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Abschied in Dunkelblau

Abschied in Dunkelblau

Titel: Abschied in Dunkelblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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Dave ihn gegrüßt hat. Er hat Dave gezwungen, an einer Straßenecke zu stehen und Salutieren zu üben. Nach ungefähr fünf Minuten hat Dave ihn niedergeschlagen. Und dann hat er ihn immer wieder aufgehoben und noch mal zu Boden geschlagen. Dann ist er abgehauen. Wenn er ihn doch nur ein einziges Mal geschlagen hätte, oder wenn er nicht davongerannt wäre ... Aber ich nehme an, das wissen Sie alles.«
    »Warum sollte ich? Ich will wissen, wieviel, wie er es beschafft und wie er es nach Hause gebracht hat.«
    »Davon habe ich nicht die geringste Ahnung, mein Freund. Aber auch nicht den kleinsten, stinkigen Anhaltspunkt.«
    »Weil Sie es genauso gemacht und auf demselben Weg zurückgebracht haben, George?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden, glauben Sie mir.«
    »Weil Sie nicht sicher sein können, daß nicht doch eine Behörde hinter mir steckt. Stimmt’s?«
    »McGee, eine ganze Menge Leute haben mir die ganze Zeit schon einen Haufen Fragen gestellt, und alle haben dieselbe Antwort bekommen. Ich nehme Ihnen den Versuch nicht übel, McGee. Lassen Sie uns essen.« Sein Kampfgeist kehrte rasch zurück.
    Es war Mitternacht, als wir aus dem Hinterhofclub kamen. Als er den Lincoln aufschloß und die Tür öffnete, versetzte ich ihm einen Handkantenschlag hinter das Ohr, fing ihn auf, stopfte ihn ins Auto und fühlte mich beschissen dabei. Er war zwar ein fast lächerlicher, strotzender Pfau von einem Mann, eitel, dreist, der so schnell rannte, wie er konnte, um seine Stellung zu halten, aber selbst er besaß einen Anspruch auf Würde, und die hatte ich verletzt. Ein Vogel, ein Pferd, ein Hund, ein Mann, ein Mädchen oder eine Katze - man spielt ihnen übel mit und beweist damit doch nur, daß man selbst genauso verwundbar ist. Seine ganzen Ängste lagen in seinem schlafenden Schädel unter Verschluß, während sich sein System auf den plötzlichen Schlag einstellte und ihn am Leben hielt. Er hatte an der Brust gehangen, hatte seine Hausaufgaben gemacht, von der Erhebung in den Adelsstand geträumt, einem Mädchen Liebesgedichte geschrieben. Eines Tages würden sie ihn unter die Erde bringen und seine Versicherung kassieren. Aber in der Zwischenzeit litt die Menschenwürde aller darunter, wenn er von irgendeinem Fremden als Marionette benutzt wurde.
    Er regte sich einmal auf der gemächlichen Rückfahrt; ich suchte und fand die richtige Stelle für meinen Daumen an seinem Hals und stellte ihn wieder ruhig. Nachdem ich mich versichert hatte, daß ich unbeobachtet war, trug ich ihn in mein eisiges Nest, zog die Vorhänge vor und bereitete ihn auf die Wahrheitsprobe vor.
    Ich zog ihn aus, fesselte ihn, knebelte ihn und setzte ihn in die Duschwanne. Es war ein Toupet. Ich zog es ab und warf es auf die Waschbeckenablage. Es lag da in geduckter Haltung, wie ein folgsames, kleines Tier mit glänzendem Fell.
    Ein nackter Mann, der sich weder bewegen noch reden kann und nicht weiß, ob es Tag oder Nacht ist, dem man auch nicht verrät, wo er sich befindet und wie er dorthin gekommen ist, bricht in der Regel sehr schnell zusammen.
    Das kalte Wasser brachte ihn zu sich, und ich ließ es laufen, bis ich sicher war, daß er vollends wach war. Ich saß auf einem Hocker gleich neben der Duschwanne. Ich stellte das Wasser ab. Er zitterte. Er starrte mich äußerst böswillig an.
    »George, glauben Sie, irgendeine Regierungsbehörde würde diese Art von Verhör zulassen? Ich habe verschiedene Möglichkeiten, mich Ihrer ganz und gar zu entledigen, alle vollkommen sicher. Sie haben lange geschlafen, George. Eine Menge Leute sucht nach Ihnen. Aber sie suchen an den ganz falschen Orten. Kidnapping ist illegal, George. Also müssen wir einen Handel abschließen, oder ich kann Sie nicht gehen lassen.«
    Seine Augen spiegelten eine Reihe von neuen Befürchtungen wider, aber er redete sich noch ein, daß er niemals nachgeben würde.
    »Ich bin hinter Berrys kleinem Paket her, und ich brauche Ihre Hilfe dazu. Wenn Sie bereit sind zu reden, nicken Sie einfach mit dem Kopf. Die einzige andere Wahl, die Sie haben, besteht darin, wie eine Bockwurst gekocht zu werden.« Ich langte nach oben und drehte das heiße Wasser auf. Gute Motels halten ihr Warmwasser bei etwa zweiundachtzig Grad, und es dauert nicht lange, bis es so heiß wird. Ich gab ihm einen kurzen Stoß und eine Dampfwolke. Er bäumte sich auf und schrie in das Handtuch, nur ein kleines Geräusch. Seine Augen waren rasend und traten aus den Augenhöhlen hervor, und er vergaß zu nicken.

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