Abschied nehmen
sie mit einem unverständlichen Blick, dann räusperte er sich und sagte mit einem zweifelnden Gesichtsausdruck: „Kate, ich hatte angenommen, meine Gefühle für dich seien klar!“
„Aye sicher, das sind sie“, sagte sie und konnte dabei ein Lächeln nicht unterdrücken, „aber als die Heirat vereinbart wurde, hast du doch gedacht, ich würde dich hassen. Und deshalb dachte ich, mein Vater hätte dir etwas dafür geboten.“
„Nein, das hat er nicht“, lächelte William. „Ich habe dich um deiner selbst willen geheiratet, Kate. Ich war zwar davon ausgegangen, dass du mir nicht ganz zugetan warst“, sagte er, ironisch eine Braue hochziehend, „doch in diesem Fall habe ich nur das kleinere Übel gewählt. Ein Leben ganz ohne dich wäre noch schlimmer gewesen!“
Auf Kates Wangen breitete sich eine leichte Röte aus.
„Ich bin froh, dass du dich so entschieden hast“, gab sie zurück und ein strahlendes Lächeln erhellte ihr Gesicht.
Als bald der Morgen graute, hatten sie sich noch immer nicht zur Ruhe gebettet. Sich noch immer an den Händen haltend, saßen sie auf dem Bett und küssten und redeten abwechselnd. Doch langsam holte die Müdigkeit sie ein. Es war ein langer Tag gewesen und für William ganz besonders. Er hatte die letzte Nacht immerhin auch nicht geschlafen, so gähnte er nun unentwegt und seine Augen blieben immer länger geschlossen.
Er hatte sich auf die Seite gelegt und stützte seinen schweren Kopf in seine Hand.
„Du solltest dich umziehen, eh du einschläfst“, sagte Kate mitfühlend und hatte gleichzeitig Gewissensbisse. Sie hätte eher daran denken sollen, wie lange er bereits auf war und ihn nicht vom Schlafen abhalten sollen.
„In Ordnung“, sagte William dankbar und erhob sich.
Wie ein Schlafwandler tappte er zum Schrank und zog ein Schlafhemd heraus. Da Kate befürchtete, dass er sich gleich direkt vor ihren Augen ausziehen würde, stand sie schnell auf und trat hinter den Vorhang, um sich selbst umzuziehen. Der Tag hatte schon genug Neues gebracht und sie wollte ihnen, nur für den Fall, dass William gar nicht so benommen war, wie er aussah, eine weitere Verlegenheit ersparen. Hinter dem Vorhang musste sie jedoch stark an sich halten, um nicht heimlich einen Blick auf seinen nackten Körper, der sich damals am Bach fest in ihr Gedächtnis eingebrannt hatte, zu werfen. Doch sie zwang sich zur Disziplin. Du wirst ihn noch früh genug nackt sehen, sagte sie sich und trat umgezogen wieder ins Zimmer.
William hatte schon seit ein paar Minuten keine Geräusche mehr von sich gegeben und nun vernahm sie bereits die gleichmäßigen Atemgeräusche eines Schlafenden. Er hatte wohl noch auf sie gewartet, denn er lag mit dem Gesicht in ihre Richtung gewandt, doch nun waren seine Augen geschlossen.
Ihr Blick fiel auf das am Boden liegende Häufchen, das seine Kleider bildeten. Sie lächelte ihn liebevoll an, ließ die Sachen jedoch unberührt liegen. Dann löschte sie leise die Kerzen und schlüpfte anschließend unter die Decke. Ein letzter sanfter Kuss landete auf seinen weichen Lippen, und nachdem sie einen Augenblick seine entspannten Züge betrachtet hatte, gönnte auch sie ihren müden Augen eine Pause und schlief ein.
Als William erwachte, war es bereits fast Mittag. Es war eine geruhsame Nacht gewesen, ohne die ihn häufig begleitenden Albträume, sodass der Dolch, den er bereits ganz automatisch abends zwischen Nachttisch und Bett klemmte, heute unberührt geblieben war.
Doch trotz des Fehlens seiner Albträume war er heute aus dem Schlaf geschreckt, in der Befürchtung all seine schönen Erinnerungen entstammten einem Traum. Doch sie war kein Traum gewesen, sie lag tatsächlich hier neben ihm im Bett, dachte er und beruhigt lehnte er sich wieder zurück.
Im Gegensatz zu ihm schlief Kate noch fest. Ihr Kopf ruhte auf ihrem Kissen, die Augen fest verschlossen, sodass William nun genügend Zeit hatte, sie eingehend zu betrachten. Er stützte sich auf seinen Arm und sah zu ihr hinab.
Sein Blick wanderte über die sanft gebogenen Augenbrauen, zu ihren langen Wimpern und über die kleine Nase. Diese hatte sie ganz zweifellos von Lilidh geerbt und das war ihr Glück, denn mit Marcus’ breiter, fleischiger Nase, hätte sie sicherlich ulkig ausgesehen. Doch das dunkle, volle Haar hatte sie ganz eindeutig von ihrem Vater
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