Abschied nehmen
ihm, dass ihm auch jetzt nichts Besseres einfallen würde, als es einfach gerade herauszubringen.
So blieb er schließlich stehen, atmete tief durch und wandte sich den ihn noch immer verständnislos anblickenden Gesichtern zu.
„Ich werde nicht mehr hier sein, wenn du dieses Fest für mich gibst, Vater. Und du Jamie wirst auch keine Frau für mich finden, denn nächsten Sonnabend werde ich für immer fort sein!“
2. Kapitel
William leerte sein Glas in einem Zug und füllte es sofort wieder. Er konnte die verblüfften Blicke seines Vaters und seines Freundes genau auf sich spüren. Sie verfolgten jede seiner Bewegungen und warteten darauf, dass er weiter sprach. Und dies tat er auch, denn er war es ihnen schuldig seine rätselhafte Aussage nun auch aufzuklären.
„Es ist folgendermaßen. Die Armee hat mich nicht aus meinem Dienst entlassen, sondern ich bin geflohen.
Ich musste von dort weg, denn ich habe Verrat begangen, und wenn sie mich kriegen, dann wisst ihr, was mit mir passiert“, sagte er und sah das Entsetzen in den Augen, die ihn nun anblickten, denn sie wussten genau, dass Verräter nur auf eine Art bestraft wurden, und zwar mit dem Tode.
Doch William erkannte auch Unverständnis in den Gesichtern seiner Gegenüber und zum ersten Mal kam ihm der Gedanke, dass der Grund dafür nicht nur die mangelnden Informationen, die er ihnen geliefert hatte, sein könnten. Er hatte zwei Patrioten vor sich und erstmalig zog er die Möglichkeit in Betracht, dass sie eventuell kein Verständnis für seine Taten aufbringen würden. Vielleicht würden sie seine Entscheidung ganz und gar nicht nachvollziehen können und ihn für sein Tun verdammen. Doch ihm blieb keine Wahl, er musste es ihnen trotz seiner Befürchtungen erzählen. Nur so würde er es herausfinden.
„Bevor ihr euch ein Urteil bildet, bitte ich euch, hört mich an“, sagte er mit ruhiger Stimme und sah Jamie und seinen Vater nicken.
„In Ordnung, mein Sohn, erzähl uns alles“, erwiderte George und Hoffnung keimte in William auf, denn in Georges Stimme war keine Ablehnung zu hören. Darin lag lediglich das Verständnis, das ein Vater stets seinen Kindern entgegenbrachte, ganz gleich was sie getan haben und so begann William, zu erzählen.
„Es ist nun ziemlich genau anderthalb Jahre her. Ich war damals seit einem halben Jahr in Edinburgh“, begann er, ließ sich auf dem Sofa nieder und nach einem tiefen Seufzer fuhr er fort.
Sein Einsatz in Edinburgh war nicht gerade sehr anstrengend gewesen, denn die meiste Zeit hatte es nicht viel zu tun gegeben. Es waren lediglich kleine Streitereien oder einzelne Unruhestifter, die Ärger verursacht hatten und um die sich William und seine Kameraden hatten kümmern müssen. Diese waren jedoch schnell unter Kontrolle gebracht und so hatten die Männer ihre Zeit mehr oder weniger abgesessen.
Außer der Tatsache von seiner Familie getrennt zu sein, fand William seinen Dienst sehr angenehm. Sie alle hatten den Krieg hinter sich und waren froh über die herrschende Ruhe und genossen diese, solange sie andauerte. Und sie taten Recht daran, denn für William endete der Frieden früher und auf eine vollkommen andere Weise, als er es sich jemals ausgemalt hätte.
Es begann damit, dass ihn Major Wentworth, der Befehlshaber der Truppe, eines Abends überraschend zu einer kurzen aber folgenreichen Unterredung zu sich rufen ließ.
„William, mein Junge, nimm bitte Platz“, begrüßte Wentworth ihn, als er den Raum betrat und William nahm das Angebot an.
Er setzte sich in den weichen, gepolsterten Stuhl und betrachtete den Major, während dieser den Raum durchschritt. Wentworth hatte seine stets perfekte Haltung angenommen und auch seine Kleidung war selbst nach einem langen Tag vorbildlich und makellos.
„Möchtest du vielleicht auch etwas?“, fragte der Major und deutete auf die Flasche Whisky, die auf dem Tisch stand.
William hätte liebend gerne ein Glas genommen, doch er entschied sich dagegen, denn im Moment interessierte es ihn eher, weshalb der Major ihn zu sich bestellt hatte.
Er hatte bislang nicht häufig mit Wentworth zu tun gehabt und noch nie unter vier Augen mit ihm gesprochen und seine Freundlichkeit und die vertraute Art, in der er mit ihm sprach, irritierten ihn.
Doch William musste sich nicht lange
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