Abschied nehmen
Gelächter am Tisch.
Und was die Aufforderung zum Trinken anging, so musste sie nicht wiederholt werden, denn schon machten sich Hugh und Robert daran, Becher herumzureichen und Whisky einzuschenken. Die Bereicherung der Burgstallungen war allerdings nicht der Hauptanlass dafür, vielmehr war es die Tatsache, dass dies der vorerst letzte Abend war, an dem sie in dieser großen Runde zusammenkamen und der musste selbstverständlich mit reichlich Whisky begossen werden. Morgen Abend würden sie sich früh zu Bett begeben, um einerseits gut ausgeruht für ihre Reise zu sein und sich vor allem gebührend von ihren Frauen verabschieden zu können, die sie für die nächsten drei Wochen würden missen müssen und so hatten sie beschlossen, die kleine Abschiedsfeier heute zu begehen.
„Also, dann lasst uns darauf trinken, dass das Glück uns immer hold sein möge und wir immer gute Freunde um uns haben, mit denen wir darauf trinken können!“, sprach Angus mit erhobenem Becher und um ihn herum erklangen zustimmende Rufe, eh alle ihre Becher an ihre Lippen setzten und diese bis auf den letzten Tropfen leerten.
An diesem Abend folgten noch viele Trinksprüche, und als William und Kate schließlich spät in der Nacht ins Bett fielen, war an nichts anderes mehr als an Schlaf zu denken. Sie waren erschöpft, von den vielen Gesprächen, dem Gesang und der Whisky dröhnte spürbar durch ihre Adern. Das wortlose Versprechen, das William ihr an diesem Abend gegeben hatte, verschoben sie auf ein anderes Mal und schliefen binnen Sekunden aneinander gekuschelt ein.
Als William am folgenden Morgen erwachte, fühlte er sich erstaunlich gut. Der Kater, den er erwartet hatte, blieb aus, sein Magen fühlte sich lediglich ein wenig flau an, doch mit einem nahrhaften Frühstück würde auch das behoben sein, dachte er und sein Magen knurrte zur Bestätigung.
Die Sonne war bereits aufgegangen und schien zum Fenster hinein. William beobachtete ihre Strahlen, die sich golden über die weiße Decke ergossen, unter der er lag. Langsam doch stetig nahmen sie immer mehr des weißen Stoffes unter ihre Fittiche und krochen zu Kates Gesicht empor. Dort angelangt ließen sie es nicht zu, dass sie ihre Augen vor ihnen verschloss, und ließen sie erwachen.
Da sie nun wach war, konnte William sie auch endlich berühren und so rückte er näher zu ihr und bereitwillig kuschelte sie sich an ihn heran. Die Sonnenstrahlen schienen sich nun, in ihrem Haar eingenistet zu haben und glänzten golden darin.
„Ich wünschte, wir könnten heute den ganzen Tag im Bett bleiben“, las sie seine Gedanken und ließ ihren Worten einen Kuss auf seine Schulter folgen.
„Aye, das wäre schön, aber ratsam wäre es leider nicht. Mir hat das eine Bad im Fass gereicht, und wenn es geht, möchte ich mir ein weiteres für schlechtere Zeiten aufsparen“, erwiderte William und der zierliche Körper seiner Frau wurde unter ihrem Gelächter durchgeschüttelt.
„Oh ja, ich glaube es dir, wenn du das möglichst vermeiden willst. Es ist keine würdevolle Art aufzuwachen, aye?“
„Nein, weiß Gott nicht“, erwiderte er nun ebenfalls lachend, doch dann schloss er wieder seine Arme fester um sie. „Aber bis zum Frühstück haben wir noch viel Zeit, aye?“
„So ist es und vorher bekommt uns keiner hier raus“, gab Kate zurück, kuschelte sich wieder wohlig an William und sie verbrachten die verbliebene Zeit damit, den schönen ruhigen Morgen zu genießen.
Später am Tag ließ Marcus William zu sich rufen, um ihn mit den Aufgaben, die auf ihn warteten, vertraut zu machen. Glücklicherweise musste William nicht mehr in vieles eingeweiht werden, denn wenn er Marcus bei der einen oder anderen Sache nicht bereits zur Hand gegangen war, hatte er ihm zumindest dabei zugesehen. Außerdem ergaben sich auch viele der Dinge, die Marcus’ Tag ausfüllten einfach und waren nicht planbar. Doch die, die es waren, wie die Überwachung der bevorstehenden Erntevorbereitungen oder das Führen der Bücher vermittelte Marcus ihm nun in Rekordzeit. Nur gut, dass sein Vater ihn schon früh mit dem Papierkram seines eigenen Anwesens vertraut gemacht hatte, denn ansonsten wären Marcus’ Erklärungen wohl lediglich böhmische Dörfer für ihn gewesen.
„So ich denke, das waren die wichtigsten Dinge. Alles andere wird sich ergeben“, beendete er
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