Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abschied in Dunkelblau

Abschied in Dunkelblau

Titel: Abschied in Dunkelblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
Vom Netzwerk:
er mit dem Geld für den fünften Stein zurückkäme. Das stellte ihn vor ein ernsthaftes Problem. Er wußte nicht so recht, wie er mit seiner eigenen Geldgier umgehen sollte. Also kam er wieder zurück, wiederum mit etwas mehr als fünftausend. Er sah nicht enttäuscht genug aus, als ich ihm sagte, es gäbe nichts mehr. Also hatte er sich nach allen Seiten abgesichert. Das hatte ich auch. Ich überließ es Harry, sich einen Weg aus dem abgeschlossenen Badezimmer zu bahnen, während der Liftboy, mit einem Zehner geschmiert, mir den Weg in das Untergeschoß zeigte, wo mich ein etwas teurerer Bursche, wie zuvor vereinbart, durch dunkle Gänge in eine enge Seitengasse führte. Vierzig Minuten später saß ich in einem Zug nach Philadelphia, und von dort aus arrangierte ich den Heimflug nach Florida.
    Eines Nachmittags spät im September ließ ich die Blondine mit den braunen, traurigen Augen auf die Busted Flush kommen. Vorhänge dämpften das Licht in der Lounge. Sie trug ein blaues, verwaschenes Kleid und trat schüchtern aus der brütenden Hitze des Tages in die Kühle der Lounge. Trotz der schäbigen Kleider und ihres überaus bescheidenen Auftretens bewegte sie sich anmutig auf jenen wohlgeformten, sehnigen Beinen einer Tänzerin.
    »Ich rufe dich an, und du kommst gleich hergetrabt, einfach so, Cathy?«
    »Ich schätze, ja.«
    »Du bist ein ziemlich gehorsames Mädel, nicht wahr?«
    »Ich weiß nicht. Ich nehme es an. Du hast versucht, mir aus der Klemme zu helfen, Mann. Tut mir richtig leid wegen dieser Frau. Das hab’ ich dir schon mal gesagt, ich nehme an, du erinnerst dich. Es tut mir leid, daß es so gekommen ist.«
    Sie warf mir einen scheuen Seitenblick zu und sah dann wieder weg. Sie schaute auf ihre Hände hinab. Ich nehme an, sie kannte sich mit betrunkenen Männern aus. Vielleicht hatte sie Verständnis für die Gründe, aus denen ich getrunken hatte. Vielleicht hatte sie das schon aus meiner Stimme herausgehört, als ich sie angerufen hatte, sie solle doch herüberkommen.
    »Deine Anteilnahme ist herzerwärmend«, sagte ich.
    Sie seufzte tief. »Du kannst ruhig häßliche Sachen zu mir sagen, wenn dir danach ist. Das macht mir nichts aus. Anscheinend versteht dieser Tage jeder alles falsch.«
    Sie saß auf der gelben Couch. Ich hob einen kleinen Beistelltisch hoch, brachte ihn herüber. Ich schloß die Tür ab, dann ging ich in die Kapitänskajüte und kam mit dem Geld wieder heraus. Wie ich geplant hatte, legte ich es in drei Stapeln auf den Tisch. Einen großen Stapel und zwei kleinere.
    »Während es so richtig lustig und unterhaltsam hergegangen ist«, sagte ich, »hat Junior Allen die guten Dinger verloren. Er hat ein paar wieder gefunden und ist mit ihnen untergegangen. Es hat einen Zeitpunkt gegeben, da hätte ich ihn tot an Bord ziehen und ihm alles abnehmen können, das durchnäßte Geld und die restlichen Steine, und ihn dann wieder ins Meer schmeißen können. Aber den Nerv dafür hatte ich nicht. Tatsache ist, daß ich noch nicht einmal daran gedacht habe. Ich habe fünf Steine gerettet. Der Rest ging über Bord. Ich habe sie in New York verkauft. Insgesamt habe ich dafür zweiundzwanzigtausend-sechshundertundachtundsechzig Dollar bekommen. In diesem Stapel sind genau sechzehnhundertachtundsechzig Dollar.«
    Sie schaute sich den Stapel an und dann zu mir auf, die Augen so wach und gehorsam wie die eines lernenden Kindes.
    »Die decken meine Spesen ab«, erklärte ich. »So viel habe ich ungefähr ausgegeben. In diesem Haufen sind eintausend Dollar. Die behalte ich als Honorar. Da bleiben zwanzigtausend Dollar in diesem Stapel übrig. Der gehört dir.«
    »Du hast gesagt, du würdest die Hälfte kriegen.«
    »Cathy, ich will nicht mit dir streiten. Es ist ein lausiges Ergebnis. Das sind Peanuts. Das Honorar dient einzig und allein meiner Selbstachtung. Der Rest gehört dir.«
    »So viel könnte ich nie im Leben auf einmal anrühren. Du solltest die Hälfte davon nehmen.«
    »Hör zu, du idiotisches Weib! Woher willst du wissen, daß du nicht ausgenommen wirst? Vielleicht hab’ ich ihm ja alles abgenommen. Warum solltest du mir überhaupt irgend etwas glauben?«
    »Du hast aber doch etwas gutgemacht. Ich habe ja nicht einmal gewußt, daß du überhaupt etwas hast. Du behältst die Hälfte, wie besprochen.«
    Ich grabschte nach ihrer Handtasche, stopfte das Geld hinein und brachte es fertig, den Verschluß zuzumachen. »Ich hab’ alles, was ich will!«
    »Kein Grund zum Schreien. Wenn du

Weitere Kostenlose Bücher