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Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
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das, was mit dir geschehen ist, doch tief in seinem Herzen wird er gewusst haben, dass es dir gut geht. Und ich bin mir sicher, dass er genau in diesem Augenblick auf dich hinab sieht und sich dessen vergewissert. Und was deine Schwester angeht, wird er gewusst haben, dass Jamie sich ihrer annehmen würde, er ist doch auch wie ein Bruder zu ihr gewesen, nicht wahr?“
         „Aye, das ist er“, erwiderte William mit einem wehmütigen Lächeln. Jamie war wirklich ein Segen, ihm konnte er vertrauen und das ohne das geringste Fünkchen Zweifel zu hegen. Er sah in die besorgten Mienen seiner Freunde und drückte kräftig ihre Hände. Er war ihnen dankbar, dass sie für ihn da waren und er auf sie, wie auf Jamie, uneingeschränkt zählen konnte.   
     
         „Ist tatsächlich alles in Ordnung?“, fragte Kate, als sie auf Marcus traf. Sie waren erst vor kurzem wieder in der Burg angelangt und sie begegnete ihm vor dem Speisesaal. Er wusste, dass sie vorhin auf William getroffen war, als er sich auf dem Weg zum Stall befunden hatte und dass ihr sein aufgewühltes Gemüt aufgefallen sein musste.
         „Aye, William hat lediglich Nachricht von seiner Familie erhalten. Sie fehlen ihm sehr und die Botschaft hat ihn eben ein wenig mitgenommen“, log Marcus erneut. Er fühlte sich nicht gut dabei aber er hatte keine andere Wahl.
         „Ach, hat da jemand Heimweh?“, erwiderte Kate belustigt, diese Tatsache verbesserte Williams Ansehen bei ihr nicht gerade.  
         Doch diese Aussage hätte sie lieber für sich behalten sollen. Marcus übersah, dass nur die Unwissenheit aus seiner Tochter sprach und er mit den Kenntnissen, über die sie in dieser Angelegenheit verfügte, wahrscheinlich auf die gleiche Weise reagiert hätte und ging wütend einen Schritt auf sie zu.
         „Hör mir gut zu, Weib“, sprach er in einem markerschütternden Ton und sie sprang erschrocken zurück. „Wenn ihr beide irgendwelche Schwierigkeiten miteinander habt, dann kann ich es auch nicht ändern aber ich verbiete es dir, dich in meiner Gegenwart über William lächerlich zu machen, hast du mich verstanden?“, warnte er, jedes Wort gefährlich betonend und sie nickte lediglich. „Außerdem solltest du nicht von Dingen sprechen, von denen du nichts verstehst“, fügte er noch hinzu, drehte sich auf dem Absatz um und ließ sie stehen.
         Kate blickte ihrem Vater vollkommen durcheinander nach. Was hatte sie denn bloß getan, das ihn so mit Zorn erfüllt hatte? Seine heftige Reaktion war nicht nur äußerst ungewöhnlich, sondern vor allem unbegründet. Oder war da etwa mehr, als Marcus ihr sagen wollte? Vielleicht verbargen die beiden ein Geheimnis, dachte sie, doch sie konnte sich trotz der vielen Möglichkeiten, die sie in Erwägung zog, nichts Passendes vorstellen. Wahrscheinlich hatte William ihrem Vater von ihren Streitigkeiten erzählt und es irgendwie geschafft ihn damit gegen sie aufzubringen, dachte sie und zog sich gekränkt in ihr Gemach zurück.
        
         Währenddessen rief Marcus seine Männer in seinem Gemach zusammen. Sie ließen sich ihr Abendessen und genügend Whisky hinaufbringen, denn sie würden bis tief in die Nacht zusammensitzen und für den Verstorbenen eine nachträgliche Totenwache abhalten. Marcus war es dabei gleich, dass George bereits seit mehreren Wochen tot war und auch sein Leichnam nicht anwesend war, er fand die Totenwache zu wichtig, um sie nicht abzuhalten. Er sah diese als Gelegenheit, Abschied von dem Toten zu nehmen und die Erinnerungen an ihn aufzufrischen, damit die nicht allzu schnell verblassten.
         So akzeptierte er auch keinen von Williams Einwänden, der sich zunächst arg gegen seine Teilnahme gesträubt hatte. Er sei der Einzige, der irgendetwas über George hätte sagen können, hatte er gemeint und es wäre ihm lieber, sich mit seiner Trauer zurückzuziehen und die neue Situation selbst zu verarbeiten.
         Doch Marcus wollte nichts davon wissen. Er war unerbittlich, denn er hatte sich vorgenommen, es nicht noch einmal zuzulassen, dass William mit seinem Kummer allein blieb. Und so blieb diesem schließlich nichts anderes übrig als nachzugeben, denn er wusste, dass Marcus in dieser Sache keinesfalls einlenken würde.
         Und so sprachen sie bis tief in die Nacht und überrascht musste William feststellen, dass es ihm tatsächlich gut tat. Er war nicht der Einzige, der etwas zu berichten hatte, denn die anderen steuerten auch

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