Abschied nehmen
ihr, wie es dazu gekommen war, dass er Kate heiratete.
Es war ihm nicht ganz wohl dabei, ihr das anzuvertrauen aber er vertraute darauf, dass ihre Gefühle für ihn echt waren und sie es somit nicht wagen würde, ihn zu hintergehen, indem sie es ausplaudern würde. Doch mit der Wahrheit allein war es nicht getan und danach entschied er sich, zu lügen. Er wollte dadurch ihre Gefühle schonen, denn sie sollte sich nicht vorkommen, als hätte er sie nur benutzt. Und ehrlich gesagt log er auch ein wenig, damit sie ihn nicht für den letzten Abschaum hielt.
„Wenn ich Kate nicht heiraten müsste, dann hätten wir beide zusammen sein können“, sagte er und biss sich auf die Zunge.
„Aber sie muss es doch nicht erfahren“, sprach Marsaili leidenschaftlich und ihre Augen leuchteten.
Damit hatte er nicht gerechnet und sie brachte ihn für einen Augenblick aus dem Konzept, doch kurz darauf fing er sich wieder.
„Nein, das kann ich nicht. Auch wenn diese Heirat erzwungen ist, ich kann sie nicht betrügen. Es wäre besser, wenn wir vergessen, was geschehen ist, auch wenn es uns schwerfällt.“ Marsaili nickte traurig, und nachdem sie ihm viel Glück gewünscht hatte, entfernte sie sich. William wurde gleich daraufhin von Tom in Beschlag genommen, der ihm, ihn kräftig drückend, alles Gute wünschte.
Er hatte noch immer nicht bemerkt, dass Kate direkt hinter ihm gestanden hatte.
Seine Worte an Marsaili waren wie ein Schlag ins Gesicht gewesen. Sie hörte nicht mehr, was ihr Gegenüber zu ihr sagte, denn in ihrem Kopf rauschte es nur noch. Sie hatte von Anfang an Recht gehabt, was ihn anging und das, wovor sie sich in den letzten Stunden immer selbst gewarnt hatte, war eingetreten. Sie hatte sich von ihm täuschen lassen. Er hatte sie mit seinen gespielten Gefühlen eingewickelt und nun, wo sie so deutlich die Wahrheit hörte, steckte diese wie ein dicker Kloß in ihrem Hals.
Ihr war zum Weinen zumute, doch das durfte sie jetzt nicht. Coll und sein schmieriger Sohn ließen sie beide schon den gesamten Abend nicht aus den Augen, nur ein trauriger Blick oder eine einzige Träne und sie würden wissen, dass hier etwas nicht stimmte. Es half alles nichts. Sie musste diesen Abend so gut es ging durchstehen und so setzte sie ein tapferes Lächeln auf und ließ sich weiter von der Menge beglückwünschen.
Zu Kates Glück hatte diese Prozedur ziemlich viel Zeit in Anspruch genommen, und als sie sich wieder auf ihren Plätzen einfanden, war der Abend bereits recht weit fortgeschritten. Sie musste also nicht mehr lange ihr Täuschungsmanöver aufrechterhalten und nach einer Weile voller belangloser Gespräche stand sie auf, um sich zu verabschieden.
Wie es erwartet wurde, erhob sich auch William, um seine zukünftige Braut in ihr Gemach zu geleiten. Er bot ihr wieder seinen Arm, den sie süß lächelnd annahm und langsam schritten sie in Richtung Ausgang, um sich den lästigen Blicken der Mackendricks zu entziehen.
Das Erste was Kate tat, war es William mit Gewalt ihre Hand zu entziehen. Hier in dem dunklen Flur beobachtete sie niemand mehr und sie musste nichts mehr vorspielen. Sie bedachte ihn mit einem verächtlichen Blick, dann reckte sie ihr Kinn hoch, raffte ihre Röcke und schritt davon in ihr Gemach.
William hatte ihren Gesichtsausdruck nicht genau erkannt, dafür war es zu dunkel in dem Gang, er ahnte jedoch, dass es kein freundlicher Blick gewesen war. Nun lehnte er sich gegen die kalte Wand, und während ein gequältes Lächeln seine Lippen umspielte, nickte er resigniert. Was hatte ich denn erwartet, dachte er, die Schultern zuckend, und da er in dieser Stimmung nicht zurück in den Saal gehen wollte, schlenderte er in den Hof hinaus.
Seit zwei Tagen war es wieder ziemlich kalt geworden, der Winter hielt nämlich ein kleines Gastspiel, doch auch wenn William lediglich Kilt und ein Hemd trug, bemerkte er die frostigen Temperaturen kaum. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, über den Abend nachzudenken und bemühte sich gleichzeitig diesen zu verdrängen.
Seine Bemühungen waren jedoch nicht von Erfolg gekrönt und so kam er nach seinen Überlegungen zu dem Schluss, dass alles in allem der Abend erfolgreich gewesen war. Als er mit Kate den Saal verlassen hatte, schien der pessimistische Blick in den Augen der Mackendricks nicht mehr so überzeugt wie zuvor. Sie
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