Abschied nehmen
durch einen Blick auf Kate davon überzeugt hatte, dass William die Wahrheit sprach, seinen Kopf gesenkt hielt.
Er hatte geahnt, dass zwischen den beiden doch mehr war als eine arrangierte Ehe, das hätte selbst ein Blinder gesehen, doch Marsaili hatte gute Arbeit geleistet, um ihn aufzustacheln. Und er war auch bereitwillig darauf eingegangen, denn das war ein guter Vorwand gewesen, seine verletzten Gefühle zu vergelten.
Nun nickte er lediglich mit noch immer gesenktem Haupt und William legte ihm die Hand auf die Schulter.
„Es tut mir leid“, murmelte Hamish, unfähig seinem Gegenüber in die Augen zu sehen.
„Ist schon gut. Ich hätte wahrscheinlich nicht anders gehandelt. Für eine Frau wie sie lohnt es sich zu kämpfen“, erwiderte William, legte den Arm um Hamishs Schulter und warf Kate einen durchdringenden Blick zu. Dann bedeutete er ihr, dass er im Hof auf sie warten würde, und zog Hamish mit nach draußen.
Doch ehe sie ihm folgen konnte, war da doch noch etwas, das sie hatte tun wollen, dachte sie nun und entsann sich der Zügel, die sie noch immer in ihrer Hand hielt.
„Ach ja, Jimmy!“, sagte sie lachend zu sich selbst und tätschelte dem Tier den Hals. „Wie konnte ich dich denn nur vergessen, du bist ja schließlich nicht zu übersehen“, fügte sie liebevoll hinzu und führte den Hengst zu seiner Box.
Sie hatte noch keine zwei Schritte gemacht, als sie plötzlich ihren Namen vernahm. Der Ruf ließ sie innehalten und sie drehte sich in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war.
„Guten Abend, Bryan“, erwiderte sie freundlich den ihr entgegengebrachten Gruß, und als ihr Gegenüber sie lediglich mit einem kleinen Lächeln bedachte, jedoch weiter nichts zu sagen zu haben schien, wandte sie sich wieder ihrer Arbeit zu.
Sie lenkte Jimmy in seine Box, nahm ihm den Sattel ab und warf dem Tier etwas frisches Heu hin, während Bryan neiderfüllt jede ihrer Bewegungen beobachtete. Das war doch nicht zu fassen, er bemühte sich schon seit Wochen um die Gunst dieses Tieres und es verwehrte sie ihm beharrlich und Kate, die der Hengst erst seit Kurzem kannte, ließ er, ohne zu bocken, an sich ran. Eine bodenlose Ungerechtigkeit war das, dachte er und ballte vor Wut die Fäuste und presste die Zähne aufeinander.
„Wie ich sehe, kannst du ganz gut mit dem Höllenhengst umgehen, was?“
„Aye, er ist mir ganz wohl gesonnen“, gab Kate, der der bissige Unterton in Bryans Stimme entgangen war, fröhlich zurück und tätschelte dem Tier noch mal den Hals, ehe sie die Box verließ und, ihn gewinnend anlächelnd, auf ihn zukam.
„Er ist ein tolles Tier!“, sagte sie und Bryan musste sich überwinden, um ihr mit der Freundlichkeit, die ihr gebührte, zuzustimmen. Doch er schaffte es und nickte ihr nun, zwar mit einem schiefen aber mit einem Lächeln, zu.
Sie konnte ja auch nichts dafür, dachte er, als er zum Abschied grüßte. Nein, sie nicht aber William konnte etwas dafür, denn immerhin war er derjenige, der ihm jeden weiteren Versuch mit dem Tier warm zu werden, verwehrte. Er ließ es nicht zu, dass er es noch einmal probierte, wo er doch überzeugt war, dass es nicht mehr lange dauern würde und er die Herrschaft über diesen Hengst erlangen würde.
Nun tobte wieder sein verletzter Stolz in ihm, und als Kate ihm den Rücken zuwandte, kehrte der missgünstige Ausdruck in sein Gesicht zurück, mit dem er den Hengst bedachte. Auch als Hamish nach einer Weile wieder den Stall betrat und sich daran machte die kaputte Tür der Box behelfsmäßig wieder zu richten, ehe er sie am folgenden Tag reparieren würde, war Bryan noch immer in seine Gedanken vertieft. Erst nach einer Weile erwachte er wie aus einem Traum, verließ fluchtartig den Stall und schritt schnellen Schrittes über den menschenleeren Hof.
Nun war er menschenleer, als Kate jedoch vorhin den Stall verlassen hatte, war er es noch nicht gewesen, denn sie hatte ihren Mann mit Hamish in einem leisen Gespräch vorgefunden. Sie hatten nebeneinander auf dem Karren gesessen, der unweit des Stalles stand und William hatte geduldig den Worten des Jungen gelauscht.
Um zu verstehen, was Hamish in einem langen Wortschwall von sich gab, waren sie zu weit entfernt, doch sie sah, dass William ihm beipflichtend zunickte. Hätte sie nicht gesehen, wie Roberts Sohn vor wenigen Augenblicken auf
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