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Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
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in dieser unerbittlichen Stimmung aufgewacht, in der kein Platz war für Mitleid und Freundlichkeit. Und in dem einzigen Augenblick an diesem Tag, in dem er wieder zu lachen begonnen hatte, hatte Bryan auftauchen und alles verderben müssen. Er hatte sogar eine gewisse Befriedigung empfunden, als dieser zu Boden ging und er hatte sich zurückhalten müssen, um nicht laut aufzulachen.
         „Na ja, ich frage, weil du gerade nicht sehr sanft mit Bryan umgegangen bist“, erwiderte Marcus langsam, und während er sprach, versuchte er in Williams Gesicht zu lesen.
         „Ach, der arme kleine Bryan!“, sprach der und die Boshaftigkeit in seiner Stimme verwirrte Marcus. „Ich habe ihn nicht ständig darum angebettelt, sich auf diesen Hengst zu setzen und wenn er nun nicht Manns genug ist, um mit den Konsequenzen zu leben, dann ist das nicht mein Problem. Ich werde ihm aber bestimmt nicht seinen verletzten Stolz wieder aufbauen!“
         „Ist ja schon gut!“ Marcus machte eine abwehrende Handbewegung, als William seine Stimme erhoben hatte. Es machte wohl keinen Sinn nun darüber zu diskutieren, was William hätte tun und was vielleicht lieber lassen sollen. Diese Bissigkeit hatte er noch nie an ihm gesehen und Marcus fragte sich, was wohl nicht stimmte. Irgendetwas nagte an ihm und schien ihn wütend zu machen und dies war nicht Bryan gewesen. Der war lediglich zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen und hatte ihm als Ventil gedient.
         Einen Augenblick lang rätselte er darüber, was William wohl bedrücken könnte, doch er konnte sich für keine der Möglichkeiten, die ihm durch den Kopf gingen, entscheiden und so nahm er sich vor, dies baldmöglichst herauszufinden.
         „Sehe ich dich beim Abendessen?“, fragte er noch, als er sich zum Gehen wandte.
         „Aye und halte genügend Whisky bereit, heute Abend wird getrunken!“, rief William seinem Freund noch beinahe herausfordernd zu und mit einem milden Lächeln entfernte Marcus sich. Der Whisky würde seinen Freund schon gesprächig machen, dachte er bei sich und verließ den Stall.
     
         Als William etwa zwei Stunden später den Essenssaal betrat, hatte er ein breites Grinsen aufgesetzt. Als er jedoch näher kam, bemerkte Marcus sofort, dass er gar nicht so guter Laune war, wie er vorgab. Das Funkeln in seinen Augen zeugte von Streitlust und er würde heute ein Auge auf ihn haben müssen.
         William nahm Platz und wie schon so häufig fiel Marcus auf, dass er seine Tochter keines Blickes gewürdigt hatte. Seitdem er Angus’ Rat gefolgt war und die beiden jungen Leute zusammen zum Markt geschickt hatte, war ihr Verhältnis zueinander noch frostiger geworden.
         Wo sie zuvor zumindest noch lauthals miteinander gestritten hatten, wechselten sie nun kein einziges Wort mehr und gingen sich immer aus dem Weg. Dies war auch der Grund, weshalb Kate in den letzten Tagen beim Essen nicht an Lilidhs Seite, sondern gemeinsam mit Janet und Roberts Söhnen am äußersten Rand der Tafel Platz genommen hatte.
         Sie hatte zwar vorgegeben, sie hätte wichtige Dinge mit Janet zu besprechen, doch Marcus war nicht dumm und wusste genau, dass sie lediglich so weit wie möglich von William entfernt sitzen wollte.
         Diesem wandte Marcus sich nun auch zu und beobachtete ihn skeptisch dabei, wie er schon vor dem Essen mit Angus seinen ersten Whisky hinunterstürzte.
         „Ach so ist es also, ihr trinkt schon ohne mich!“, rief er ihnen zu und spielte dabei den Beleidigten.  
         „Oh, Marcus, wie konnten wir dich nur vergessen. Bitte verzeih uns“, erwiderte William mit einem ehrlichen Lächeln. „Unseren nächsten Whisky werden wir mit dir gemeinsam trinken!“, fügte er hinzu und Angus pflichtete ihm bei.
         Daraufhin grinste Marcus zufrieden und lehnte sich zurück.
         „Dann werdet ihr euch wohl noch etwas gedulden müssen. Da kommt das Essen und ich will mir zunächst den Bauch vollschlagen“, sagte er die Schultern zuckend, und auch wenn es William nicht so recht gefiel, dass er so lange auf seinen nächsten Whisky würde warten müssen, akzeptierte er es, ohne eine Miene zu verziehen.
         Nun saß er da und sah sich kauend um. Es war ihm nur zu bewusst, dass er nach jemandem Ausschau hielt, der ihm Ärger machen würde und an dem er seine Aggressionen abreagieren könnte. Und auch wenn sein Verhalten ihm zuwider war, konnte er es nicht abstellen. Er war keiner von

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