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Abschied aus deinem Schatten

Abschied aus deinem Schatten

Titel: Abschied aus deinem Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Vale Allen
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Missgeschick durch.
    Auf dem Parkplatz des Lokals, der sich gleich auf der anderen Seite der Gasse befand, die hinter dem Restaurant verlief, blieb Rowena im Wagen sitzen, den Motor im Leerlauf, die Klimaanlage auf Hochtouren, und grübelte krampfhaft über eine Sache nach, die in einem entlegenen Winkel ihres Gedächtnisses verborgen lag. Der dumpfe Schmerz im Hinterkopf machte ihr allerdings das Nachdenken schwer. Erst in drei Stunden würde sie wieder ausreichend Muße finden, die unterschiedlichen Theorien, die sich allmählich in ihrem Unterbewusstsein formten, einzeln zu untersuchen. Momentan blieb ihr jedoch nicht die Zeit, die sehr reale Möglichkeit, dass Tony Reid in Claudias Tod involviert war, genauer unter die Lupe zu nehmen.
    Sie stellte den Motor ab und trat, geblendet vom grellen Sonnenlicht, das sich im Lack der geparkten Fahrzeuge spiegelte, aus dem Wagen in die Hitze des Morgens. Schnell setzte sie die Sonnenbrille auf, schloss ihr Auto ab und überquerte den Parkplatz, wobei ihr war, als rüttele jeder Schritt ihr sämtliche Knochen durch. Dass die Gelenke ihr nicht den Dienst versagten, war vermutlich reine Glücksache. Ein falscher Tritt, und ihr Skelett fiel wahrscheinlich zu einem haltlosen Häuflein zusammen. Besonders ihren Hüftknochen traute sie nicht mehr viel zu; wie mit O-Beinen stakste sie über den Asphalt, als habe sie stundenlang hoch zu Ross gesessen.
    Kip, der gerade die Terrassentische wischte, sah auf, als Rowena das Törchen hinter sich schloss. Das breite Lächeln, das sein Gesicht bei ihrem Anblick überzog, rührte sie an und sorgte dafür, dass sie sich zwar weniger einsam, dafür aber umso peinlicher berührt fühlte.
    „Na, wie sieht’s aus, Tante Ro? Cooles Kleid! Alles in Ordnung?” Zwischen seinen Augenbrauen bildete sich eine steile Sorgenfalte.
    Rowena schaute an sich herab. Was sie angezogen hatte, wusste sie schon nicht mehr. Ach ja, wieder eins von Claudias Kleidern, marineblaues Leinen, das ihr in der Taille und an den Hüften etwas weit vorkam.
Hast du etwa abgenommen? Allmählich musst du wirklich bewusster essen.
„Kannst du schweigen, mein Schatz?”
    „Na klar!” konstatierte er mit gesenkter Stimme.
    „Ich hab einen Kater”, flüsterte sie. „Bin halb tot!”
    „Au weia!” sagte er voller Mitgefühl. „Kenn ich zur Genüge. Da ist man voll weg vom Fenster. Soll ich dir ’ne Aspirin oder ’nen Kaffee oder so was holen?”
    „Danke, nein.” Sie lächelte bewusst säuerlich, worauf er bekümmert den Kopf wiegte. „Zu Hause alles okay?” erkundigte sie sich. Ob es wohl unredlich war, seiner Mutter die Gelegenheit zu einer Erklärung zu verweigern? Nur – wie viele Gelegenheiten brauchte diese Frau denn noch? Sie hatte doch genügend Möglichkeiten bekommen! Und gerade jetzt, wo es zu spät war, bettelte sie um eine allerletzte Chance!
    „Sieht jedenfalls so aus. Mom tut so, als wäre nix passiert. Seit ihrem Aufstand vom letzten Freitagabend hat sie wegen meinem Job hier keinen Ton mehr gesagt. Vielleicht ist sie drüber weg. Weiß der Geier, warum sie so sauer war.”
    „Könnte sein. Heiß hier draußen.” Rowena hatte das Gefühl, als sauge ihr die Hitze das Mark aus den Knochen. Allein die Augen zu bewegen kostete sie schon ungeheure Anstrengungen.
    „Bullenhitze!” bestätigte er. „Geh lieber rein; da drin ist es kühler.”
    „Hast Recht, ist wohl besser. Die Topfpflanzen machen sich richtig toll!”
    „Ja.” Stolz sah er sich um. „Sind gut gekommen.”
    Rowena ging zur Tür, drehte sich jedoch noch einmal um, weil ihr plötzlich einfiel, worüber sie nachgegrübelt hatte. „Sag mal, hast du gestern zufällig mitgekriegt, was Dr. Reid getrunken hat?”
    „Dein Bekannter? Der Große, der hier draußen saß und das Rätsel aus der
Times
gleich mit Kugelschreiber ausfüllte?”
    „Genau der.”
    „Ich hab ja den Tisch gemacht, da müsste ich’s eigentlich noch wissen. Warte mal … lass mich überlegen.” Eine Weile starrte er in die Ferne. „Gegessen hat er die Florentiner Eier, und dazu kam ’ne Tasse Kaffee. Aber der Drink … was war das noch?”
    „Scotch?” schlug sie vor.
    „Genau!” strahlte er. „Chivas on the rocks!” Das Lächeln erlosch. „Wieso? Hab ich Mist gebaut oder so?”
    „Ach was, nein, nein! Mir fiel nur seine Marke nicht ein, mehr nicht. Danke!”
    „Alles klar. Hoffentlich geht’s dir bald besser.”
    „Das will ich auch schwer hoffen.” Rowena betrat das Lokal wie durch eine Wand aus

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