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Abschied in Dunkelblau

Abschied in Dunkelblau

Titel: Abschied in Dunkelblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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Küste. Kaum zu verfehlen. Wenn man sich ihr nachts nähert, erkennt man den riesigen, rosaroten Nebel von Miami und schlägt den entsprechenden Kurs ein.
    Es blitzte fast ununterbrochen. Und als ich zu dem Gewitter hinüberschaute, entdeckte ich etwas aus den Augenwinkeln. Eine Art Fleck zwischen mir und dem Gewitter. Erst dachte ich, ich hätte mir das eingebildet, dann sah ich ihn wieder. Ich machte kehrt und hielt darauf zu. Er war weg, und dann entdeckte ich ihn wieder. Keine Lichter. Nur ein Umriß im Gegenlicht des Gewitters in einer immer dunkler werdenden Nacht. Bald hatte ich ihn wieder erfaßt, größer, zu groß, um ihn zu übersehen. Ich zog eine große Schleife, um mich von achtern anzunähern. Der nächste Blitz kam ganz in der Nähe herunter und war hell, hell genug, um mir im nachhinein das Bild von einer hellen Kreuzyacht auf schwarzem Meer zu liefern.
    Die Play Pen, langsamer, als ich gedacht hatte, weit hinter dem geschätzten Zeitplan zurück, zufällig von einem Blitzlicht erfaßt und sichtbar gemacht.
    Ich ließ mich hinter seine Heckpartie zurückfallen und paßte meine Geschwindigkeit der seinen an. Ich lag etwa zweihundert Meter hinter ihm. Er fuhr zwischen mir und dem Sturm. Es bestand nur geringe Aussicht, daß er mich entdecken würde, es sei denn, er würde in meine Richtung schauen, wenn der nächste starke Blitz herunterging. Er machte zehn Knoten, möglicherweise, um Treibstoff zu sparen, und meinem Kompaß zufolge verfolgte er einen Kurs, der ihn weit südlich an Bimini vorbeiführen würde. Er konnte möglicherweise auch Vorhaben, in die Inselgruppe hineinzufahren, hinein in die Bahama Bank, um dort zu ankern und beim ersten Morgengrauen auf die Berry Inseln zuzusteuern. Bei Fraziers Hog Cay auftanken, noch ein gutes Stück für ihn, aber machbar.
    Das bereitete mir ganz hübsch Schwierigkeiten. Ich konnte nicht zu ihm aufschließen, ohne daß er das laute Grummeln der Mercs hörte. In meinen Hosenbund hatte ich die kleine tschechische Automatik geschoben, die ich beim Umziehen mitgenommen hatte. Die schoß zwar zuverlässig, war aber nicht viel treffsicherer als ein Gartenschlauch. Und in dem Augenblick, in dem ich versuchte, an Bord zu gehen, war ich höchst gefährdet.
    Mit einem Klick wurde blendendes Blitzlicht eingeschaltet, es stank nach Ozon, ein schwerer Donnerschlag krachte; ich hörte das Zischen des einsetzenden Regens, und plötzlich fegte er über ihn hinweg, und er war verschwunden. Der Regen kam in Kübeln herunter. Ich hielt auf ihn zu und gab etwas mehr Gas und hielt angestrengt Ausschau. Plötzlich ragte sein Heck im Regen bedrohlich über mir auf. Ich drehte das Ruder, warf beide Motoren in den Rückwärtsgang und vermied nur knapp, sein Heck zu rammen. Ich konnte mir keinen besseren Schutz wünschen als den Regen, den Lärm, den er machte, und den undurchdringlichen Vorhang. Er fuhr davon, und ich eilte ihm nach, riskierte, das Ruder sich selbst zu überlassen, kraxelte nach vorne und war schnell bei der Buglampe. Ich hechtete schnell wieder zurück, brachte das Boot wieder auf Kurs und hielt das andere Ende der Bugleine zwischen den Zähnen. Er zog einen großen Schwall hinter sich her, aber ich dachte, wenn ich daran vorbeigleiten könnte, käme ich in das relativ ruhige Wasser an seiner Längsseite. Die Regentropfen fühlten sich so fest wie Hagelkörner an und waren überraschend kalt. Ich peilte voraus, machte zwei Fehlversuche, dann hatte ich das Boot aber da, wo ich es haben wollte. Ich stellte die Motoren ab, sprang und erwischte die Reling. Und fühlte, wie die kleine Pistole mir das Hosenbein hinunterrutschte und mit einem Schlag auf meinem Fuß landete. Aber es war zu spät, um meine Meinung zu ändern. Als ich über die Reling kletterte, sah ich ihn beim nächsten Lichtschimmer geduckt am Ruder stehen. Ich schlang die Bugleine einmal kurz um die Reling, nur einen Augenblick, bevor das Gewicht der Rut Cry daran zerrte. Die Leine riß nicht, wie ich halbwegs befürchtet hatte. Es fühlte sich wie ein Nylonseil an, etwa einen halben Zoll dick. Ich machte es fest. Ich ging tief in die Hocke und suchte nach Junior Allen. Es blitzte. Er war weg. Das Ruder drehte sich.
    Ohne Vorwarnung hörte der sintflutartige Regen auf. Die Play Pen hatte angefangen, einen weiten Bogen nach rechts zu schlagen, und schlingerte schwer, als sie das Wellental erreichte. Ich blickte über die Schulter zurück. Die Rut Cry war deutlich sichtbar und hielt sich gut auf dem

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