Abschied nehmen
berichtete William und schien sich nicht so recht entscheiden zu können, ob die Erinnerungen an Jamie ihn nun traurig oder glücklich stimmten. Es war wohl von beidem etwas. „Wir waren einfach unzertrennlich, in den letzten zwei Jahren mussten wir jedoch bedauerlicherweise die meiste Zeit über aufeinander verzichten.“
Kate warf ihm einen fragenden Blick zu und William sprach weiter.
„Er hat vor drei Jahren bei Gibraltar eine schwere Armverletzung davongetragen und kann ihn nicht mehr bewegen. Und so musste ich nach dem freien Jahr, das ich habe zu Hause verbringen dürfen, ohne ihn meinen Dienst in Edinburgh wieder aufnehmen.“
Es hatte nur wenige, kleinere Schlachten um Gibraltar gegeben, doch Jamie hatte das Pech gehabt, eines ihrer Opfer zu werden. Es war ihnen damals schon schwergefallen, sich voneinander zu trennen und die zwei Jahre waren erst recht hart gewesen. Jamie hatte William zwar ab und an besucht, doch seine Pflichten hatten ihn immer wieder zurück nach Hause gerufen, sodass seine Besuche bei Weitem nicht ausreichten, die Zeit, die sie nicht zusammen gewesen waren, nachzuholen.
„Und dann, als ich schließlich heimkam, musste ich ihm auch noch beibringen, dass ich nun für immer gehen musste. Zunächst war Jamie ziemlich wütend, und zwar sowohl auf mich als auch auf deinen Vater und die anderen.“
Kate runzelte lächelnd die Stirn. „Ach, wirklich? Warum er auf dich wütend war, kann ich verstehen, aber was haben mein Vater und seine Männer ihm getan?“
„Nun ja, sie haben mich ihm sozusagen weggenommen. So sah er dies jedenfalls im ersten Augenblick. Er hat sich dann zwar schnell anders besonnen, doch anfangs sah er sie als Konkurrenz und hat behauptet ich würde sie ihm vorziehen.“
„Hm, ich kann mir schon vorstellen, dass es einem an Verständnis mangelt, wenn einem sein bester Freund plötzlich sagt, dass er nie wieder kommt und sein zukünftiges Leben mit, einem selbst, vollkommen fremden Menschen verbringen wird. Er hat sich sicher Sorgen um dich gemacht“, sprach Kate nachdenklich, und auch wenn Jamies Abneigung unbekannterweise sicherlich auch ihr gegolten hat, so fand sie ihn trotzdem sympathisch.
„Aye, das hat er und damit wird er wohl auch nie aufhören, so wie ich nie aufhören werde, mich um ihn und Amy zu sorgen. Ich hoffe wirklich von ganzem Herzen, dass wir uns irgendwann wieder sehen“, schloss er wehmütig.
„Das werdet ihr, dessen bin ich mir ganz sicher“, gab Kate zurück und zauberte ein liebevolles Lächeln auf sein Gesicht.
„Aber da wir schon von Familie sprechen. Hast du schon mit deinem Vater gesprochen?“
Seitdem Marcus Kate gestanden hatte, dass auch er an dieser Geheimnistuerei nicht ganz unbeteiligt gewesen war, hatte sie sich auch von ihm zurückgezogen. Die Worte gestern im Stall waren die Ersten, die sie wieder mit ihm gewechselt hatte.
„Nein, das habe ich noch nicht.“
„Und hast du es noch vor?“, hackte er vorsichtig nach.
Er wollte ihr nichts vorschreiben und sie auch nicht darum bitten, denn er wusste, dass es Marcus nicht recht wäre, doch wenn er ihr einen kleinen Anstoß geben könnte, wäre er schon zufrieden.
Kate lächelte über die Zurückhaltung, mit der er dieses Thema anging.
„Aye, ich habe es noch vor.“
William nahm dies schweigend zur Kenntnis, doch seine Ungeduld ging mit ihm durch und nach ein paar Augenblicken fragte er mit aller Zurückhaltung, die er aufbieten konnte: „Und wann?“
Kate verbarg ihr Schmunzeln.
„Ich weiß es noch nicht“, neckte sie ihn.
Wieder schwieg William zunächst und wieder war es ihm doch nicht möglich, nicht weiter nachzuhaken.
„Wann wirst du es denn wissen?“, druckste er herum und ihm war vollkommen klar, dass er über das Geben eines kleinen Anstoßes bereits hinaus war. Doch immerhin hatte sie sich ja schon von selbst dazu entschieden, mit ihrem Vater zu sprechen, da würde es Marcus sicher in Ordnung finden, wenn er zumindest auf einen schnellstmöglichen Zeitpunkt drängte.
„Ich weiß es nicht“, sagte sie, wieder die Schultern zuckend, doch nun konnte sie ihr Grinsen nicht verbergen.
„Kate!“, warnte William, nun da er bemerkt hatte, dass sie ihn auf den Arm nahm. „Das ist nicht komisch!“, fügte er hinzu,
Weitere Kostenlose Bücher