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Abschied aus deinem Schatten

Abschied aus deinem Schatten

Titel: Abschied aus deinem Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Vale Allen
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ich allmählich so werde wie Claudia?”
    „Ach, Mädchen!” Er wirkte tief betrübt. „Hat Penny das behauptet?”
    „Das behauptet sie schon die ganze Zeit!”
    „So eine dumme Ziege! Jetzt hör mal zu, mein Schatz! Wenn ich bei dir auch nur einen Hauch von Claudia wittern würde, dann würde ich dir so gewaltig den Marsch blasen, dass dir Hören und Sehen vergeht! Deine Schwester war dermaßen verhaltensgestört – viel Schlimmeres ist mir bislang nicht über den Weg gelaufen. Die hatte vor nichts Respekt und schmiss sich an jeden heran, an absolut jeden. Selbst bei mir hat sie’s versucht. Ist allerdings lange her.”
    „Was denn – wirklich?”
    „Na, und ob! Eines Abends rief sie mich mit rauchiger, gurrender Stimme an und meinte, ich solle doch auf einen Drink zu ihr rüberkommen.”
    „Ja, lieber Himmel! Wann war das denn?”
    „Damals, als wir beide uns kennen lernten, du und ich. Sie vermutete wohl ein Techtelmechtel zwischen uns und wollte uns die Sache so richtig schön vermasseln, allerdings mit einer derart plumpen Masche, dass es schon an Komik grenzte. Aber damals bekam ich eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie sie vorging, und komisch war das keineswegs. Ich ließ sie abblitzen. Begeistert war sie bestimmt nicht, ließ sich jedoch nichts anmerken. Als ich einige Jahre später mit Tim in ihrem Lokal auftauchte, wusste sie bereits, dass ich schwul bin, und tat so, als kenne sie mich nicht.”
    „Nicht zu fassen, dass sie so etwas gemacht hat!”
    „Und ich hab nie glauben wollen, dass ihr beiden Schwestern wart. Doch je länger ich dich kenne, desto klarer werden mir bestimmte Sachen.”
    „Was denn?”
    „Lass uns ein andermal drüber reden, Ro. Es ist spät, und du kannst dich ja kaum noch auf den Beinen halten.”
    „Nein, erzähl schon!”
    „Es ist immer das Gleiche, Rowena – der Gegensatz zwischen deinem wirklichen Aussehen und deiner eigenen Vorstellung davon, wie sie dir eben von Mutter und Schwester eingebläut wurde. Nicht Claudia war die Schöne, Schätzchen, sondern du! Du bist es! Siehst du? Du glaubst mir von vornherein nicht, und ich habe keine Lust zu einer Diskussion mit dir. Gestatte mir nur eine Frage: Wem vertraust du mehr – jemandem, der gerade für die Titelrolle in
Lizzie Borden, Das Musical
vorgesungen hat, oder mir?” Als sie lachte, fügte er hinzu: „Im Ernst! Erzähle ich dir nicht schon seit Monaten, dass Penny sich vor Eifersucht verzehrt?”
    Rowena nickte nur, da das Lachen ihr die restliche Kraft geraubt zu haben schien.
    „Du brauchst deinen Schlaf, mein Schatz. Für alle Fälle hab ich dir eine Valium mitgebracht.” Er legte eine kleine bläuliche Tablette auf den Tisch. „Kommst du zurecht? Oder soll ich in einem der Gästezimmer kampieren?”
    „Es geht schon”, flüsterte sie kaum hörbar. Fast versagte ihr die Stimme. „Vielen Dank für alles!”
    „Nimm ein schönes Vollbad, und dann sofort ins Bett!” Er küsste sie auf die Stirn und ging dann Richtung Hintertür. „Denk daran, die Alarmanlage einzuschalten!”
    „Mach ich.”
    „Ich liebe dich, Rowena. Wird schon alles gut werden.”
    Unfähig zu sprechen, konnte sie ihm nur unsicher zulächeln. Er trat hinaus und hauchte Rowena einen Luftkuss zu, bevor er die Tür hinter sich schloss.
    Eine Zeit lang blieb sie noch sitzen und rauchte ihre Zigarette zu Ende. Claudia hatte sich also auch an Mark herangemacht! Was, in aller Welt, war nur in ihrer Schwester vorgegangen? Was hatte sie zu solchen Handlungen getrieben? Hatte sie jemandem etwas beweisen wollen? Wenn ja – wem? Wieder wurde Rowena von jener unsäglichen Niedergeschlagenheit überfallen. Nachdem sie das Sicherheitssystem aktiviert hatte, schleppte sie sich bleischwer die Treppe hinauf.
    Sie ließ Wasser in die Wanne ein und zog sich aus, erschrocken über die Blutergüsse an beiden Oberarmen. Während sie zart mit dem Finger über die Stellen fuhr, ließ sie die Auseinandersetzung mit Penny nochmals Revue passieren.
    Diese überfallartige Attacke hatte sich in einer Arena abgespielt, in der Intelligenz und die Fähigkeit zu logischem Denken nicht die geringste Rolle spielten. Körperkraft allein war entscheidend gewesen, und damit, so Rowenas Überlegung, konnte sie nicht aufwarten. Sie hasste sich ob ihrer Schwäche, hasste Penny, weil diese ihr das letzte kostbare bisschen Selbstvertrauen geraubt hatte.
    Nachdem sie die Valium-Tablette eingenommen hatte, gab Rowena sich ganz ihrem Vollbad hin, bis sie merkte,

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