Abschied nehmen
ein wenig Geplauder wieder von ihrer Wut abzubringen und sanft zu stimmen. Heute erwies sie sich jedoch als ein ungewöhnlich harter Brocken. Sie musste sich anscheinend sehr über Fanny geärgert haben.
Doch William gab nicht auf.
„Aber, Martha, du erinnerst dich doch sicher noch daran, als du dich in deinen Mann frisch verliebt hast, oder? Du hast dich doch mit Sicherheit auch nicht viel anders verhalten, als Fanny es jetzt tut, aye?“ William zog mit einem Grinsen die Augenbrauen hoch und wartete darauf, dass Martha nun endlich einlenkte.
„Da muss ich dich leider enttäuschen, William“, erwiderte sie jedoch und lächelte gutmütig über die vergebene Mühe, die William sich machte. „Als ich meinen Travis kennenlernte, sind auch Gläser zu Bruch gegangen“, sprach sie und in Williams Augen leuchtete ein Funke Hoffnung auf, der, als sie weiter sprach, gleich wieder erlosch, „aber wenn, dann weil ich sie vor Wut nach ihm geworfen habe. Ich konnte den Kerl nicht ausstehen, als meine Eltern ihn mir als meinen zukünftigen Mann vorstellten. Ich war nie so verliebt in ihn, dass ich hier wie ein kopfloses Huhn durch die Gegend geirrt wäre!“ Diese Bemerkung galt eindeutig Fanny, die wieder leicht zusammenzuckte.
„Versteh mich nicht falsch, ich weiß, was Liebe ist, William“, erklärte sie und ein zärtlicher Ausdruck erfüllte ihre Augen, der in keinster Weise an ihren Worten zweifeln ließ. Doch William entgingen auch nicht die skeptischen Blicke, die die Mädchen wechselten. Martha hatte sie in letzter Zeit nicht gerade davon überzeugt, dass sie ein besonders liebevoller Mensch war und der Standpunkt, den sie heute vertrat, bekräftigte die Mädchen in ihrer Überzeugung.
„Ich liebe meinen Travis sehr“, fuhr Martha fort, die von dem wortlosen Dialog hinter ihrem Rücken nichts mitbekommen hatte, „aber nie habe ich mich seinetwegen so eigenartig verhalten.
Und weißt du warum? Weil ich mich erst in ihn verliebt habe, als ich reif dazu war, und ich finde, darauf sollte unsere kleine Traumtänzerin auch warten“, endete sie und strahlte eine solche Überzeugung aus, dass William schon beinahe aufgeben wollte.
Er hatte die Strategie, die er gewählt hatte, für sehr erfolgversprechend gehalten, doch nun lag sie zertreten und nicht mehr zu gebrauchen zu seinen Füßen. Wer hätte denn auch ahnen können, dass Martha als Frau das, was Fanny nun durchlebte, nicht würde nachvollziehen können. Er würde seine Hand dafür ins Feuer legen, dass er bei jeder anderen Frau damit Erfolg gehabt hätte, doch hier musste er natürlich auf eine treffen, die die Ausnahme bildete.
Er war schon drauf und dran das Gespräch zu beenden und Fanny einen entschuldigenden Blick zuzuwerfen, als ihm eine letzte Möglichkeit einfiel, wie er Martha doch noch von ihrem Vorhaben abbringen könnte.
„Nun gut, Martha, nehmen wir an, du sagst es Andrew und er wird ihr tatsächlich verbieten, Hamish weiterhin zu sehen“, begann er und Marthas zu einem Knoten gebundenes Haar wippte auf und ab, als sie zustimmend nickte. „Denkst du wirklich, dass dann wieder alles beim Alten sein wird?“, fragte er und stellte zufrieden fest, dass Marthas Blick sich prüfend verengte. Sie wartete auf eine Erklärung und William tat nichts lieber, als sie ihr zu liefern.
„Nun ja, es ist doch so. Nur weil Andrew Fanny verbietet, Hamish weiterhin zu sehen, werden sich ihre Gefühle ja nicht gleich in Luft auflösen. Im schlimmsten Falle wird dieses Verbot sogar genau das Gegenteil bewirken und sie werden versuchen, sich heimlich zu treffen. Du wirst sicher ein wachsames Auge auf sie haben und nicht zulassen, dass sie sich treffen, während sie sich in deiner Obhut befindet und was bleibt ihnen dann?
Nur die Nacht. Sie werden sich rausschleichen und sich nachts miteinander treffen und ich weiß ja nicht, wie du das siehst, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ein solcher Schlafmangel sich förderlich auf ihre Konzentration auswirkt.“ William zog eine Braue hoch, bemerkte zufrieden, wie sich in Marthas Augen plötzlich die ersten Zweifel breitmachten und ließ sich nicht lange bitten, diese noch ein wenig auszubauen.
„Aber so muss es nicht unbedingt laufen“, begann er wieder, beobachtete belustigt, wie Marthas Zweifel wieder ein wenig abebbten und fuhr fort. „Es könnte ja sogar sein, dass Andrew so ehrgeizig ist
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