Abschied in Dunkelblau
setzte sich auf. Er sah aus wie ein fettes, trauriges Baby. Seine Augen waren noch nicht ganz klar.
Gerry ging neben ihm in die Knie, legte ihm die Hand auf die muskelbepackte Schulter und schüttelte ihn sanft. »Süßer, du nimmst jetzt besser deinen Arsch in die Hände und haust ab, denn wie ich George Brell kenne, lädt er genau in diesem Augenblick ein Gewehr.«
Die Augen wurden klar, verstanden, wurden vor Schreck rund und groß. Er sprang auf und rannte, ohne jemanden anzusehen oder ein Wort zu sagen, mit schweren und unsicheren Beinen hinaus.
Gerry lächelte uns an und sagte: »Entschuldigen Sie mich bitte!« Dann machte sie sich auf die Suche nach George.
Die kleine Bess Hingdon hielt sich dicht an ihren großen und ziemlich ernst wirkenden jungen Ehegatten. »Mein Lieber, ich denke wirklich, wir sollten gehen.«
»Einfach so?« fragte Hingdon unsicher.
Von den beiden ging ein angenehmes Aroma aus, der Geruch einer guten Ehe. Getrennt durch ein Zimmer voller Menschen blieben sie doch ein Paar, nahmen sich gegenseitig wahr.
»Ich gehe Gerry suchen«, sagte sie und ging.
Sam Hingdon schaute mich neugierig an und meinte: »Dieser Lew Dagg ist ein rauher Bursche. Mittelstürmer. Noch ein Jahr, und die Profis werden ein Auge auf ihn haben.«
»Wie habe ich ihn dann umhauen können, fragen Sie sich?«
Er grinste. »So in etwa.«
»Vielleicht ist er nicht in Form. Er sollte die Sommerpause für eine andere Art von Training nutzen. Ist diese Angie die Älteste von George?«
»Die Jüngste. Sie ist als einzige noch zu Hause. Gidge ist die Älteste. Sie ist mit einem Medizinstudenten in New Orleans verheiratet. Tommy ist bei der Luftwaffe. Sind alle Marthas Kinder.«
Bess kam herbeigeeilt, die Handtasche unter dem Arm. »Es ist in Ordnung, Schatz. Wir können jetzt gehen. Gute Nacht, Mr. McGee. Ich hoffe, wir sehen uns wieder.«
Ich ging auf die Terrasse hinaus und mixte mir einen schwachen Drink. Ich konnte hören, wie Gerry und George miteinander schimpften. Ich konnte Musik hören, nicht aber die Texte. Wut und Vorwürfe. Ein hübsches Mädchen in Uniform mit dunklen Zöpfen kam auf die Terrasse, räumte die Überreste der Cocktailknabbereien weg, warf mir einen scheuen Blick zu und verschwand auf Katzenpfoten.
Endlich kam George heraus. Er wirkte sauer. Er knurrte zu mir herüber, goß Bourbon über einen Würfel Eis und schüttete ihn hinunter, bevor das Eis eine Chance hatte, den Whisky zu kühlen. Er knallte das Glas hin. »Trav, Gerry hat Kopfschmerzen. Sie läßt sich entschuldigen. Meine Herren, was für ein Abend!«
»Entschuldigen Sie mich bitte bei ihr. Sagen Sie ihr, daß ich nicht daran gedacht habe, daß es Ihre Tochter sein könnte, als ich so deutlich geworden bin. Und den Jungen habe ich niedergeschlagen, weil er mir keine andere Wahl gelassen hat.«
Er starrte mich an, offensichtlich schmerzerfüllt. »Was haben die da drin denn wirklich gemacht, McGee?«
»Ich habe nicht wirklich gesehen, was sie gemacht haben. Er hat ihr die Bluse aufgeknöpft und den BH ausgehakt, aber sie hat ihre Shorts noch angehabt.«
»Sie kommt erst im Herbst aufs College. Gottverfluchter Affe! Lassen Sie uns hier abhauen, Trav.«
Wir gingen hinaus und stiegen in den Lincoln. Er fuhr zügig durch ein großes Labyrinth kurvenreicher Straßen und bremste ab, als wir an einem Haus vorbeikamen, das ebenso auffällig war wie seines. Ich konnte einen Blick auf das Auto des Mädchens erhaschen. Er gab Gas. »Gerry hat gesagt, daß sie da hingehen würde. Da wohnt ihre beste Freundin.«
Er sprach erst wieder, als wir auf der 77 in Richtung Süden fuhren. »Tut mir leid, daß so etwas passieren mußte, als Sie zum ersten Mal bei mir waren.«
»Für Sie ist das schlimmer als für mich.«
»Wie in aller Welt soll ich sie denn im Auge behalten? Das ist Gerrys Aufgabe, und sie läßt das schleifen. Sie sagt, sie könnte sie nicht kontrollieren, behauptet, Angie würde nicht auf sie hören. Ich bin ein vielbeschäftigter Mann, verdammt noch mal. Ich muß das Kind irgendwohin schicken, aber wohin? Wo kann man sie im August hinschicken, um Himmels willen? Wir haben keine Verwandten, bei denen sie bleiben kann. Haben Sie gehört, was sie zu mir gesagt hat?« Er schlug mit dem Handballen auf das Lenkrad. »Was denken Sie, McGee? Glauben Sie, daß dieser Affe mein kleines Mädchen richtig vögelt?«
»Ich glaube, Sie fahren zu schnell, verflucht noch mal, George. Und ich glaube nicht, daß er das tut. Noch
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