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Abschied in Dunkelblau

Abschied in Dunkelblau

Titel: Abschied in Dunkelblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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ausrichten, daß Sie sie bitte zurückrufen sollen. Miss McCall. Mit einem sehr komischen Vornamen. Ich weiß nicht, ob ich den richtig verstanden habe.«
    »Chookie.«
    »Stimmt.«
    Ich ließ mir die Nummer aus meinem Telefonbuch heraussuchen. Als ich auflegte, klang Lois wieder soweit ganz in Ordnung. Ich fragte mich, ob es nicht idiotisch von mir gewesen war, meine Schnapsvorräte nicht wegzuschließen oder zumindest dafür zu sorgen, daß jemand bei ihr blieb. Schnell nach Hause, Mutter McGee. Menschen legen sich ihren eigenen Schutzpanzer aus Gesten, Gesichtsausdrücken und abwehrendem Geschnatter zu. Man hatte Lois sämtliche Schutzhüllen brutal entfernt, und ich kannte sie besser, als jeder andere sie je gekannt hatte oder kennenlernen würde. Ich wußte alles über sie, von ihren Zahnfüllungen über den Apfelbaum aus ihrer Kindheit, von der Blinddarmnarbe bis zur Hochzeitsnacht, aber es wurde allmählich Zeit, daß sie sich einen neuen Panzer zulegte und mich außen vor ließ. Ich legte keinen Wert darauf, durch Narbengewebe mit ihr verbunden zu bleiben, wenn der Heilungsprozeß einsetzte.
    Chooks Telefon klingelte ganze neunmal, bevor sie mit der knarrenden, verärgerten Stimme der Menschen antwortete, die mitten aus dem Schlaf gerissen wurden. Aber ihre Stimme änderte sich schlagartig, als sie mich erkannte. »Trav! Ich habe dich gestern abend angerufen. Wer ist diese Mrs. Atkinson?«
    »Eine deiner erfolgreicheren Rivalinnen.«
    »Ich meine, wer ist sie wirklich. Ist sie diejenige, die sich dieser Dingsda vorgenommen hat, nachdem er Cathy hat fallenlassen?«
    »Ja.«
    »Trav, ich habe wegen Cathy angerufen. Sie hat gestern abend die erste Show gehabt. Es schien ihr gut zu gehen. Und dann hat man sie bewußtlos am Strand beim Hotel gefunden. Sie ist fürchterlich geschlagen worden, ihr Gesicht ist eine Katastrophe, zwei Finger sind gebrochen. Man weiß noch nicht, ob sie innere Verletzungen hat. Sie war bei Bewußtsein, als sie ins Krankenhaus gebracht wurde. Die Polizei hat sie vernommen. Sie hat ihnen erzählt, daß sie am Strand spazierengegangen ist, dann ist jemand auf sie los und hat sie verprügelt. Beschreiben konnte sie der Polizei den Angreifer nicht. Ich habe danach mit ihr gesprochen, nachdem man ihr ein Beruhigungsmittel gegeben hat. Sie reagierte ganz komisch. Ich glaube, das ist er gewesen, Trav. Auf jeden Fall kann sie die nächsten zwei Wochen nicht arbeiten, vielleicht sogar länger nicht. Sie ist wirklich übel zugerichtet worden.«
    »Will sie mit mir sprechen?«
    »Sie will mit niemandem sprechen. Heute steht’s in der Zeitung. Showgirl auf Privatstrand überfallen. Unbekannter Angreifer und so weiter.«
    »Gehst du sie heute besuchen?«
    »Natürlich!«
    »Kann sein, daß ich erst Samstag zurück bin. Schau auch bei Lois Atkinson vorbei, wenn es dir möglich ist. Unser Freund hat sie in ziemlich schlechter Verfassung zurückgelassen. Sie ist eine Dame.«
    »Ach, wirklich?«
    »Etwas ausgefranst an den Kanten. Du wirst sie mögen, glaube ich. Rede mit ihr von Frau zu Frau. Ich versuche heute abend, dich im Hotel anzurufen, und du kannst Bericht erstatten. Über beide.«
    »McGees Klinik?«
    »Junior Allens Club der Ausgemusterten. Paß auf dich auf.«

    Ein Reisebüro im Hotel suchte mir die beste Flugverbindung nach Rio Grande Valley heraus. Eine 707 direkt von Idlewild nach Houston; zwei Stunden Aufenthalt, dann ein Verbindungsflug nach Harlingen mit einer Zwischenlandung in Corpus Christi.
    Die Maschine hob ab, kaum die Hälfte der Sitzplätze war belegt. Das ganze Land lag hell, diesig und unpersönlich unter einem Sommerhoch, und wir flogen mit der Sonne, so daß die Mittagsstunde sehr lange dauerte. Das Schlimmste, wenn ein Land einhundertundachtzig Millionen Menschen hat, ist es, wenn man aus dem Flugzeug hinunterschaut und sieht, wieviel mehr da noch Platz haben. Eine Stewardeß zeigte persönliches Interesse an mir. Sie war ein bißchen größer als gewöhnlich und ein bißchen älter als der Durchschnitt. Die Stewardeß war dazu gebaut, Milch im Überfluß zu produzieren, aber ihre Uniformbluse war nicht danach geschnitten. Sie hatte ein breites, weißes Lächeln aufgesetzt und wirkte ein wenig schwerfällig; ich hatte das merkwürdige Gefühl, ihr schon einmal begegnet zu sein. Meine Stewardeß hockte sich auf den Rand des Nebensitzes, bog den Rücken durch und lächelte mich an.
    »In Houston wird es verflixt heiß sein«, meinte sie. »Ich werd’, so schnell ich kann,

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