Abschied nehmen
gedulden, um das Anliegen des Majors zu erfahren. Nachdem dieser sich selbst einen Whisky eingegossen hatte und an dem Glas genippt hatte, sagte er ohne Umschweife, was er von William wollte.
„Eine Gruppe von Männern soll mit mir morgen in den Norden aufbrechen, William, und ich möchte, dass du uns begleitest“, begann er und musterte ihn, während er sprach. „Vielleicht hat es sich bereits herumgesprochen, wie unsere kleinen Ausflüge aussehen?“, fügte er mit einem freundlich interessierten Lächeln hinzu.
Doch hinter dieser Fassade lauerte er. William wusste nicht worauf, doch er war auf der Hut.
„Es heißt Ihr würdet jagen gehen“, antwortete er vorsichtig und wahrheitsgemäß, denn das war alles, was darüber erzählt wurde.
Wentworths Reaktion darauf überraschte William, denn dieser brach in Gelächter aus.
„Jagen, ja das ist gut!“, rief er und klopfte sich auf den Schenkel. Dann atmete er einmal tief durch, um seinem Lachanfall ein Ende zu setzen und wandte sich immer noch grinsend an William. „Wir brechen morgen bei Sonnenaufgang auf, also halte dich bereit.“
„Ja, Sir“, erwiderte William ergeben und verließ den Raum, nachdem Wentworth ihn entlassen hatte.
Auf dem Weg zu seinem Lager überlegte er, was er von dem Major halten sollte. Seine überfreundliche, väterliche Art fand er äußerst eigenartig und er konnte genau spüren, dass irgendetwas faul war mit diesem Mann. Doch er konnte sich einfach keinen Reim darauf machen, und da er sich nun auch langsam hinlegen musste, um beim Morgengrauen aufzustehen, vertagte er seine Überlegungen. In den nächsten Tagen würde er noch genügend Zeit mit Wentworth verbringen und auch herausfinden, was ihn an dem Mann so stutzig machte.
Am folgenden Tag reisten sie bereits beim Morgengrauen ab, doch trotz des frühen Aufbruchs, schienen sie keine Eile zu haben. Sie ritten fünf Tage lang in einem gemütlichen Tempo und verbrachten die Nächte in verschiedenen Gasthöfen.
Der enge Kontakt zu den Männern, die er bislang lediglich flüchtig gekannt hatte, erhärtete Williams Vermutung, dass hier irgendetwas nicht stimmte. Immer wieder versicherten sie ihm mit einem äußerst übertriebenen Enthusiasmus, wie sehr sie sich auf die Jagd freuten und je länger sie unterwegs waren, desto gespannter und energiegeladener wurde die Stimmung in der Gruppe. Auch fand William es mehr als eigenartig, dass sie eine so lange Reise auf sich nahmen, um lediglich jagen zu gehen, vor allem weil die Menschen ihnen hierzulande nicht gerade freundlich gesonnen zu sein schienen.
Je tiefer sie nämlich ins Landesinnere vordrangen, desto deutlicher fielen William die feindseligen Blicke auf, die sie ernteten. Es lag Angst und Hass in den Augen der Bevölkerung, die so intensiv war, dass sie William förmlich zurückschrecken ließ.
Erst als sie am fünften Tag in einem Wäldchen unweit eines kleinen Dorfes auf einen Trupp von weiteren zehn Soldaten trafen, erfuhr William den Zweck ihrer Reise. Wentworth persönlich teilte es ihm mit einem schmierigen Grinsen mit und William drehte sich bei dessen Worten der Magen um.
Sein Herz begann zu rasen und zunächst glaubte er sich in einem Albtraum. Doch die Erkenntnis, dass das alles um ihn herum Wirklichkeit war, drang Stück für Stück in sein Bewusstsein, während er wie betäubt im Sattel saß und die Männer um ihn herum dabei beobachtete, wie sie einander herzlich begrüßten und freundliche Worte austauschten. Sie verhielten sich als sei ihre Begegnung nichts anderes als ein Wiedersehen unter alten Freunden und das, was sie vorhatten, lediglich ein kleiner Spaß zum Zeitvertreib.
Schließlich brachen die Gespräche ab und eine gespenstische Stille umhüllte sie, als einer der Männer eine Fackel entzündete. Die anderen blickten ihn ehrfürchtig an und William erkannte, dass es Wentworth war, der nun die hell erleuchtete Flamme in die Höhe hielt.
Wie durch einen Schleier sah er auch die Anderen ihre Fackeln entzünden und nach einem lauten Schrei ihres Anführers erstürmten sie, ihre Waffen schwingend, das Dorf und rissen William mitten ins Geschehen mit.
Dort angelangt sprangen sie unter wildem Gejaule von ihren Pferden und stürmten in alle Richtungen davon, während William, unfähig sich zu bewegen, das Grauen um ihn herum beobachtete.
Er
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