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Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman (German Edition)

Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman (German Edition)

Titel: Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Boscher
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diesem wahnwitzigen Moment geschah es. Die Veränderung, die mit Lilith unter der Gewalt, mit der ich sie an mich zog, vorging, war atemberaubend. Sie presste sich an meinen Unterleib, ihre Lippen drängten sich an meine und ein Stöhnen aus den Tiefen ihres vibrierenden Leibes ließ mich erschaudern, derweil sie ihre Brüste dergestalt an mir rieb, dass sie kaum mehr notdürftig vom Korsett gehalten wurden. Plötzlich wusste ich, was Lilith unter gediegener Ablenkung verstand und was sie in dieser Nacht wollte. Was sie dort in jener dunklen Ecke der Fabrikhalle, in welche ich mit ihr gegangen war, von mir haben wollte. Alétheia! , endlich ging mir das Licht auf.
    Ich packte sie am Nacken und zog ihr Gesicht vor meines, groß und gierig zitterte mir ihr Blick entgegen. Dann grub ich meine Hände in die toten Haare ihrer Perücke und riss ihr diese mit einem Ruck vom Kopf. Sie stöhnte auf, die Perücke war mit Haarklammern befestigt gewesen, es tat ihr weh. Sie biss mich bis aufs Blut in die Unterlippe. Aber der Schmerz steigerte nur die düstere Befriedigung, meinem Willen einfach ohne Rücksicht gefolgt zu sein. Komme, was da wolle. Und ihr ging es genauso. Ich sah es in ihren Augen. Sie hatte sich gerade soweit von mir entfernt, um mir aus nächster Nähe ins Gesicht schauen zu können. Ihr Blick funkelte. Und ich wusste, dass sie mehr von mir wollte. Komme, was da wolle. Was für ein Genuss. Was für ein unbeschreibliches Gefühl von Freiheit. Ich allein war es, der nun den Weg bestimmen würde, den es einzuschlagen galt. Da war ich mir sicher. In dieser Nacht ist sie mein. Freiheit ist das Vermögen, eine Kausalkette zu beginnen, so oder ähnlich hatte sich Kant etwas trocken ausgedrückt. Es ist aber nicht allein ein Vermögen, sondern auch eine Lust, und diese Lust genoss ich in diesem Augenblick, da Lili mich, auf meinen nächsten Schritt wartend, ansah. Ich lächelte, ihre Perücke wie eine Trophäe in Händen haltend, tupfte mir mit einem Finger einen Tropfen Blut von der Lippe, und sagte nur: »Böses Mädchen«. Lili griff nach meinen Händen und schob sie unter ihren Rock, wobei ihre Perücke zu Boden fiel, und leise sagte sie dann, während ich in ihrem Schoß meine Pfade zog, ohne ihre Lippen gänzlich von den meinen zu lösen: »Du hast mir wehgetan«. Und ich antwortete ihr, nun die Regeln des von ihr gewünschten Spiels beherrschend, die Textur ihrer Nervensprache durch ihre Textilien hindurch entziffernd, »Ja, aber ich wollte es so!« Wie weich fühlten sich ihre kurzen, zerzausten Haare unter meinen Händen an, als sie vor mir niederkniete, den Reißverschluss meiner Hose öffnete und mir zustimmte: »Ja, du wolltest es so«.
     
    5.
     
    Anschließend erhob sich Lili. Sie lächelte und schloss den Reißverschluss meiner Hose. »Und jetzt?«, fragte sie, während sie auch ihre Kleidung ein wenig ordnete: »Jetzt bist du sicher müde?!«
    Sicherlich, eine gewisse partielle Müdigkeit war nicht von der Hand zu weisen, trotzdem hätte ich, was mir in diesem Augenblick an Kraft fehlte, natürlich durch Technik wettmachen können. Schließlich weiß ich, was sich gehört. Allerdings wurde ich plötzlich von einem Geschrei abgelenkt, das ich nur zu gut kannte. Hatte ich die Umgebung zuletzt auch weitestgehend aus den Augen verloren, so holte mich Udos unverwechselbare Stimme zurück auf die Party. Dort hatte der DJ die Nostalgiestunde eingeläutet, und somit war ganz eindeutig Udos Zeit gekommen. Breitbeinig stand er auf der ansonsten nahezu verwaisten Tanzfläche, versetzte seinen massiven Oberkörper mit wilden Zuckungen in rhythmische Wellen, schüttelte seine Mähne, verschüttete sein Bier zu den Klängen von Child in Time , und schrie, wie es seine Kehle gerade hergab (und da er dies trotz aller Einsprüche des ganzen Hauses in unserer Wohnung häufiger übte, gab seine Kehle einiges her), Ian Gillan in Grund und Boden. Und wie ich ihn da – Lili wieder im Arm, eine Hand auf ihrer Brust – in Aktion beobachtete, hatte ich eine abwegige, mich aber dennoch in neue Erregung versetzende Idee. Udo schrie seinen letzten Schrei, die Musik brach in einem letzten dissonanten Akkord ab, und ich flüsterte Lilith meinen Wunsch ins Ohr.
    Lili wollte in dieser Nacht wirklich nichts anderes, als das Gefäß für mein Verlangen sein. Sie war Wachs in meinen Händen. Bereitwillig ließ sie ihre Individualität unter meiner Gier zerfließen, sie war die Form, die ich meinen Phantasien geben wollte. Dies war es

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