaufen. Der liegt weit genug vom Stall entfernt und hat einen Betonboden und hohe Seitenwände. Es kostet mich fast eine halbe Stunde, den ganzen Vorrat nach draußen zu karren.
    Als ich aufblicke, sehe ich Donky und Humboldt mitten auf der Weide stehen. Die beiden Pferde haben die Hälse gereckt, die Ohren gespitzt und die Schweife leicht angehoben. Humboldt wiehert erneut.
    Ich habe sie noch nie so angespannt gesehen.
    »Ganz ruhig!«, rufe ich mit zitternder Stimme. »Ist schon gut, Jungs. Alles in Ordnung.«
    Donkys Ohren drehen sich von vorne nach hinten. Humboldt bleibt stocksteif stehen. Dann, als ich ihnen nochmals beruhigend zurufe, lässt er endlich den Kopf sinken und frisst weiter. Er reißt große Grasbüschel aus und kaut hörbar mahlend darauf herum.
    Hinter mir höre ich eine Männerstimme lachen.
    Mit einem Ruck drehe ich mich um, voller Angst, dass Chris geblieben ist, dass er nur so getan hat, als ginge er weg. Dass er am Stall steht, mit verschränkten Armen, die Sonnenbrille auf der Nase, und sich über meine Angst lustig macht.
    Aber er steht nicht da.
    Die Hand schützend über

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