Abschied nehmen
energischer und zwang ihn schließlich zum Aufstehen.
Kate schlief noch immer und er selbst war auch noch im Halbschlaf, als er zur Tür ging, um zu öffnen. Es war eine lange Nacht gewesen und noch viel zu früh, um aufzustehen. Vor der Tür blieb er einen Augenblick stehen, gähnte ausgiebig, kratzte sich am Hinterkopf und öffnete schließlich mit einem leicht grimmigen Gesichtsausdruck die Tür.
Es war Jenny, die wie jeden Morgen ihr Frühstück brachte, doch irgendetwas war heute Morgen komisch an dem Mädchen, dachte William, als er erneut gähnend zu ihr hinunterblickte.
Bei seinem Anblick hatte sie zunächst ihre Augen weit aufgerissen, dann war eine tiefe Röte in ihre Wangen aufgestiegen und sie hatte ihren Blick schnell auf das Tablett gesenkt, während sie irgendetwas vor sich hin stammelte.
Was hatte sie denn nur, fragte William sich und senkte seinen Blick, um an sich hinunterzusehen, denn offensichtlich war irgendetwas an ihm, das diese Reaktion in ihr auslöste. Und er brauchte nicht lange, um es zu entdecken.
Schlagartig wurde er vollkommen wach und sprang mit einem Satz hinter die Tür. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er nicht angezogen war.
„Aye, ... Jenny ... du bringst das Frühstück! ... Wie schön! ... Bitte richte Mrs. Jenkins einen großen Dank von uns aus. Und auch dir vielen Dank!“, sprach er übertrieben enthusiastisch, griff nach dem Tablett und versuchte damit von der peinlichen Lage abzulenken.
Doch es gelang ihm nicht ganz, denn die arme Jenny ging gar nicht darauf ein, was er sagte, sondern starrte noch immer auf das Tablett. Das Beste war wohl, wenn er sie entließ und als er dies tat, stürmte sie so eilig davon, dass er Mühe hatte, das volle Tablett festzuhalten.
Er balancierte es aus und stellte es auf dem Tisch ab. Dann schloss er für einen Augenblick die Augen, zog die Stirn kraus, und während er mit Daumen und Mittelfinger seine Schläfen massierte, verzog er das Gesicht zu einem beschämten Grinsen.
Die arme Jenny, dachte er wieder, als er plötzlich hinter sich ein Geräusch vernahm.
Langsam drehte er sich um, lehnte sich gegen den Tisch und sah mit einem verdrießlichen Gesichtsausdruck zu seiner lachenden Frau. Sie hatte sich so lange zurückgehalten, wie sie nur konnte und sich sogar die Decke in den Mund gestopft, um nicht laut zu lachen, doch schließlich war es aus ihr herausgebrochen. Sie wälzte sich kichernd hin und her und nun konnte William auch nicht mehr an sich halten.
Er durchmaß den Raum mit wenigen Schritten und warf sich ebenfalls lachend neben sie aufs Bett.
„Ich denke, das war zu viel am frühen Morgen für das arme Mädchen!“, rief er. „Sie hat jetzt wahrscheinlich den Schock ihres Lebens erlebt! Du hättest ihr Gesicht sehen sollen!“
„Ich hätte gerne dein Gesicht gesehen!“, rief sie vergnügt.
Und als William eine Grimasse zog und sagte: „Das sah ungefähr so aus!“, brüllten sie vor Lachen.
Am Nachmittag verdunkelte sich der Himmel über den Highlands, als dicke Gewitterwolken aufzogen und in dem Gemach wurde es so düster, dass sie Kerzen entzündeten. Als sie wieder auf dem Bett Platz nahmen, lehnte sich William gegen das Holzgestell am Fuße des Bettes, während Kate sich mit dem Gesicht zu ihm, zwischen seine Beine setzte und die ihren hinter seinem Rücken kreuzte.
William betrachtete fasziniert das sich anbahnende Gewitter und Kate beobachtete lächelnd die Begeisterung in seinen Augen.
„Am liebsten wärst du nun da draußen und würdest auf deinem Höllenhengst durch die Highlands galoppieren, aye?“, riss sie ihn aus seinen Gedanken.
Er wandte seinen Blick vom Fenster ab und ihr zu und lächelte charmant.
„Am liebsten bin ich bei dir aber ich muss schon zugeben, dass das im Moment das Zweitliebste wäre, das ich tun würde“, erwiderte er und das laute Donnergrollen ließ seinen Blick ruckartig wieder zum Fenster schnellen.
Kate musste lächeln und das Bett knarrte leise, als sie sich umwandte, um selbst hinauszusehen.
„Was fasziniert dich so daran?“, fragte sie und blickte in die schwarzen Wolken, die noch immer nicht begonnen hatten, sich zu entleeren. „Für mich bedeuteten Unwetter bislang immer nur zusätzliche Arbeit. Alle laufen durcheinander, um rechtzeitig die Wäsche einzuholen
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