Abschied nehmen
wenig ertappt fühlend, griff Kate schnell nach ihrem Schlafhemd und hielt es ihm entgegen.
„Wollte mich gerade umziehen“, stammelte sie und William blickte sie für einen Augenblick zweifelnd an. Dann wandte er sich wieder seiner Waschschüssel zu und tat so, als merke er nicht, dass sie ihn weiterhin beobachtete.
Als er schließlich fertig war, machten sie es sich auf dem Bett gemütlich und aßen die von Kate mitgebrachten Speisen. Dabei saß sie wie sooft zwischen seinen Beinen, an seine Brust gelehnt und er hielt sie fest im Arm. Damit befriedigte er ihrer beider Drang, einander, wann immer es möglich war, zu berühren und Kate fragte sich, wie lange dieses Bedürfnis, die verlorene Zeit nachzuholen, wohl noch anhalten würde. Im Augenblick genoss sie es in vollen Zügen und froh darüber, dass nicht nur sie diese Anhänglichkeit an den Tag legte, schmiegte sie sich noch enger an ihn.
„Erzähl mir von der Reise. Wie fandest du die Ramsays?“, fragte sie und trank einen Schluck Wein.
„Nun ja, zunächst habe ich mich nicht ganz so wohl gefühlt.“
„Aye? Warum?“, fragte Kate mit einem erstaunten Lächeln. „Milread und Simon sind doch so herzliche Menschen.“
„Und genau das war das Problem.“
Kate zog verdutzt die Brauen hoch.
„Nun ja, ich kam mir ein wenig komisch vor, als sie mich zur Begrüßung zu Tränen gerührt als ihren Retter gefeiert haben.“
„Oh, ich verstehe“, kicherte Kate, als sie sich dieses Bild vorstellte.
„Witzig fanden es die anderen auch aber ich war sehr froh, als es erst einmal vorüber war“, grinste William. „Und dem Himmel sei Dank hat sich das auch schnell gelegt, sonst wären das ganz schön unangenehme zwei Wochen geworden. Ich habe Milread über die Situation aufgeklärt und ihr den selbstlosen Helfer damit ausgeredet. Damit hatten die überschäumenden Dankesbekundungen endlich ein Ende.“
„Ach ja, die liebe alte Milread. Ich habe sie so lange nicht mehr gesehen“, seufzte Kate etwas melancholisch.
„Du fehlst ihr auch und sie hat allerlei alte Geschichten über dich erzählt“, grinste William.
„Oh, nein, das kann ja schon nichts Gutes heißen! Ich muss dir das jetzt, nachdem du sie kennst, nicht mehr sagen, aber ich war als Kind ein wenig verrückt, um es milde auszudrücken.“
„Also verrückt würde ich dazu nicht sagen.“ William machte eine Pause, als würde er nach den richtigen Worten suchen. „Vielleicht passt besser: ein wahnsinniger Satansbraten, hm?“, schlug er vor und lachte laut auf, als Kate ihn mit dem Ellbogen in den Bauch boxte.
„Oh, oh, ich hoffe mir blüht für diese Bemerkung nicht das gleiche Schicksal wie den Arbeitern auf Simons Feldern, denen du damals die Klamotten und Pferde gestohlen hast, während sie gebadet haben“, lachte er und Kate, die an seiner Brust lehnte, wurde durchgeschüttelt.
„Du solltest vorsichtig sein, sonst krame ich wirklich ein paar von meinen alten Streichen aus!“, drohte sie mit einem gespielt angesäuerten Gesicht und William zog sie an sich und küsste ihren Hals. „Und nun erzähl endlich von der Reise und lass diese dummen alten Geschichten!“
„Ist ja gut, ich erzähl ja schon“, erwiderte er und sie grinsten einander an. „Also wie gesagt, nachdem wir die ersten Missverständnisse aus dem Weg geräumt haben, erwies sich der Besuch bei den Ramsays als weitaus angenehmer, als ich zunächst geahnt habe“, begann William und berichtete ihr von den beiden Wochen. Er erzählte ihr von den Eindrücken, die er von Simon und Milread gewonnen hatte und wie die beiden Alten ihm ans Herz gewachsen waren.
Er berichtete von den vielen langen Abenden, die sie gemeinsam in der gemütlichen Küche verbracht hatten, und sprach seine Bewunderung für ihre Gastgeber aus, da sie das harte Leben an der Grenze zu den Mackendrickländereien gewählt hatten und nicht bereit waren, es aufzugeben, ganz gleich, wie viel Unglück ihnen dies bereits gebracht hatte.
Doch letztendlich konnte William es sich doch nicht verkneifen, noch eine von Milreads alten Geschichten über Kate hervorzukramen.
„Jetzt weiß ich zumindest, woher du so gut küssen kannst, du hast ja immerhin sehr früh damit angefangen.“ Er zuckte vielsagend die Brauen.
„Ich weiß nicht, wovon du redest!“,
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