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Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
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seinerseits wartete.
         „Weißt du, Martha, ich sehe Marmelade auch lieber auf einem Brot, aber andere Menschen andere Vorlieben, aye?“, scherzte er mit einem breiten Grinsen und für einen Augenblick schaffte er es, die Spannung etwas zu lösen. Marthas Gesicht wurde durch ein Lächeln erhellt und sie schien beinahe geneigt, über dieses Schlamassel hinwegzusehen, doch nur ein weiterer Blick auf Fanny und den klebrigen Boden reichte aus, um sie wieder ernst werden zu lassen.
         „Wie auch immer, ich werde heute mal mit ihrem Vater reden, dann wird sie schon zur Vernunft kommen“, sagte sie, wieder an William gewandt, der aus dem Augenwinkel bemerkte, wie Fanny bei diesen Worten zusammenzuckte und mit einer erschrockenen Miene zu ihm aufsah.
         Er war vor zwei Tagen auf sie und Hamish im Pferdestall getroffen. Sie hatte Roberts Sohn beim Füttern seines Pferdes zugesehen und die beiden hatten sich mit schüchternen und verliebten Blicken angeschaut. Der gehemmte Umgang miteinander hatte William zum Schmunzeln gebracht und ihn daran erinnert, wie er selbst in dem Alter gewesen war und sich zum ersten Mal in eine Frau verguckt hatte.
         Doch er hatte nicht nur vor Belustigung gegrinst, sondern auch vor Freude, denn wenn Hamish sich nun in Fanny verliebt hatte, bedeutete das, dass er endlich darüber hinweg war, dass Kate ihn abgewiesen hatte. Er mochte den Jungen, und es war eine Erleichterung für ihn, dass er nicht mehr unter seinem und Kates Glück leiden musste.
         Bei dem Gedanken fiel ihm ein, dass er es bislang versäumt hatte, es Kate zu erzählen. Immer wenn er gerade daran gedacht hatte, war sie nicht in seiner Nähe gewesen, und wenn sie dann zusammen waren, hatte er ganz andere Gedanken im Sinn gehabt, dachte er nun und grinste in sich hinein, als sie plötzlich in seinem Augenwinkel auftauchte.
         Er konnte sie durch die geöffnete Küchentür zusammen mit Angus im Hof stehen sehen und als ihr klares Lachen zu ihm hinüber drang, überkam ihn einem Mal ein solches Verlangen nach ihrer Nähe, dass er am liebsten augenblicklich die Küche verlassen hätte und zu ihr gelaufen wäre. Doch ein Blick auf Mrs. Jenkins und Fanny ließ ihn diesen Plan hinten anstellen. Zunächst musste er versuchen Martha von ihrem Vorhaben abzubringen und dies nahm er nun in Angriff. Er bat sie, sich an dem Tisch neben ihm niederzulassen, an dem sie schon häufiger gesessen hatten, um ein freundschaftliches Schwätzchen zu halten und Martha folgte seiner Aufforderung.
         Als sie Platz genommen hatten, fuhr die Köchin damit fort, ihm das Leid, das sie mit Fanny in den letzten Tagen hatte, zu klagen und William hielt es für das Beste, sie zunächst einmal aussprechen zu lassen.
         „Am Anfang hab ich darüber hinweg gesehen, dann hab ich selbst ein ernstes Wörtchen mit dem Mädchen gesprochen und für ein paar Stunden hatte das sogar etwas gebracht, doch nun bin ich mit meinem Latein am Ende“, sprach sie und warf dabei ratlos die Hände in die Luft.
         „Aber mit ihrem Vater zu sprechen, ist das nicht ein bisschen hart? Du weißt doch, was dann passieren wird. Andrew und Ines werden ihr verbieten sich noch einmal mit Hamish zu treffen“, erwiderte William, doch der Versuch ging leider daneben.
         „Aye, und das ist gut so. Roberts Junge ist zwar ein Schatz aber er tut ihr nicht gut. Es wäre besser, wenn sie ihn zunächst einmal vergessen würde. Die beiden sind doch noch jung, William. Sie werden noch viel Zeit haben, um einander schöne Augen machen zu können, und anscheinend sollten sie damit warten, bis sie etwas reifer sind und das besser vertragen.“ Bei den letzten Worten wandte Mrs. Jenkins sich an Fanny und ihr Ton nahm wieder diese Schärfe von vorhin an.
         William kratzte sich am Kinn und startete seinen nächsten Versuch.
         „Aye, du hast Recht damit, dass sie noch jung sind, aber trotzdem finde ich, haben sie das Recht darauf, verliebt zu sein, findest du nicht?“, sagte William sanft, in Mrs. Jenkins Augen nach Verständnis Ausschau haltend.
         Doch er fand es nicht.
         „Nein, William, das finde ich nicht. Nicht wenn ihre Arbeit, und damit auch ich darunter leiden muss!“, gab Martha streng zurück und William seufzte.
         Er hatte Martha schon sehr häufig ihre Helferinnen lautstark zurechtweisen hören, doch bislang hatte er es immer schnell geschafft, sie mit einem charmanten Lächeln und

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