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Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
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den Eindruck, als hätte sie gar nicht bemerkt, dass William anwesend war, doch in ihrem Innern tobte es.
         Sie hatte die letzte Stunde allein hier in ihrem Gemach verbracht und ihre Unruhe hatte sich immer mehr gesteigert. Es war die Ungewissheit wie Coll die Neuigkeiten aufnehmen würde, jedoch vor allem die Aussicht darauf die nächste Woche an der Seite von William verbringen zu müssen, die sie rastlos durch den Raum laufen ließ. Ihre zwiespältigen Gefühle trieben sie in den Wahnsinn und am liebsten wäre sie zu ihm gegangen und hätte sich all das von der Seele geschrien. Doch dies war unmöglich.
         Nun spürte sie zwar seinen Blick auf sich, doch sie versuchte, ihn so gut es ging zu ignorieren. Er bereitete sich sicherlich schon auf die Rolle, die er gleich spielen muss, vor, dachte sie und sie wollte stets daran denken, dass dies nicht echt war.
         „Nun sollten wir in den Speisesaal aufbrechen. Wir werden sicherlich schon erwartet“, endete Marcus und erntete zustimmendes Nicken.
         Er zögerte noch einen Augenblick und bedachte seine Tochter mit einem skeptischen Blick. Er hoffte, dass William Recht behalten würde, was Kates Verhalten anging und sie sich tatsächlich, wie seine zukünftige Braut gebaren würde. Doch er würde es gleich herausfinden und so verzichtete er diesbezüglich auf weitere Predigten, sondern ging voran.
         William und Kate wechselten noch einen ernsten Blick, den keiner von beiden zu deuten wusste, dann bot William ihr seinen Arm an und sie wies ihn nicht zurück, sondern hackte sich bei ihm ein und sie folgten Marcus.
         Der dunkle Flur, der in den Saal führte, schien unendlich. Die einzigen Geräusche, die zu hören waren, waren die ihrer Schritte und die, die Kates Kleid verursachte. Es fiel kein Wort zwischen ihnen beiden und die Anspannung war fast greifbar.
         Beide versuchten ihre Nervosität zu unterdrücken, doch diese stieg mit jedem Schritt, der sie näher zu dem Saal führte, in dem sie bereits erwartet wurden und die Anwesenheit des anderen machte es ihnen nicht gerade leichter. Doch da war bereits der Eingang in Sichtweite und ganz automatisch verlangsamten sie ihren Schritt. Kate entfuhr im letzten Moment noch ein tiefer Seufzer, doch als sie den Saal betraten, lächelten sie beide.
         Die Leute beachteten sie nicht sonderlich, sie gingen indessen weiter ihren Gesprächen nach. Doch an der Tafel, die William und Kate ansteuerten, wurden sie umso genauer beobachtet. Alle Mackendricks und alle eingeweihten Maccallums wandten ihre Blicke auf das Paar und Kates Nervosität, die sie so mühsam unterdrückt hatte, bahnte sich wieder ihren Weg an die Oberfläche.
         Ihre Wangen begannen zu glühen und ihre Hände zu zittern. Sie musste das unter Kontrolle bekommen, sonst schöpfen diese Geier sofort Verdacht, dachte sie angestrengt, doch dadurch wurde es nur noch schlimmer. Sie drohte bereits in Panik zu geraten, als sich plötzlich Williams große, warme Hand auf die ihre legte und das Zittern unterband. Ein Hitzeschwall ging mit einem Mal durch ihren Körper und die Stellen, an denen William sie berührte, schienen wie Feuer zu brennen. Sie sah für den Bruchteil einer Sekunde zu ihm auf und versuchte nicht daran zu denken, dass er sie eben gerettet hatte, ohne dass sie darum gebeten hatte. Dann riss sie sich wieder zusammen, richtete ebenfalls ihren ernsten Blick nach vorn und schon bald kamen sie an ihrem Ziel an.  
         Da Kate vorhin nicht an der Begrüßung im Hof teilgenommen hatte, war sie nun dran, die Gäste willkommen zu heißen. Nacheinander begrüßte sie Coll, seine Frau und auch den Mann dessen Klauen sie - Gott sei es gedankt - entkommen war. Als Adam ihr einen schmierigen Handkuss aufdrückte, wurde ihr auch zum ersten Mal klar, dass sie es dem Mann verdankte, der nun voller Höflichkeit darauf wartete, seine zukünftige Braut an ihren Platz zu geleiten. William hatte sie vor einem Leben mit diesem Fiesling hier bewahrt und ganz gleich aus welchen Gründen er dies getan hatte und wie sehr er damit ihre Gefühle verletzte, müsste sie ihm dafür nicht trotzdem dankbar sein?
         Sie konnte den Gedanken nicht zu Ende führen, denn Marcus bat sie nun, Platz zu nehmen. William bot ihr seine Hand an und führte sie zu dem Stuhl neben ihrer Mutter. Er wartete, bis sie sich gesetzt hatte und vernahm dabei ihren verwirrten Blick, erst dann ließ auch er sich nieder.
        

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