Abschied nehmen
Angus, dich hat es doch auch nicht davon abgehalten, oder?“, gab Hugh zu bedenken, und während Angus peinlich berührt den Blick senkte, lachten die anderen lauthals. Bereits fünf Mal hatte er schon mit dem Wach-Auf-Fass Bekanntschaft geschlossen und es war sicherlich nicht sein letztes Mal.
Während die Anderen weiter herumwitzelten, blickte William zu Marcus. Der Hüne stand jedoch lediglich mit verschränkten Armen da und zuckte mit einem unschuldigen Lächeln die Schultern, ganz so als wollte er sagen, dass William dies selbst so gewollt hatte. Und leider hatte er auch Recht damit. Denn nun entsann William sich einer, wie er nun feststellen musste, äußerst dummen Bemerkung, dass er nicht wie ein rohes Ei, sondern wie einer von ihnen behandelt werden wollte. Tja, das hatte er nun davon.
Er erwiderte das Lächeln seines Freundes und nahm dankend seine Hand an, als dieser ihm aufhalf.
Das Waschen hatten ihm seine Freunde abgenommen, doch nachdem er sich angezogen hatte, begab er sich auf direktem Wege zu Bryan. Beide brachten eine Entschuldigung vor und gingen in Freundschaft wieder auseinander.
Um mit Marsaili zu reden, war William jedoch an diesem Tag nicht in der Lage und so ging er danach zur Schmiede, wo ihn Willie bereits erwartete. Der Lärm des Hammers und dazu das ständige Geplapper von Willie bewirkten sogar eine Verschlimmerung seiner Kopfschmerzen, doch er ertrug sie, so gut er konnte. Das einzig Gute an diesem Tag war, dass Angus’ Prophezeiung sich zumindest für den Rest des Tages bewahrheitet hatte, denn sein Kater verhinderte tatsächlich, dass er allzu viel grübelte.
Beim Abendessen rührte er seinen Teller kaum an, denn er fürchtete, sein sich noch immer drehender Magen, würde gegen alles protestieren, das er in ihn hineinzwängen würde. Angus machte sich einen besonders grausamen Spaß, indem er William versuchte zum Trinken zu überreden und ihm ein paar Mal einen vollen Becher Whisky an seine Nase führte.
Nach einer Weile befand Marcus jedoch, die Anwesenden hätten sich nun genug auf Williams Kosten amüsiert und mit einem einzigen Blick gebot er ihnen Einhalt. Doch William hielt es ohnehin nicht länger aus und zog sich bald zurück, denn er drohte bereits im Sitzen einzuschlafen. Nachdem er ins Bett fiel, schlief er auch prompt ein und erwachte erst am nächsten Morgen mit einem klaren Kopf. Doch dies hatte nicht nur Vorteile, denn mit der Klarheit in seinem Kopf waren auch die Erinnerungen und die damit einhergehenden Gefühle wieder so deutlich da wie zuvor.
Es war kurz vor dem Abendessen, als der Bote mit der Nachricht eintraf. Marcus hatte sich eben in den Speisesaal aufmachen wollen, doch nun war an Essen nicht mehr zu denken. Er hielt den Brief in der Hand und konnte kaum glauben, was er eben gelesen hatte. Er hatte ihn mehrmals gelesen, und nachdem der erste Schock verflogen war, war er außer sich vor Zorn. Mit hochrotem Kopf und funkelnden Augen hatte er die Tür aufgerissen und die vorbeigehende Magd mit seiner donnernden Stimme zu Tode erschreckt. Sie war förmlich zusammengezuckt, als er sie anwies, seine Männer einschließlich William zu suchen und sie zu ihm zu bringen.
Nun saß er da und wartete darauf, dass sie eintrafen. Tausende von Gedanken strömten durch seinen Kopf, ihn in den Wahnsinn treibend und somit war er froh, dass es nicht lange dauerte, bis fast alle da waren.
„Wo ist William?“, fragte er in die Runde und die Anwesenden, die sich im Raum verteilt hatten, kamen zur Ruhe.
„Janine bat mich, dir zu sagen, dass sie ihn nicht finden konnte“, ergriff Ian das Wort. „Aber sie würde ganz wachsam sein, und sobald er auftaucht, würde sie ihn auf der Stelle hier hinaufschicken.
Himmel, Marcus, was ist denn nur los? Das arme Mädchen hat gezittert wie Espenlaub!“
„Das werdet ihr gleich hören!“ Er ging zu seinem Schreibtisch, nahm den Brief in die Hand und hielt ihn demonstrativ hoch. „Dies ist ein Brief von Coll!“
Marcus sah in die fragenden Gesichter seiner Männer und fuhr fort.
„Erst kürzlich hatte er Simon aufgesucht und dort Steven, Joseph und die anderen Männer, die ich zu Simons Schutz zu ihm gesandt habe, angetroffen. Feind oder nicht, wie es der Brauch will, bat Simon ihm seine Gastfreundschaft an und nach ein paar Bechern Whisky erkundigte Coll sich nach
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