Abschied nehmen
und zum ersten Mal sah er es offen, denn für gewöhnlich trug sie es praktischerweise zu einem Zopf geflochten. Damit wirkte sie irgendwie ungezügelt, was weitaus mehr ihrem Naturell entsprach, dachte er und musste unwillkürlich lächeln.
Kate murmelte etwas Unverständliches, schlief allerdings weiter, was jedoch zufolge hatte, dass Williams Aufmerksamkeit nun ihrem Mund zuteilwurde. Oh, ihr Mund, dachte er bei sich und musste an sich halten, um sie nicht einfach aus dem Schlaf zu küssen. Er betrachtete ihre wohlgeschwungenen Lippen und befand, dass sie weder zu breit noch zu schmal waren. Sie schienen genau richtig und so fühlten sie sich auch an, wenn sie ihn, noch immer mit einer gewissen Zurückhaltung, dafür aber ganz sanft, küsste.
Er konnte es kaum erwarten, noch mehr von ihr zu kosten, dachte er und sein Blick wanderte ihr Kinn hinunter, über ihrem schlanken Hals, bis zu ihren schmalen Schultern, die gerade noch unter der Decke hervorlugten. Ein verzückter Seufzer entfuhr ihm und er ließ sich wieder in die Kissen sinken.
Sein Blick schweifte durch den Raum und wieder blieb dieser auf Jamies Dolch ruhen. Doch nun bei dieser herrschenden Stille konnte er die Gedanken, die er damit verband, nicht einfach abschütteln und sie stürzten auf ihn ein.
Sie wusste noch immer nicht, wer er wirklich war und er hatte keine Ahnung, wann und ob er es ihr würde sagen können. Immerhin hatte er Marcus versprochen zu schweigen, dachte er und entsann sich ihres Gespräches von vor zwei Tagen.
William hatte seinen Freund in dessen Arbeitszimmer gebeten, um die Angelegenheit mit ihm zu besprechen.
„Marcus, ganz gleich wie sehr sie gegen diese Verbindung ist, bevor wir diese Ehe vollziehen“, begann William, sah angesichts seiner offenen Worte Verlegenheit über Marcus’ Gesicht huschen und ihn den Blick abwenden, „werde ich ihr alles über mich erzählen“, fügte er hinzu und die Verlegenheit des Clansoberhauptes wich mit einem Schlag seinem Entsetzen.
„Du willst was ?“, fragte er mit weit aufgerissenen Augen.
„Ich werde sie über mich aufklären. Sie soll wissen, mit wem sie verheiratet ist“, erwiderte William ruhig aber bestimmt, auch wenn ihm der Gedanke an ihre Reaktion Angst einflößte.
„William, das kannst du nicht tun!“, rief Marcus noch immer entsetzt.
„Aber weshalb denn nicht?“
„Himmel, ist dir denn nicht klar, dass jeder, der von deinem Geheimnis weiß, in Gefahr ist?“, fragte Marcus und blickte William traurig an. Er hasste es die Wahrheit, nun so klar aussprechen zu müssen. „Was ist, wenn sie dich irgendwann finden, denkst du nicht, dass es dann besser ist, wenn sie nichts weiß?“, fügte Marcus hinzu, doch sein junger Freund war davon nicht so überzeugt.
Wenn sie nicht in ein paar Tagen heiraten würden, hätte er ihm durchaus Recht gegeben. Doch welchen Schutz sollte Kate ihre Unwissenheit bringen, wenn sie erst mit ihm verheiratet war? Die Rotröcke würden ihr dann ohnehin nicht glauben, dass sie nicht eingeweiht war, niemand würde das. Und so gab er sich auch nicht so leicht geschlagen. Sie diskutierten eine ganze Weile hitzig darüber, bis Marcus schließlich mit einem sorgenvollen Blick sagte: „William, bitte, sie ist meine einzige Tochter und ich will nicht auch sie noch verlieren!“
Und damit hatte das Clansoberhaupt gewonnen. Wie sollte er es auch übers Herz bringen, seinem Freund nun diesen Wunsch auszuschlagen, ganz gleich für wie unsinnig er ihn hielt. Er versprach ihm widerwillig seinen Mund zu halten und nun quälten ihn seine Gedanken.
Er belog sie und er musste sich immer und immer wieder einreden, dass es zu ihrem Besten war. Er hoffte nur, dass er dieses Thema so gut wie in den letzten vierundzwanzig Stunden würde verdrängen können. Er hatte nur einmal daran gedacht, als sie ihn auf seine Familie angesprochen hatte, und hatte ihr unmissverständlich klar gemacht, dass er nicht über sie reden wollte und dabei irgendwelche Zwistigkeiten vorgeschoben.
Mal sehen, wie lange das gut gehen wird, dachte er, verdrängte nun jedoch das ungute Gefühl und wandte sich Kate zu, die eben erwachte.
„Guten Morgen“, begrüßte er sie in einem sanften Ton.
Kate erwiderte verhalten seinen Gruß, richtete sich daraufhin auf und versuchte notdürftig ihr Äußeres in Ordnung zu bringen. Ihr
Weitere Kostenlose Bücher