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Abschied aus deinem Schatten

Abschied aus deinem Schatten

Titel: Abschied aus deinem Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Vale Allen
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dir deinen Schlafanzug an, und ich mache uns einen Happen zu essen.”
    „Hab keinen Hunger”, schniefte sie und fingerte in ihrer Hosentasche nach einem Papiertaschentuch.
    „Keine Widerrede! Damit kommst du bei mir nicht durch. Ich weiß, dass du nichts gegessen hast! Und es gefällt mir gar nicht, dass dir das allmählich zur Gewohnheit wird. Jetzt gibt’s einen kleinen Imbiss und eine Tasse Tee, und dann unterhalten wir uns. Danach nimmst du ein heißes Bad und gehst schlafen.”
    Sie gab klein bei. „Okay.” Dass er die Sache in die Hand nahm, beruhigte sie.
    Als Rowena wieder die Treppe herunterkam, hatte Mark bereits Brot, Käse, Obst und eine halbe von Jills Pfirsichpasteten auf den Tisch gestellt. Dann aber zog er die Stirn kraus, da Rowena, kaum dass sie Platz genommen hatte, sogleich zur Zigarette griff.
    „Passt mir gar nicht, deine Qualmerei. Aber heute Abend will ich mal nicht so sein.” Er brachte zwei Becher Tee zum Tisch und stellte einen vor Rowena hin. „So, und nun lass hören. Die ganze Geschichte.”
    Im Verlauf ihrer Darstellung nahm sie brav ein wenig Käse und eine dünne Scheibe von der Pastete zu sich. Während sie Mark von Kips Enthüllungen bezüglich seines Vaters berichtete, wich die Melancholie etwas von ihr, obwohl das Gefühl noch immer bedrohlich nahe lauerte, als warte es nur darauf, dass Rowena wieder in Reichweite kam.
    „Kein Wunder, dass du vorhin solch wirres Zeug von dir gegeben hast”, sagte Mark tröstend. „Was ist bloß in das Weib gefahren?”
    „Als ich Tony Reid zum ersten Mal aufsuchte, wies er darauf hin, wie schwierig es oft ist, selbst die Menschen, mit denen man ansonsten eng vertraut ist, richtig zu kennen. Seit dem Gespräch mit ihm frage ich mich dauernd, ob ich Penny überhaupt je wirklich gekannt habe. Wahrscheinlich nicht, und da fühlt man sich abscheulich, Mark – wütend und hilflos und dumm. Hätte Kip mir das von seinem Vater nicht erzählt, hätte ich angenommen, Pennys Kurzschluss, oder was auch immer das gewesen sein mag, wäre sozusagen aus heiterem Himmel erfolgt. Aber den Sohn zeitlebens dermaßen zu belügen! Zu behaupten, sein Vater wolle nichts mit ihm zu tun haben! Und jedermann weiszumachen, ihr Exmann habe nie auch nur einen Cent an Unterhalt für das Kind bezahlt! Warum, in Gottes Namen? Wieso hat sie nicht einfach die Wahrheit gesagt?”
    „Hätte sie’s bloß getan!” rief Mark. „Es hätte allen eine Menge Ärger erspart! Vielleicht wollte sie bei euch nur auf die Tränendrüse drücken.”
    „Andauernd mache ich mir Vorwürfe! Ich hätte Kip nicht nach Hause schicken dürfen, aber andererseits wollte ich die Lage nicht auch noch verschärfen.”
    „Genau. Das hast du schon richtig gemacht.”
    „Lernt man wohl je einen Menschen richtig kennen, Mark? Kenne ich dich? Kennen wir uns, wir zwei?”
    „Das Desaster heute Abend ist dir aber mächtig in die Glieder gefahren!” Mitfühlend legte er ihr die Hand auf den Arm. „Du kennst mich, Ro. Abgesehen von Tim damals stehst du mir näher als je ein Mensch zuvor. Und ich kenne dich sehr wohl!”
    „Aber hast du nicht angenommen, du würdest Penny ebenso gut kennen?”
    „Willst du’s wirklich wissen? Zu vierzig Prozent vielleicht. Ich habe sie akzeptiert, weil sie deine Freundin war. Aber die Chemie, die hat nur mit dir gestimmt. Und mit Kip, denn an dem Bengel hatte ich vom ersten Tag an einen Narren gefressen. Nach meinem Eindruck als Außenstehender schleppte Penny hingegen jede Menge emotionalen Ballast mit sich herum. Sie hat ihn lediglich geschickt verschleiert.”
    „Warum hast du nie etwas gesagt?”
    „Ro”, meinte er nachsichtig, „du hast einen schlimmen Abend hinter dir und kannst deshalb nicht mehr logisch denken. Hättest du dich etwa mir gegenüber kritisch über Tim geäußert? Nie und nimmer, es sei denn, ich hätte dich dazu aufgefordert. Du hättest um jeden Preis vermieden, kränkende Behauptungen aufzustellen oder meine Einstellung negativ zu beeinflussen. Mir ging es in Bezug auf Peggy ähnlich. Falls du mich allerdings direkt gefragt hättest, dann hätte ich dir das, was ich vorhin sagte, nicht vorenthalten.”
    „Wenn du das Gefühl hättest, dass mit mir etwas nicht stimmt, oder dass ich aus der Bahn gerate – würdest du es mir sofort sagen? Oder würdest du so lange warten, bis sich eine Gelegenheit ergibt?”
    „Nein, warten würde ich auf keinen Fall. Ich würde dich gleich damit konfrontieren.”
    „Du findest also nicht, dass

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