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Abschied aus deinem Schatten

Abschied aus deinem Schatten

Titel: Abschied aus deinem Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Vale Allen
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hast du mir dann gesagt, welche dir gefiel und welche nicht und warum, ohne dabei gemein oder voreingenommen zu sein. Wie Jodie zum Beispiel, die mit dem grünen Punkerputz und dem Nasenpiercing, weißt du noch? Mom hat ’nen Anfall gekriegt, als sie die sah. Aber als wir bei dir waren, hast du Jodie Kräutertee angeboten und dir von ihr Zöpfe flechten lassen, und wir hatten ’ne Menge Spaß, wir drei. Danach sind wir ja das ganze Jahr mehrmals im Monat vorbeigekommen. Jodie fand dich unheimlich Klasse. Wenn sie mir in der Schule über den Weg läuft, erkundigt sie sich immer noch nach dir. Und kannst du dich noch an Jenny McCall erinnern, auf die ich damals so abgefahren bin? Mann, das war vielleicht ’n Reinfall! Kein Schwein konnte die leiden, aber ich, ich stand unheimlich auf sie! Eigentlich wollte ich’s gar nicht, aber ich konnte mich nicht von ihr fern halten. Dabei war’s mir peinlich, wenn die nur den Mund aufmachte, weil sie so beschränkt war! Eines Abends haben wir dich besucht, und ’n paar Tage später, da fragst du mich, was ich denn an ihr so toll finde, und darauf hatte ich keine Antwort parat. Weißt du noch? Da hab ich schnell Schluss gemacht mit ihr! Ich will damit nur sagen: Für mich bist du auch was Besonderes, Tante Ro! Also, genier dich bloß nicht so! Läuft alles cool. Jetzt bin ich mal für dich da. Ich bin immer für dich da!”
    Sie war wieder im kalten Wasser, verzweifelt bemüht, Claudia dazu zu bewegen, sie loszulassen, ehe das letzte bisschen kostbarer Luft verbraucht war. Aber ihre Schwester wollte ihr offenbar nicht zuhören, und Rowena wurde müde. Arme und Beine verkrampften sich bereits.
    Lass mich doch nicht so lange betteln! Wenn du mich festhältst, muss ich ertrinken!
    Warum kommst du denn immer wieder zurück, wenn du solche Angst vor dem Ertrinken hast?
    Ja, tatsächlich – warum kam sie immer wieder zurück? Sie wollte es doch gar nicht!
    Plötzlich war sie frei, doch ihre Kraft war verbraucht, und sie konnte sich nur langsam an die Oberfläche kämpfen. Ihr Herz, gierig nach Sauerstoff, hämmerte wie wild. Sie durchstieß genau in dem Moment die Wasseroberfläche, als sich ihr Mund bereits öffnete und mit Salzwasser füllte. Einige Zeit musste sie sich in Rückenlage treiben lassen, bevor sie sich so weit erholt hatte, dass sie zum Anleger zurückschwimmen konnte, wo Mark, das Gesicht wütend und zugleich angsterfüllt verzerrt, auf sie wartete.
    „Du musst damit aufhören!” mahnte er. „Es jagt mir eine Heidenangst ein!”
    „Tut mir Leid!” japste sie. „Tut mir wirklich Leid!”
    Jemand war draußen auf dem Treppenpodest, und als Rowena öffnete, stand sie ihrem Vater gegenüber.
    „Hi, Rowlie! Wie geht’s dir, mein Schatz?”
    „Daddy!” Sie warf sich in seine Arme und drückte ihn ungestüm. „Daddy, Daddy!” Mehr brachte sie nicht hervor, immer und immer wieder, lachend und weinend in einem. Seit ihrer Kindheit war sie nicht so glücklich gewesen.
    Mit ausgestreckten Armen hielt er sie etwas von sich ab und sah sie lange an. „Ich wusste doch, dass aus dir einmal eine gut aussehende Frau wird! Wie schön, dich wiederzusehen, Liebling!”
    Automatisch wehrte sie sein Kompliment ab und schüttelte ungläubig den Kopf, während sie gleichzeitig weinte und lachte. „Woher wusstest du denn, wo du mich findest?”
    „Dein Freund Mark.”
    „Mark?”
    „Genau! Er teilte mir telefonisch mit, dass du einige Kartons mit den Unterlagen deiner Mutter sortiert hast und dabei auf meine Briefe gestoßen bist. Ich wusste ja, dass du sie nie erhalten hattest, denn sonst hätte ich längst etwas von dir gehört.”
    „Ich freue mich so, dich zu sehen! Du hast dich gar nicht verändert, Daddy. Du bist noch ganz der Alte.”
    „Ach, mein Schatz, ich bin mit der Zeitmaschine geflogen. Das verdammte Ding zischt dermaßen los, da kriegt man fast ein Schleudertrauma. Aber schau dich an! Du siehst immer noch aus wie ein Kind. Kaum zu fassen, dass so viel Zeit vergangen sein soll!”
    „Jeanne hat behauptet, du machtest dir nichts aus uns, aber ich habe ihr nicht geglaubt.”
    „Wenigstens hat sie meine Grüße nicht in den Papierkorb geworfen. Sonst hätten wir uns womöglich nie wieder gefunden. Und das wäre doch jammerschade gewesen!”
    „Zuweilen verschwinden Menschen um uns herum. Schrecklich, wenn man es merkt, aber es stimmt, nicht wahr, Daddy? Im Laufe unseres Lebens verlieren wir so viele Menschen, auch manche, denen wir nahe standen. Und doch

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