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Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
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daran. Er sorgte sich sicherlich genauso um sie, nur die Tatsache, dass es um sein eigenes Leben ging, verlieh ihm diesen Galgenhumor.
         Und trotzdem kam Kate nicht umhin, seine Tapferkeit zu bewundern. Nach allem, was er erlebt hatte, noch diese Lebensfreude empfinden zu können, zeugte von seiner unerschöpflichen Stärke und für die liebte sie ihn noch mehr.
         Gleichwohl konnte aber sicher auch er ein paar aufmunternde Worte gebrauchen und so riss sie sich aus ihren Gedanken und fuhr ihm über den Arm. „Ich kann mir sicher gar nicht ausmalen, wie schrecklich diese Albträume für dich sein müssen, aber ich bin mir sicher, dass keiner von ihnen wahr wird. Und vielleicht gelingt es uns irgendwann wirklich, einander zu treffen. Wenn erst mal Gras über diese Sache gewachsen ist, dann wird es deinem Vater und deiner Schwester vielleicht möglich sein, dich hier zu besuchen.“
         „Nun ja, auf Amy mag das vielleicht zutreffen, auch wenn ich deinen Optimismus nicht teilen kann, aber meinem Vater wird ein Besuch hier leider unmöglich sein.“
         „Aber dann kannst du womöglich ihn aufsuchen, hm? Ich begleite dich gerne.“
         „Nein, Kate, so habe ich das nicht gemeint. Ich werde meinen Vater ganz sicher nicht wieder sehen. Er ist bereits verstorben“, erklärte William und Kate blickte erschrocken zu ihm auf.  
         „Oh, was bin ich für eine Gans, da hätte ich doch von selbst drauf kommen können!“ Sie blickte ihn bedauernd an, doch er lächelte lediglich liebevoll zu ihr hinunter.
         „Ach, Blödsinn, wie hättest du das wissen sollen?“, beruhigte er sie und Kate seufzte traurig.
         „Wann ist das passiert?“
         „Ach, es ist noch gar nicht so lange her. Ich war etwa anderthalb Monate hier, da hatte ich Marcus darum gebeten, jemanden zu meinem Vater zu schicken. Ich wollte mich vergewissern, dass Wentworth ihnen nichts angetan hat und ich wollte auch, dass sie wussten, dass ich wohlauf bin.“ Er unterbrach sich für einen Augenblick und blickte gedankenverloren in die Ferne, als sähe er die Ereignisse der bereits vergangenen Tage wieder vor seinem inneren Auge. „Marcus schickte Billy, denn er wusste alles über mich und war an unserem Plan beteiligt gewesen, doch als er wiederkam, hatte er leider nicht die besten Nachrichten. Mein Vater war nicht lange nach meiner Abreise an einem schlimmen Fieber verstorben“, schloss William, und auch wenn seine Trauerzeit bereits vorüber war, packte ihn doch ein wenig Wehmut bei den Gedanken an die Ereignisse.
         Kate hingegen traf diese Nachricht mit aller Wucht.
         „War das etwa an dem Tag, als ich dich zu meinem Vater bringen sollte und dich dabei am Bach angetroffen habe?“
         Kate blickte ihn mit leichtem Entsetzen in den Augen an. William war ein wenig verwirrt.
         „Aye, genau der Tag war es. Warum fragst du?“
         „Weil ich dir wahrscheinlich, nachdem du das erfahren hast, im Gang begegnet bin.“
         „Das stimmt.“ Seine Verwirrung wurde noch größer.
         „Oh, William, ich wünschte ich hätte mein vorlautes Mundwerk gehalten. Jetzt weiß ich auch, warum mein Vater mich so angefahren hat!“
         William verstand noch immer nicht, wovon sie sprach, so legte er seine Hand unter ihr Kinn und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen.  
         „Kate, ich wäre dir sehr verbunden, wenn du aufhören würdest, in Rätseln zu sprechen und mich endlich darüber aufklären würdest, was du meinst!“, sagte er und sein bittender Blick ließ sie endlich zu einer Erklärung ansetzen.
         „Na ja, wie schon gesagt, sind wir uns an diesem Tag zwei Mal begegnet, einmal als ich dich am Bach fand und dann noch einmal, als du den Gang hinuntergestürzt kamst. Du hast sehr durcheinander und aufgewühlt ausgesehen, was nun auch für mich verständlich ist, doch damals wusste ich nicht, was vorgefallen war.
         Als ich später meinen Vater traf, fragte ich ihn nach dem Grund für dein Verhalten, und da er mir nicht die Wahrheit sagen wollte oder konnte, hat er gemeint, dass nichts Schlimmes geschehen sei und dass du lediglich Nachricht von Zuhause erhalten hättest.
         Daraufhin habe ich darüber gespottet, dass du Heimweh hast, woraufhin mein Vater auf mich losgegangen ist. Es war mir vollkommen unverständlich, warum er so reagiert hat, doch jetzt wird mir natürlich alles klar. Ich kann dir gar nicht sagen, wie leid

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