Abschied nehmen
verschleppt wurde. Ich denke eher, sie ist ganz freiwillig gegangen“, ergriff er mit einem Mal das Wort und die leisen Gespräche erstarben urplötzlich. Der Blick jedes Einzelnen im Raum wandte sich ihm zu und William bereute nun, dass er bislang lediglich Kate darin eingeweiht hatte, was zwischen ihm und Marsaili vorgefallen war. Er hatte es nicht einmal Marcus erzählt und nun musste er all seine peinlichen Fehler hier vor seinen Freunden ausbreiten.
„Ich fürchte, ich bin nicht ganz unschuldig an ihrer Flucht“, begann er, und als er die fragenden Blicke seiner Freunde sah, die es sich nun in Erwartung einer längeren Geschichte ein wenig bequem machten, fuhr er fort.
Er begann bei ihrer ersten Begegnung in der Schmiede, bei der er ein ganz schüchternes Mädchen kennengelernt hatte, das sich jedoch nach dem verhängnisvollen Kuss als gar nicht so schüchtern entpuppt hatte. Er berichtete ihnen von allem, was zwischen ihm und Marsaili vorgefallen war und endete schließlich mit dem kleinen Treffen zwischen ihm und Hamish im Stall, das sie eingefädelt hatte.
„Ich nehme an, da sie diejenige war, die Hamish zu dieser nicht sehr klugen Tat aufgestachelt hat, wird sie irgendwo in der Nähe gewesen sein und ihr Werk heimlich beobachtet haben. Und das Ende wird ihr nicht gefallen haben“, schloss William und sah seine Freunde zustimmend nicken.
„Aye, das denke ich auch. Aber wenn das so ist, dann wird sie schon gestern Abend aufgebrochen sein“, gab Hugh zu bedenken.
„Und jetzt ist sie sicher schon über alle Berge. Die finden wir nicht mehr“, fügte Robert hinzu und erntete zustimmendes Gemurmel.
Und sie würden sie vor allem nicht finden, weil Marsaili sicherlich auch alles Erdenkliche daran setzte, nicht gefunden zu werden. Aufgespürt und zur Burg zurück gebracht zu werden, würde eine zu große Schande für sie darstellen und dies würde sie um alles in der Welt verhindern wollen. Und auch die Männer wollten sie ihr nach Möglichkeit ersparen und hofften, dass ihre Eltern nicht auf einer Suche beharren würden.
Nach einer Weile des Schweigens ergriff Marcus erneut das Wort.
„Das gefällt mir ganz und gar nicht, Leute!“, sagte er und seine Stimme und auch sein Blick, der nun auf William ruhte, hatten etwas Unheilvolles an sich und in seinem Magen machte sich ein ganz unangenehmes Gefühl breit.
„Denkst du etwa, sie könnte William gefährlich werden?“, fragte Alec.
„Ich weiß es nicht, aber sie fühlt sich jetzt betrogen und verschmäht und ist sicherlich mächtig sauer. Wer weiß, wozu sie dann imstande ist!“
„Aber denkst du wirklich, sie hetzt uns die Rotröcke auf den Hals?“, fragte Angus.
Marcus hatte mit keinem Wort erwähnt, dass er genau aus dieser Richtung die Gefahr witterte und doch war es auf der Stelle für jeden von ihnen klar gewesen.
„Ich weiß nicht, was sie tun wird, aber ich halte es für möglich. Wir werden sehr vorsichtig sein müssen“, erklärte Marcus und sein angespannter Blick wanderte wieder zu William, der sich nun noch elender fühlte als zuvor.
„Es tut mir wirklich leid“, wiederholte er zum unzähligen Mal, machte ein verdrießliches Gesicht und schüttelte über sich selbst den Kopf. „Wenn ich das doch nur alles rückgängig machen könnte“, fügte er hinzu und Marcus konnte das nicht länger mit ansehen.
Mit ein paar wenigen Schritten durchmaß er den Raum und blieb vor William stehen. Dann legte er seinem Freund die Hand auf die Schulter und sein ernster Gesichtsausdruck signalisierte deutlich, dass seine folgenden Worte nicht infrage gestellt werden durften.
„William, wie ich dir schon mehrmals sagte, sehe ich nicht, inwiefern du die Schuld an all dem tragen solltest. Sicher du hättest Marsaili sofort darüber aufklären können, was es mit dem Kuss auf sich hatte, doch ich glaube nicht, dass es irgendetwas an der heutigen Situation geändert hätte“, erklärte er, und als William den Mund öffnete, um etwas zu erwidern, fuhr Marcus rasch fort und ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Ich weiß, was du sagen willst, du hättest sie gar nicht erst küssen dürfen.“ William schlug die Augen nieder, nickte und sah erst wieder auf, als Marcus fortfuhr. „Ich bin mir allerdings gar nicht so sicher, ob das tatsächlich etwas an ihrem Verhalten geändert hätte.
Aber es
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