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Abschied aus deinem Schatten

Abschied aus deinem Schatten

Titel: Abschied aus deinem Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Vale Allen
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sie seine elegante, schlanke Gestalt und zerbrach sich den Kopf, ob hinter seinen Worten wohl eine verschlüsselte Botschaft gesteckt haben mochte. Doch dies herauszufinden war gar nicht so leicht! Er war geradezu ein Meister darin, sich direkt und verklausuliert zugleich auszudrücken, wobei er sein Lächeln oder bestimmte Gesten als weitere Varianten für das einsetzte, was er sagen wollte. Unverkennbar war allerdings seine Abneigung gegenüber Claudia. Daher auch die als Rat getarnte Warnung, für die Rowena ihm wirklich dankbar war. Nur konnte sie jetzt, da sich allmählich die Antworten ergaben, wohl kaum aufhören. Möglich, dass sie nicht gerade zu ihrem Glück beitrugen, diese Antworten. Doch zu wissen, was wirklich geschehen war, würde ihr zumindest eine Befriedigung sein.

19. KAPITEL
    R owena drückte die Auswurftaste am Videorekorder, stand dann mit der Kassette in der Hand eine Weile unschlüssig da und grübelte, was sie nun tun sollte. Wegen der Tablette, die sie auf dem Höhepunkt des Lunch-Ansturms gegen die erneut auftretenden Kopfschmerzen genommen hatte, konnte sie lediglich verschwommen und schwerfällig überlegen und hatte, von Müdigkeit nahezu übermannt, bloß noch Schlafen im Sinn. Als sie den Anrufbeantworter abhörte, schreckte sie förmlich zusammen. „Ich wollte Ihnen unbedingt mitteilen”, hörte sie Reids tiefe und verführerische Stimme sagen, „dass ich gestern den ganzen Abend an Sie gedacht habe. Darf ich Sie nicht für morgen oder für Mittwochabend zum Dinner einladen? Heute bin ich bis gegen halb sieben in der Praxis. Würden Sie sich bitte melden und mir sagen, welcher Termin Ihnen besser passt? Ich freue mich auf Ihren Anruf.”
    Das kommt davon, wenn hässliche kleine Frauen übermütig werden und träumen! Im Nu wird man Opfer von Wunschdenken und skrupellosen Männern und steckt hoffnungslos im Morast!
Die Aufnahme endete mit dem typischen Piepton. Deprimiert, erschreckt und wieder mit dem seltsamen Schmerz in der Magengegend starrte Rowena das blinkende Lämpchen an, das die Aufzeichnung anzeigte. Seit der Entdeckung der letzten Videokassette hatte sie nur noch in der Vergangenheitsform an Reid gedacht. Dass sie das Band gefunden hatte, konnte er unmöglich wissen. Er hatte also sein Werben noch nicht eingestellt, was durch seine ernsthafte und eifrig bemüht klingende Stimme auch bestätigt wurde. Nervös stellte Rowena das Gerät neu ein. Wie sollte sie auf diesen Anruf reagieren?
Der will doch etwas von dir! Könnte es womöglich für dich brenzlig werden, falls er das Gewünschte nicht bekommt? Endest du schließlich ebenfalls als Leiche?
Dass er ihr etwas antun könnte, wollte sie nicht glauben, doch nur deshalbnicht, weil sie sich so stark von ihm angezogen fühlte. Als sie eben seine Stimme gehört hatte, hatte sie regelrecht eine Gänsehaut bekommen und überdeutlich den Geschmack und Druck seiner Lippen gefühlt. Du liebe Zeit! Spinnereien, von denen ältliche Jungfern in Schauerromanen träumten!
    Müde und außer Stande, zusammenhängend zu denken, stapfte sie die Treppe hinauf. Das ungemachte Bett, die immer noch zugezogenen Vorhänge, all das symbolisierte ihrer Meinung nach ihr chaotisches Seelenleben. Das gestrige Eingeständnis ihres Interesses an Reid erwies sich als kapitaler Fehler, der sie bestimmt noch teuer zu stehen kommen würde.
    Rowena schob die Kassette in die Schublade des Nachtschränkchens neben dem Bett, zog sich aus und legte sich, nachdem sie den Wecker auf eine Stunde eingestellt hatte, nur mit dem Slip bekleidet schlafen. Doch der Schlaf wollte sich nicht einstellen. Immer wieder kreisten ihre Gedanken um Reid, um ihre eigene Arglosigkeit und die Leichtigkeit, mit der er sie dazu gebracht hatte, die Waffen zu strecken. Ihr Schutzmechanismus funktionierte bei weitem nicht so verlässlich, wie sie sich vorgestellt hatte. Nach so vielen Jahren der Auseinandersetzung mit den Launen ihrer Schwester war sie eigentlich davon ausgegangen, dass sie mittlerweile Leute wie Reid und Konsorten, jene Meister in der raffinierten Kunst der Manipulation, auf Anhieb erkennen würde. Offensichtlich hatte sie sich getäuscht. Reid beherrschte sein Metier virtuos, und sie hatte sich hereinlegen lassen. Sie schloss die Augen, nach Kräften bemüht, sich nicht selbst zu verachten.
    Als der Wecker sie unsanft aus dem Schlummer riss, schmiegte sie sich noch eine Weile weiter in ihren Lakenkokon und suchte nach einem Grund, einfach im Bett bleiben und bis zum

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