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Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
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der Hengst zu Beginn so aggressiv auf jeden reagiert hatte und nun fraß er einem wildfremden Menschen aus der Hand. Vielleicht war er ja über Nacht zahm geworden, dachte Steven, doch als er schließlich versuchte dem Tier den Sattel anzulegen, musste er feststellen, dass dem ganz und gar nicht so war. Er bockte noch immer nach Herzenslust, und erst als William den Hengst festhielt, ließ er sich ohne Widerwillen den Sattel anlegen. Irgendetwas musste William an sich haben, dass das Tier so friedlich stimmte. Vielleicht war es sein Geruch, seine Stimme oder die Art, wie er mit ihm umging, doch dies würde wohl ein Geheimnis bleiben.
         „Sag mal, Amy, fällt dir ein schöner Name für ihn ein, hm?“ William hielt das Tier am Geschirr fest und hatte Amy auf dem anderen Arm. Das Mädchen stützte nachdenklich ihr Kinn in die kleine Hand und überlegte.
         „Jimmy! Es soll Jimmy heißen!“, rief sie schließlich freudestrahlend und die drei Männer wechselten skeptische Blicke. Das war kein allzu passender Name fanden sie, doch William zuckte schließlich die Schultern und unterbrach die Stille.
         „Nun gut, wenn er Jimmy heißen soll, dann soll es wohl so sein“, sagte er, setzte anschließend Amy wieder ab und stieg auf Jimmys Rücken, um davon zureiten.
         Als er zurückkehrte, war seine Begeisterung noch größer. Jimmy hatte jedes Hindernis mit Leichtigkeit genommen und der Galopp schien ihn kaum anzustrengen, außerdem lag neben der Kraft eine solche Eleganz in seinen Bewegungen, dass William aus dem Staunen nicht mehr herauskam. Allein die Kälte und der eisige Wind hatten ihn nach nur einer halben Stunde über Wiesen und Felder zurückkehren lassen.
         „Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll“, wandte er sich wieder an seinen Vater, der die Abwesenheit seines Sohnes damit verbracht hatte, mit Steven den Ausbau des Stalls zu besprechen, doch George winkte nur mit einem strahlenden Lächeln ab und sie kehrten zurück ins Haus, um sich beim Tee wieder aufzuwärmen.
         Anschließend begaben sie sich zusammen in den Salon und auf Amys Bitten las George ihnen ein wenig vor. Dabei ließ William sich in einem der Sessel nieder und Amy sprang auf seinen Schoß und kuschelte sich an ihren Bruder. Doch während das Mädchen aufmerksam den Worten ihres Vaters lauschte, konnte William ihnen nicht so recht folgen, denn nun, da er zur Ruhe kam, holten ihn seine Gedanken wieder ein. Bald würde er das alles hier aufgeben müssen, bald würde es seiner Vergangenheit angehören und das Bewusstsein, dass ihm mit jeder vergangenen Minute weniger Zeit blieb und die Stunde des Abschieds näher rückte, machte es nicht einfacher.
         Und dann war da noch ein weiterer schwerer Schritt, der noch vor ihm lag. Er wusste, dass er sich selbst etwas vormachte, wenn er auf den richtigen Augenblick wartete, denn wann war der richtige Augenblick, um das zu sagen, was er zu sagen hatte? Er wusste, dass er mit dieser Warterei nur das Unvermeidliche hinauszögerte, doch im Augenblick konnte er nicht anders. Er wollte einfach noch ein paar unbeschwerte und schöne Stunden mit seinen Lieben verbringen, eh er sie würde verlassen müssen und so schob er die Gedanken wieder beiseite und konzentrierte sich auf die Worte seines Vaters.  
         „Guten Abend, Freunde“, unterbrach Jamie leise die Lesestunde, um sie nicht zu erschrecken.
         „Jamie, da bist du ja endlich!“, rief William erfreut. „Leg nicht ab. Folge mir lieber in den Stall und sieh dir das Geschenk an, das Vater mir gemacht hat.“
         Noch bevor Jamie überhaupt antworten konnte, nahm er ihn schon am Arm und führte ihn hinaus in den Stall.
         Jamies Reaktion auf den Hengst entsprach voll und ganz Williams Erwartungen, denn auch er war absolut hin und weg von dem Tier. Er kam einfach nicht umhin, immer wieder zu bestaunen, wie schön es war und natürlich wollte auch er Jimmy auf der Stelle Probe reiten. Doch der schien davon nicht allzu begeistert und reagierte genauso unfreundlich wie auf alle anderen, ausgenommen William. Sobald Jamie oben aufsaß, ließ sein Freund die Zügel los und der Hengst versuchte, ihn abzuwerfen. Doch Jamie hielt sich tapfer und trotz der Tatsache, dass er nur einen Arm hatte, den er nutzen konnte, schaffte er es im Sattel zu bleiben und Jimmy gefügig zu machen. Nach seinem Ausritt war er noch enthusiastischer als zuvor und dies blieb bis nach dem Abendessen ihr

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