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Abschied in Dunkelblau

Abschied in Dunkelblau

Titel: Abschied in Dunkelblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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kamen keinerlei Geräusche. Also spazierte ich hinein, um mir das Gemälde aus der Nähe anzusehen. Als ich gerade in der Mitte des Zimmers angekommen war, hörte ich, wie jemand erschreckt die Luft anhielt, dann ein scharrendes Geräusch. Ich drehte mich um und entdeckte zwei Leute auf einer tiefen, niederen Couch rechts neben der Türöffnung. Die Couch hatte hohe Seitenteile, daher hatte ich die beiden nicht bemerkt.
    Da war zum einen ein hellblondes Mädchen von etwa siebzehn. Sie saß zusammengesunken in der Couch, gegen Kissen gelehnt. Sie hatte khakifarbene Shorts und eine hellgraue Bluse an, die bis zur Taille aufgeknöpft war. Sie hatte schon den hochgewachsenen, luxuriös ausladenden Körper einer reifen Frau, sie atmete schwer, und ihr Gesicht war von jener verräterischen Schlaffheit, jener Ausdrucksleere, die von längerer sexueller Erregung herrührt. Ein Kindermund und Kinderaugen waren in das Gesicht einer Frau verpflanzt worden. Ihre Lippen waren feucht und ihre Brustwarzen angeschwollen, und sie brauchte sehr lange, um aus dem Traumland des Eros zurückzukehren. Der Junge war älter, vielleicht zwanzig, ein massiv gebauter roher Kerl, lauter Haare und Muskeln, kantige Wangenknochen und zornige Augenschlitze.
    Wäre es nach mir gegangen, hätte ich mich einfach sehr leise davongemacht. Aber dazu ließ mir ihr Krieger keine Gelegenheit. »Warum klopfst du nicht an, du blöder Hund?« fragte er mit rauher Stimme.
    »Hab’ nicht gewußt, daß das ein Schlafzimmer ist, Kleiner.«
    Er stand auf, beeindruckend groß und breit gebaut. »Du hast die Dame beleidigt.« Die Dame saß aufrecht da und knöpfte ihre Bluse zu. Dann sagte die Dame: »Hau ihn um, Lew!« Faß ihn, Rover. Er ging auf mich los, gehorsam wie alle Hunde.
    Ich bin groß und schlaksig. Ich sehe aus wie ungelenke, schwerfällige einhundertachtzig Pfund. Wer sich meine Handgelenke genauer anschaut, kann mich besser einschätzen. Wenn ich auf zweihundertzwölf bin, werde ich nervös und schraube zurück auf zweihundertundfünf. Was Schwerfälligkeit und Reflexe anbelangt, habe ich in meinem ganzen Leben noch nie eine Fliegenklatsche benötigt. Mein gefechtsmäßiger Gesichtsausdruck ist eher entschuldigend und ängstlich. Ich habe es gerne, wenn sie siegesgewiß sind. Meine Haltung besteht vorwiegend aus Ellbogen.
    Der getreue Hund Lew wollte die Sache sofort erledigen. Er schlug Haken mit beiden Händen, das Kinn auf die Brust gesenkt, keuchend, und holte ganz weit aus, links rechts links rechts. Er hatte Fäuste wie Felsbrocken, und sie taten weh. Sie taten weh auf meinen Ellbogen und Unterarmen und Schultern, und ein Haken prallte von meiner Schulter ab und traf mich oben am Kopf. Als ich seinen Rhythmus raus hatte, konterte ich und schlug ihm den Mund mit einer Rechten auf. Seine Arme hörten auf zu arbeiten und fingen an zu lahmen. Ich haute ihm die Klappe wieder zu mit einem kurzen linken Haken. Er ließ die Arme sinken. Ich traf mit der Rechten auf dieselbe Stelle wie vorher, da ging er mit offenstehendem Mund und verdrehten Augen zu Boden.
    Die junge Dame schrie. Leute kamen angerannt. »Was geht hier vor?« brüllte Brell. »Was zum Teufel geht hier vor sich?«
    Ich war zu verärgert, um höflich zu bleiben, um eine salonfähige Formulierung zu suchen. »Ich bin hier hereinspaziert, um mir das Bild anzuschauen. Ich habe geglaubt, es sei niemand im Zimmer. Dieser Jockey hat sein kleines Mädchen schon ganz heiß gemacht. Die fühlten sich gestört, und die Kleine wollte, daß er mir eine langt. Aber das hat nicht hingehauen.«
    Brell wandte sich mit besorgter Stimme dem Mädchen zu. »Angie! Ist das wahr?«
    Sie schaute Lew an. Sie schaute mich an. Dann schaute sie ihren Vater an. Ihre Augen waren wie Steine. »Was kümmert es dich denn überhaupt, wer hier flachgelegt wird!« Sie schluchzte auf, zwängte sich an ihm vorbei und suchte das Weite. Er stand einen Augenblick wie vom Blitz getroffen da, dann rannte er hinter ihr her und rief ihr nach. Eine Tür knallte zu. Er schrie immer noch. Ein Sportwagen röhrte und spuckte und fuhr davon. Reifen quietschten. Das Motorengeräusch verebbte, während der Wagen durch die Gänge gejagt wurde.
    »Gott sei uns gnädig!« sagte die Dame des Hauses. Sie nahm eine Vase vom Tisch, brachte sich sorgfältig in Position und ließ sie Lew auf den Kopf fallen, mitsamt den Blumen. Die Hingdons und ich waren damit beschäftigt, uns nicht gegenseitig anzustarren.
    Lew schob den Boden von sich weg und

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