Abschied nehmen
flüsternd hinzu und William wandte sich langsam zu ihr um.
Es war dunkel in der Schmiede, doch Kate bemerkte sowohl seine Anspannung als auch die tiefe Falte zwischen seinen Brauen. Auch der zweifelnde Blick entging ihr nicht und sie verstand ihn nur zu gut. Er wollte sich nicht in irgendetwas verrennen, wollte sich keine falschen Hoffnungen machen, denn es konnte ebenso sein, dass sie ihm gar nicht verziehen hatte, sondern einfach nur aus Mitgefühl zu ihm gekommen war.
Doch es dauerte nicht lange, William von ihrer wahren Absicht zu überzeugen. Ihre Tränen und ihr liebevoller Blick zeigten im überdeutlich, weshalb sie ihm gefolgt war und als ihm dies klar wurde, verschwanden die Zweifel aus seinen Augen. An ihre Stelle trat ein gequälter und zärtlicher Ausdruck und William sackte vor Erleichterung ein wenig in sich zusammen. Ein dicker Kloß bildete sich in seiner Kehle und erst nach einer Weile fühlte er sich endlich imstande dazu, ihr zu antworten, ohne das Gefühl zu haben, seine Stimme würde ihm den Dienst versagen.
„Aye, mein Herz, das würde ich gerne“, erwiderte er sanft und wieder so mit ihr reden zu können, verursachte diesen bittersüßen Schmerz, bei dem sich sein Herz zusammenzog.
Kate biss sich auf die Lippe.
„Diesen Beutel habe ich von meiner kleinen Schwester Amy. Sie ist fünf Jahre alt und hat ihn ganz allein für mich gemacht. Sie schenkte ihn mir, bevor ich vor Wentworth fliehen musste. Er ist nun alles, was mir von meiner Familie geblieben ist, nun da Jimmy tot ist.“
Kate schluckte.
„Deshalb hat er dir also so viel bedeutet“, erwiderte sie mitfühlend und er nickte.
„Aye, das war einer der Gründe, aber er war auch, ohne die Tatsache, dass er ein Geschenk meines Vaters war, ein außergewöhnliches Tier. Vom ersten Augenblick an waren wir beide Freunde gewesen, und wenn er nicht gewesen wäre, hätte ich die Burg Craigh sicher nie lebend erreicht. Ohne Jimmy würde ich mit Sicherheit heute nicht hier sitzen, sondern wäre irgendwo im Wald meiner Verletzung erlegen“, erklärte William und sein trauriger Blick, bohrte sich in Kates Herz.
Das alles hatte sie nicht gewusst und nun verstand sie umso mehr, welchen Verlust Jimmys Tod für ihn darstellte.
„Nun ist dieser kleine Beutel tatsächlich alles, was ich noch von Zuhause habe, bis auf den Ring“, flüsterte William und zögerte damit nach ihrer Hand zu greifen.
Die Distanz, die in den letzten Tagen zwischen ihnen geherrscht hatte, war ihm in Fleisch und Blut übergegangen. Er hatte sich immer wieder eingeschärft die Barriere, die zwischen ihnen lag, nicht zu überschreiten und so war es mit einer gewissen Scheu verbunden, sie nun zu überwinden. Doch auch wenn mit einiger Zurückhaltung griff er dann doch nach ihrer Hand, strich sanft mit dem Daumen über den Ehering, den sie am Finger trug, und blickte sie schwermütig an.
Sein Herz hämmerte mit aller Kraft in seiner Brust, während seine Augen ihr deutlich zeigten, wie sehr er bereute, was geschehen war. Und Kate antwortete ihm auf die gleiche stumme Weise. Mit einem liebevollen Lächeln streckte sie die Hand nach ihm aus, strich ihm zärtlich über die Wange und entlockte ihm einen tiefen Seufzer.
Ihr Herz schlug mit der gleichen Intensität und ihr ebenfalls bedauernder Blick ließ William alle Zurückhaltung vergessen. Er blickte sie zunächst eindringlich an, dann zog er sie an sich, sein Griff fest, entschlossen, gar besitzergreifend. Kate stockte der Atem unter dem Gefühl, das er damit auslöste und eine ganze Weile lagen sie sich, einfach nur genießend einander wiederzuhaben, in den Armen.
„Lass uns hinauf gehen“, bat sie schließlich und William gab sie aus der engen Umarmung frei.
Jedoch nur um sich zu erheben und sie wieder an sich zu drücken. Er wollte ihr sagen, wie dankbar er ihr dafür war, dass sie ihm vergeben hatte, doch die Worte wollten einfach nicht über seine Lippen. Sie steckten in seiner Kehle fest und kamen einfach nicht an diesem riesigen Kloß vorbei. Doch Kate verstand ihn auch so. Sie lächelte liebevoll zu ihm auf, William lächelte zurück und ohne weitere Worte verließen sie die Schmiede.
Ihr Gemach zu betreten fühlte sich für William zunächst ein wenig fremd an und er zögerte einen kurzen Augenblick. Immerhin war es ihm in den letzten
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