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Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman (German Edition)

Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman (German Edition)

Titel: Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Boscher
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gerade als sie ihre liegende Haltung verlassen hatte und auf mir sitzend ihre Arme und Beine um mich schlang, da meinte sie mir ins Gesicht lächelnd: »Ich habe meinem Freund die letzten Tage so viel von dir erzählt, er ist schon ganz gespannt, dich kennenzulernen!«
    Hier hatten wir also den wahren Grund für Magdalenas Zurückhaltung, ihr Noch nicht! usw., ihr Jetzt bin ich soweit! Sie erklärte mir, dass sie ihrem Freund treu sei, deswegen hätte sie mit mir auch erst was angefangen, als er von einer Reise zurückkehrte und sie ihm von mir erzählen konnte. Tja, so kann man sich also täuschen. Ich hätte sie am liebsten... Auf der Stelle. Während Magdalena versuchte, mich über die nicht ausgeschöpften, nur von unserer Erziehung verschütteten Möglichkeiten des Konzeptes Liebe aufzuklären... Aber ich bin ganz ruhig geblieben, sah nicht rot. Denn mittlerweile war ja mein Mörder in mein Leben getreten, und während Magdalena versuchte, mich über die Chancen der Liebe aufzuklären, wenn man sie nur endlich aus den Zwängen der Normalität befreien könnte und sie als etwas Offenes begriff, das in einer klassischen Zweierbeziehung – diesem Mythos, wie Magdalena es nannte, der allein selig machenden Zweierkiste – zugrunde gehen würde, da spann ich schon an meinem Roman weiter, verwob Magdalena ins Netz meiner Geschichte, genauso wie ich es mit Johanna und Raphaela und all den anderen tat, die ich aus meiner Brust heraus aufs Papier riss.
    You can’t always get what you want, but sometimes you get what you need! heißt es doch so schön.Ja, da es endlich mit meinem Roman zügig voranging – und wie es voranging, wie im Rausch, Seite um Seite, in etwa einem halben Jahr schrieb ich ihn nieder – trat alles andere, also vor allem meine Hoffnung auf Liebesglück, in den Hintergrund. Ich stellte meine ganze Kraft, meine Gedanken, meine Gefühle, meine Phantasien, in den Dienst meines Mörders und ließ den roten Faden selbst im Schlaf, wo ich im Traum seine Geschichte weiterspann, nicht mehr aus der Hand. Was für ein Gefühl der Befriedigung und Erfülltheit, und wie ruhig ich doch, trotz allen Schaffensfuror, war, ein Gefühl, als wäre ich nach endloser Odyssee endlich zu Hause angekommen.  
     
    8.
     
    Erst als ich mein Ende unter das Manuskript gesetzt hatte, verlor sich dieses Gefühl, heimisch geworden zu sein, und die Sehnsucht nach Liebe rückte wieder in mein Blickfeld. Mit Macht kehrte sie zurück, und zu dieser Zeit begab es sich, dass sich meine Gefühle für Diana änderten. Nicht nur, dass ich mich freute, wenn sie an meine Zimmertür klopfte. Dass wir uns seltener sahen, immer wenn es eine Frau in ihrem Leben gab, schlug mir in steigender Intensität aufs Gemüt. Immer öfter wollte ich sie sehen, alleine mit ihr in meinem Zimmer sitzen, ihrer Stimme lauschen und ihre Erregung spüren, wenn ich aus meinem Roman vorlas. Und ich hatte den Eindruck, dass es ihr ebenso erging. Auch wenn sie wieder und wieder betonte, dass ihr Herz nur für Frauen pochte (was ich allmählich als Autosuggestion anzusehen geneigt war), war ich mir zunehmend sicherer, dass ihr Herz, bei aller Scheu vor dem Ungewohnten (vielleicht Unbekannten), sich langsam, aber sicher anschickte, in meinem Falle eine Ausnahme zu machen. Da mochte Diana sich noch so sehr dagegen wehren.
    Und dass sie sich wehrte, war mir rein intuitiv klar, so was spürt man doch, wenn man denn kein Holzkloß ist. Aufmerksam registrierte ich, dass sie immer seltener strahlend verkündete, dass eine neue Liebe am Horizont erschienen sei. Nahm freudig zur Kenntnis, dass diese Liebe auch in immer kürzer werdenden Abständen ebenda wieder verschwand. Außerdem hatte ich das Gefühl, das sie unsere Nächte und Mittage, die wir mit ihren Erzählungen verbrachten, nicht mehr nur deswegen so mochte, weil mein Zuhören und Schreiben ihren Genuss erhöhte, sondern auch deswegen weil sie einfach gern mit mir zusammen war. Ja, manchmal hatte ich gar den Eindruck, dass ihre Männergeschichten als Vorwand herhalten mussten, um mit mir zusammen sein zu können. Und dass die Quantität ihrer Treffen mit Männern sich umgekehrt proportional zu der ihrer Liebesbeziehungen verhielt, verbuchte ich auch unter dem Aspekt, dass sie versuchte, sich mit aller Macht in ihrem gewohnten Lebensstil festzuhalten. Sex als Ablenkung von ihren für mich erwachten Gefühle, so sah ich das, und deswegen gingen mir Dianas schon als hektisch, ja als manisch zu bezeichnenden Umtriebe

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