Abschied aus deinem Schatten
weiß ich mit absoluter Sicherheit!”
„Kapierst du jetzt, was ich meine?” sagte Mark zu Reid.
„Ihr zwei braucht euch gar nicht erst gegen mich zu verbünden!” rief sie warnend. „Dass ich eure heimtückische Verschwörung heute Abend großzügig übersehe, heißt noch lange nicht, dass ich mich von euch durch den Kakao ziehen lasse! Ich bin ja nicht verrückt!”
„Na schön, dann lass hören”, sagte Mark herausfordernd. „Wer hat sie denn nun umgebracht?”
„Derjenige, der die Aufnahme gemacht hat”, konterte sie wie aus der Pistole geschossen.
„Verstehe ich nicht”, sagte Reid. „Welche denn?”
„Deine”, erklärte Rowena. „Alle anderen wurden mittels einer Zeitschaltuhr gestartet und beendet. Aber bei deiner hat jemand aus Fleisch und Blut die Kamera bedient.”
Reid wurde wieder blass. „Soll das heißen, dass eine dritte Person mit von der Partie war?”
„Leider”, stellte Mark fest.
„Was denn – hast du das Band etwa auch gesehen?” fragte Reid ihn.
Mark nickte bedauernd.
„Oh Gott, das wird ja immer schlimmer!” Er schlug die Hände vors Gesicht.
„Ich gucke mal nach dem Essen.” Mark verzog sich schleunigst in die Küche.
„Entschuldige”, murmelte Rowena. „Dass alles auf diese Weise ans Licht kommt, lag nicht in meiner Absicht.”
„So? Was war denn dann deine Absicht? Eine ganzseitige Anzeige in der
New York Times
zu schalten? Oder eins von diesen Leichtflugzeugen, die so ein Reklamebanner hinter sich her ziehen, zu chartern?”
„Nun übertreib mal nicht! Meine Schwester hat dich zum Narren gehalten. Ich weiß, wie das ist, und ich kann es dir nachfühlen. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass du nicht ehrlich zu mir warst.”
„Unehrlich war ich aber auch nicht! Ich gebe ja zu, ich habe an jenem Abend nicht auf dem Absatz kehrtgemacht und bin nicht gegangen, obwohl ich es hätte tun können. Aber das hat doch mit dir nichts zu tun!”
„Sie war meine Schwester!”
„Ja – und?”
„Nun … ach, ich weiß auch nicht!”
„In gewisser Hinsicht stimmt das, was Mark sagt. Wenn es um die Bewältigung meines eigenen Gefühlslebens geht, tauge ich nicht viel.”
„Da haben wir etwas gemeinsam.”
„Ob wir wohl mal darüber hinwegkommen, Rowena?”
„Mir scheint, das sind wir schon.”
Er lehnte sich zurück. „Muss ich jetzt in mich gehen und Buße tun?”
„Das wohl nicht, nein.”
„In Zukunft also”, sagte er, während ein Lächeln über sein Gesicht glitt, „darf ich unter Umständen mit einem Rückruf rechnen?”
„Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, würde ich sagen.”
„Weil ich ein Geständnis abgelegt habe?”
„Deswegen auch. Und weil ich zu der Einsicht gelangt bin, dass es auf reine Zeitvergeudung hinausläuft, wenn ich Angst vor dem habe, was passieren oder nicht passieren könnte. Ich will kein Leben, das nur die Hälfte wert ist. Tot sind wir noch lange genug.”
„Sehr richtig!” stimmte er zu.
„Mein Vater hat mir versichert, dass Jeanne, als sie mit mir schwanger war, kaum Alkohol trank. Das Risiko, dass ich unter FAS leide, ist somit gering. Ein bisschen Angst hatte ich schon davor.”
„Da bist du sicher erleichtert.”
„Und wie! Also, ehe ich sterbe, gibt es noch einiges, was ich zu tun gedenke.”
„Als da wäre?”
„Rück mal ein bisschen näher, damit ich es dir ins Ohr flüstern kann!”
Schelmisch lächelnd kam er ihrer Aufforderung nach.
28. KAPITEL
N ach dem Dinner hatten sie sich wieder ins Wohnzimmer zurückgezogen. Mit einem Weinglas in der Hand saß Reid in der einen Couchecke, während Rowena, in die andere gekuschelt, gegen den Schlaf ankämpfte. Mark hockte im Schneidersitz den beiden gegenüber vor dem Couchtisch.
„Ihr zwei könnt von mir aus noch den Wein austrinken”, sagte Rowena gähnend. „Ich für meinen Teil muss ins Bett.”
„So langsam sollte ich aufbrechen”, bemerkte Reid nach einem raschen Blick auf seine Armbanduhr. „Auf mich warten noch ein paar Aufzeichnungen.”
„Aber es ist doch nicht mal neun Uhr!” wandte sie schuldbewusst ein.
„Ab ins Bett mit dir, Ro”, befahl Mark. „Dein Kreislauf spielt nach dem Unfall noch verrückt. Es macht dir schon keiner einen Vorwurf, wenn du dich von der Party verdrückst.” Er stand auf und gab Reid zum Abschied die Hand. „Hat mich gefreut, dich wiederzusehen, Tony.”
„Hast du nicht Lust, mal sonntags mit Richard zu kommen und eine Bootsfahrt zu unternehmen?”
„Mann,
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