Abschied nehmen
Tafel. Diejenigen, die das Tier noch nicht gesehen hatten, ließen es sich in allen Einzelheiten von William und Marcus beschreiben, und nachdem das Mahl beendet war, ließen sie es sich nicht nehmen, die Stallungen aufzusuchen und sich von den Berichten ihrer beider Freunde persönlich zu überzeugen.
William machte Anstalten mit ihnen zu gehen, doch Marcus hielt ihn zurück, und sobald sie allein waren, wandte er sich an seinen Freund.
„William, eh wir übermorgen aufbrechen, habe ich noch eine Bitte an dich“, begann er und William rückte interessiert näher.
Marcus und seine Männer würden in zwei Tagen auf ihre alljährliche Reise über die Maccallumländereien aufbrechen, auf der sie vor ziemlich genau zwei Jahren auf William gestoßen waren, doch dieses Mal würde William nicht mit ihnen reisen. Sie waren gemeinsam zu dem Schluss gekommen, dass dies schlicht zu gefährlich wäre. Der Weg zu Simon war schon ein großes Risiko gewesen, auch wenn sie dort jeweils nur einen Tag unterwegs gewesen waren, doch beinahe drei Wochen durch die Highlands zu streifen, wäre eine Herausforderung an das Glück, die es womöglich nicht würde bestehen können.
Sowohl William als auch seine Freunde bedauerten es, dass er zurückbleiben musste, denn er gehörte nicht weniger zu ihnen als jedes andere Mitglied ihrer kleinen Gruppe. Doch sie sahen ein, dass es so besser war und Marcus hatte sich auch schon eine Aufgabe für William überlegt, sodass ihm sicher nicht langweilig werden würde.
„Ich möchte gerne, dass du mich hier vertrittst, während wir fort sind“, erklärte er und Williams Gesichtsausdruck zeigte seine grenzenlose Überraschung, die sich allmählich mit Freude und Stolz mischte.
In den Jahren zuvor hatten sich Lilidh und Kate gemeinsam Marcus’ Aufgaben geteilt, doch nun, da Marcus einen Mann in seiner Familie hatte, dem er diese übertragen konnte, tat er dies selbstverständlich.
Aber was würden die beiden Frauen dazu sagen, fragte William sich im Stillen. Er wollte nicht, dass seinetwegen der Haussegen schief hing, weil Kate und Lilidh sich plötzlich übergangen fühlten. Und als könnte er mittels eines einzigen Blickes auf die beiden herausfinden, ob es ihnen etwas ausmachte, das Zepter an ihn abzutreten, wandte er sich zu ihnen um. Und zu seiner Verblüffung war es auch tatsächlich so einfach, denn als er Lilidh und Kate anblickte, sah er in zwei zustimmend lächelnde Gesichter. Anscheinend hatte Marcus bereits vor ihm mit ihnen gesprochen und sie schienen ganz und gar nichts dagegen zu haben. Er bedankte sich mit einer angedeuteten Verbeugung und einem charmanten Lächeln bei ihnen und wandte sich wieder an Marcus, um ihm nun endlich eine Antwort auf seine Bitte zu liefern.
„Tja, nachdem ich nun die Zustimmung meiner beiden Konkurrentinnen habe“, begann er und wies mit dem Kopf auf die hinter ihm sitzenden Frauen, „werde ich natürlich diese große Ehre annehmen!“, schloss er mit einem breiten Grinsen.
„Das freut mich, mein Freund“, erwiderte Marcus mit einem höchst zufriedenen Lächeln, doch dann beugte er sich zu ihm hinüber und flüsterte so leise, dass nur William ihn hören konnte. „Sei mir nicht böse, wenn ich diese Angelegenheit zuerst mit den beiden besprochen habe.“ Marcus’ Mund war zu einem Grinsen verzogen, während er sprach. „Aber auch wenn ich ihre Zustimmung nicht brauche, wollte ich diese Entscheidung lieber nicht ohne sie fällen. Ich dachte, das wäre besser für uns beide. Wir wollen immerhin auch zukünftig ruhige Nächte verbringen, aye?“
„Du hast vollkommen Recht, mein Freund. Nichts lässt ein Bett kälter erscheinen, als eine verärgerte Ehefrau, aye?“, gab William ebenfalls grinsend mit einer hochgezogenen Augenbraue zurück und hob seinen Becher, um darauf zu trinken.
Wenige Minuten später kehrten auch die Männer voller Lob vom Stall zurück.
„Das ist ein sehr schönes Tier, das ihr da ausgesucht habt“, rief Alec und nickte anerkennend sowohl Marcus als auch Kate zu.
„Nun ja, es war ein Glücksgriff. Es schien, als hätte er nur auf uns gewartet“, erklärte Marcus, die Schultern zuckend. Er wollte sich nicht mit falschen Lorbeeren schmücken.
„Nun gut, wenn wir also nicht auf euer Können trinken können, dann lasst uns auf euer Glück anstoßen!“, rief Angus aus und erntete
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