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Abschied in Dunkelblau

Abschied in Dunkelblau

Titel: Abschied in Dunkelblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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mit dem Essen warten?« fragte Christine.
    »Lieber nicht. Ich weiß nicht, wie lange ich brauche.«

    Die Stadt Candle Key war ein ausgedehnter Ort an einer schnellen Straße. Die Insel war an dieser Stelle ganz eng. Die Stadt lag in der Nähe der Südwestbrücke, die von der Landzunge wegführte. 1960 war Candle Key tüchtig aufgemöbelt worden und sah jetzt frisch und neu aus: moderne Tankstellen, Motels am Strand, Restaurants und Geschenkläden, Läden mit Seemannsbedarf, Bootsgeschäfte, ein Postamt.
    Ich hielt an der großen Esso-Tankstelle und fand den Tankwart an seinem Schreibtisch, wo er eine Inventurliste abhakte. Es war ein gebeugter, dicklicher, blasser Mann mit staubig wirkendem, schwarzen Haar. Sein Name war Rollo Urthis. Er begrüßte mich mit wachsamem Verkäuferblick.
    »Mr. Urthis, mein Name ist McGee. Ich versuche, einen Anhaltspunkt über den augenblicklichen Verbleib eines gewißen Ambrose Allen zu finden. Unsere Akten belegen, daß er einige Monate für Sie gearbeitet hat.«
    »Junior Allen. Klar. Er hat hier gearbeitet. Worum geht’s denn?«
    »Reine Routine.« Ich nahm ein Stück Papier aus meiner Brieftasche, schaute darauf und steckte es wieder zurück. »Es gibt da eine unbezahlte Hotelrechnung über zweihundertundzwölf Dollar und zwanzig Cents. Vom Hotel Bayway in Miami, stammt vom März. Die haben sie dem Inkassobüro abgetreten, für das ich arbeite, und er hat sich dort mit dem Wohnsitz Candle Key eingetragen.«
    Sein Grinsen entblößte eine Reihe sehr schlechter Zähne. »Tja, das muß eine jener kleinen Einzelheiten sein, die Mister Junior Allen übersehen hat. Wenn Sie ihm über den Weg laufen, wird er Ihnen das wahrscheinlich mit dem Klimpergeld bezahlen, das er in der Hosentasche trägt, und Ihnen noch ein gutes Trinkgeld geben, Mister.«
    »Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz, Mr. Urthis.«
    »Er hat im Februar bei mir aufgehört und ist urplötzlich reich geworden.«
    »Hat er geerbt?«
    »Ich weiß nicht, ob das genau der richtige Ausdruck ist. Die Leute sind unterschiedlicher Auffassung darüber, wie er zu dem Geld gekommen ist. Er ist beinahe einen Monat lang weggewesen und hier mit einer großen Yacht wieder aufgekreuzt, die er sich gekauft hat, mit neuen Kleidern und einer goldenen Armbanduhr, die nicht dicker war als ein Silberdollar. Ich würde sagen, er hat sie sich von einer Frau schenken lassen. Er ist so ein Mann, der Frauen dazu bringen kann, Dinge zu tun, die sie freiwillig nicht tun würden, wenn sie Zeit hätten, darüber nachzudenken. Er ist hierhergekommen und direkt bei den Berry-Mädchen eingezogen, in voller Lebensgröße. Ihre Mutter hat damals noch gelebt, letztes Jahr. Sie haben beide viel Pech gehabt. Cathy ist eine nette junge Frau, wie man sie sich nur wünschen kann, aber er hat sich schnell an sie rangemacht. Als er das Geld gehabt hat, hat er sie fallenlassen und ist bei Mrs. Atkinson eingezogen. Sie ist eine langjährige Kundin gewesen, und ich hätte schwören können, daß sie sich so etwas nicht bieten läßt. Aber das hat sie. Eine Kundin habe ich auch verloren. Gott weiß, wo er jetzt steckt. Aber vielleicht könnte es Mrs. Atkinson wissen, wenn Sie sie dazu bewegen können, mit Ihnen darüber zu reden. Wie ich höre, ist sie in diesem Punkt sehr empfindlich. Seit mehr als einem Monat hat hier in der Gegend Junior Allen keiner mehr gesehen, würde ich sagen.«
    »Ist er ein guter Angestellter gewesen, Mr. Urthis?«
    »Wenn er das nicht gewesen wäre, hätte ich ihn nicht behalten. Sicher, er war ganz in Ordnung. Hat sich schnell bewegt, wirklich gut, wenn wir großen Andrang hatten, und hat Sachen auch gut reparieren können. Die Kundschaft mochte ihn. Er hat die ganze Zeit gelächelt und stand nie müßig herum. Vielleicht ist er ein bißchen zu freundlich zur weiblichen Kundschaft gewesen, der gutaussehenden. Hat ein bißchen herumgeflirtet, aber es hat sich niemand beschwert. Ehrlich gesagt, tat es mir leid, daß er gegangen ist. Die Leute, die man heutzutage kriegt, arbeiten nicht gerne.«
    »War er in Geldangelegenheiten zuverlässig?«
    »Würde ich sagen. Ich glaube nicht, daß er bei irgend jemand Schulden hinterlassen hat, und falls doch, hat er sie bestimmt bezahlen können, als er zurückgekommen ist. Ich glaube, er hat es irgendwie von Mrs. Atkinson. Falls das so ist, müßte sie sich beschweren, nicht ich.«
    »Wo könnte ich sie finden?«
    »Sehen Sie das große Reklameschild der Immobilienfirma da die Straße hoch? Biegen

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