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Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
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mir das tut.“
         Sie senkte bedauernd den Blick und William schüttelte den Kopf, während er auf sie hinunter sah.
         „Ach und was genau tut dir daran leid?“, fragte er und sie blickte auf. „Tut es dir leid, dass du keine hellseherischen Fähigkeiten hast und somit die Gedanken deines Vaters nicht durchschaut hast?“
         Kate grinste sauertöpfisch, weil er sich über sie lustig machte.
         „Oder tut es dir etwa leid, nicht an der Tür zu dem Gemach deines Vaters gelauscht zu haben und auf diese Weise von der Wahrheit erfahren zu haben?“ Er zuckte eine Augenbraue. „Oder bedauerst du es vielleicht sogar, dass du deinem Vater nicht die Daumenschrauben angesetzt hast, um die Wahrheit, von deren Existenz du gar nichts wusstest, aus ihm herauszuquetschen?“ William kam in Fahrt und wollte ihr gerade eine weitere Möglichkeit unterbreiten, doch Kate unterbrach ihn.
         „Ist ja schon gut, ich habe es verstanden!“, gab sie sich geschlagen.
         „Das hoffe ich, denn wenn ich noch eine Entschuldigung für eine Reaktion, für die du nichts kannst, von dir höre, muss ich leider weiter machen“, drohte er und zuckte die Schultern.
         „Nein, nein, das will ich natürlich keinesfalls!“
         Sie lächelte, doch William konnte sehen, dass der traurige Ausdruck noch immer nicht vollständig aus ihren Augen verschwunden war.   
         „Du musst dir, was das angeht, keine Vorwürfe machen, dies war einzig und allein meine Schuld, mein Herz.“ Er streichelte sanft über ihre Wange. „Du hast dich nicht falsch verhalten und dies wird wahrscheinlich auch nicht die letzte Situation gewesen sein, in der du anders gehandelt hättest, wenn du in meine Geheimnisse eingeweiht gewesen wärest“, sagte er und ließ seinen Worten einen zärtlichen Kuss folgen.
         „Aye, du hast Recht, aber darf ich dir trotzdem sagen, dass es mir leidtut, dass dein Vater verstorben ist?“, fragte sie voller Anteilnahme und William nickte lediglich und schloss sie in
    seine Arme.                                               
     „Ich wünschte, ich hätte ihn noch kennenlernen können“, flüsterte sie nach einer Weile. „Aber wenn es nicht zu schwer für dich ist, kannst du mir vielleicht ein bisschen von ihm und deiner Mutter erzählen?“
         Sie sah zu ihm auf und bemerkte sofort das Lächeln in seinen Augen.
         „Das werde ich gern.“
         Er hielt die Erinnerungen an seine Eltern so gut wie möglich aufrecht und tat nichts lieber, als sie endlich mit ihr zu teilen. So lehnte er sich zurück, und nachdem sie es sich gemütlich gemacht haben, begann er zu erzählen.
         „Es ist wirklich ein Jammer, dass ihr euch nie kennenlernen werdet, du hättest Lord Winston sicherlich auf Anhieb gefallen. Er mag Frauen, die ihren Kopf, wie er immer sagte, nicht nur zum Pudern und Frisieren benutzen. Deshalb hat er auch sofort gefallen an meiner Mutter gefunden“, begann William und zog Kate noch ein wenig näher an sich heran. „Elly, wie er sie immer nannte, war nämlich nicht nur schön, sondern auch klug und mein Vater hatte sich auf Anhieb in sie verliebt.“
         „Und wo haben sie sich kennengelernt?“
         „Es war in Edinburgh.
         Meine Mutter hatte in der Nähe mit ihrer Familie gelebt und mein Vater war dort als Soldat eingesetzt gewesen. Er hatte sich, wie gesagt, sofort in sie verliebt und ihr so lange und hartnäckig nachgestellt, bis sie endlich eingewilligt hatte, ihn zu heiraten.
         Sie hatten es heimlich gemacht, denn wie du dir vorstellen kannst, war eine solche Verbindung nicht gern gesehen und mein Großvater John war einer von diesen Leuten.
         Als mein Vater meine Mutter mit nach Birmingham brachte, war er außer sich vor Zorn. Er konnte es nicht verstehen, warum mein Vater sich ausgerechnet eine Schottin zur Frau hatte nehmen müssen und dazu auch noch eine, die gar nicht seinem Stand entsprach. Denn während die Familie meines Vaters wohlhabend war, war meine Mutter in kargen Verhältnissen aufgewachsen.
         Doch Gott sei Dank war meine Großmutter Annabel nicht nur eine sehr kluge Frau, sondern hatte auch noch großen Einfluss auf meinen Großvater. Sie hatte sofort erkannt, wie sehr meine Eltern einander liebten und sie war der Meinung, dass dies das Wichtigste an einer Verbindung zwischen zwei Menschen war. So hatte sie sich die

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