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Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
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seinen Leichtsinn, „und ließ meine Vorsicht außer Acht, da höre ich plötzlich, wie jemand lauthals hinter mir schimpft. Es war die Stimme einer alten Frau, weshalb ich mich zunächst gar nicht angesprochen fühlte, als sie lauthals Hurensohn, Betrüger und Schweinehund rief. Doch die Alte kam immer näher, und als sie direkt hinter mir war und mich als stinkenden Mistkäfer bezeichnete und diesen schönen neuen Namen mit meinem eigenen verband, ging mir auf, dass ihre Aufmerksamkeit wohl doch mir galt.“
         Angus verzog seine Lippen zu einem ironischen Lächeln.
         „Ich drehte mich also um und da stand sie, einen Kopf kleiner als ich mit ihrer Tochter Andrea an der Hand und schimpfte, ohne auch nur einmal Luft zu holen, weiter. Ich versuchte sie immer wieder zu beruhigen und eine Entschuldigung vorzubringen, denn mittlerweile waren die Leute um uns stehen geblieben und sahen uns interessiert zu, doch ich hatte keine Chance“, erzählte er und winkte den Kopf schüttelnd ab.
         „So ließ ich ihre Schimpftiraden über mich ergehen und hoffte einfach nur, dass sie bald genug davon haben würde. Doch ich hatte leider vergessen, dass Andrea noch vier Brüder hatte, die nun plötzlich wie aus dem Nichts auftauchten und sich um ihre Mutter und ihre Schwester scharrten und mir überaus feindselige Blicke zuwarfen.“
         William ließ ein mitfühlendes Grinsen sehen, denn er ahnte, wie es nun weiter gehen würde. Angus nickte mit hochgezogenen Brauen, um Williams Vermutung zu bestätigen und fuhr fort.
         „Ich merkte, dass es nicht gut für mich aussah, und hielt Ausschau nach Marcus und den anderen, die mir zu Hilfe kommen könnten, doch die hatten mich ja freundlicherweise allein gelassen. Da stand ich also umzingelt von einer Menschenmenge, die teils amüsiert teils ebenfalls verärgert auf mich blickte und vor mir Andreas wütende Familie. Mein Verstand arbeitete auf Hochtouren und ich lotete die Möglichkeiten aus, die ich hatte.
         Zu Pferd zu fliehen fiel schon mal weg, denn einer von Andreas massigen Brüdern war bereits an meinen Hengst herangetreten und hielt ihn fest. Doch fliehen musste ich auf jeden Fall, denn auch wenn ich kein Feigling bin“, William nickte zur Bestätigung, „bin ich trotzdem kein Idiot und ich konnte mir leicht ausrechnen, dass wenn sich die Vier auf mich stürzen würden, sie mich zu Brei verarbeiten würden.
         Also blieb mir nur noch die Möglichkeit mich zu Fuß aus dem Staub zu machen und ohne lange zu überlegen, nahm ich meine Beine in die Hand und rannte, was das Zeug hält. Ich kämpfte mich durch die mich umschließende Menge, und als ich hinter mich blickte, hatte ich mir durch die überraschende Flucht einen guten Vorsprung verschafft. Ich rechnete mir gute Chancen aus, doch heile aus der Situation raus zu kommen, auch wenn ich es vielleicht gar nicht verdiente, als ich mich plötzlich der Länge nach auf dem Boden wieder fand.“
         William verzog mitfühlend das Gesicht und atmete zischend durch die Zähne ein.
         „Ich wusste gar nicht, wie mir geschah, doch als ich aufblickte, sah ich Jenny, das letzte der Mädchen, deren Unmut ich auf mich gezogen hatte, über mir stehen und mit verschränkten Armen zufrieden grinsen. Sie hatte mir ein Bein gestellt, als ich mich gerade umgewandt hatte, und beobachtete nun mit großem Vergnügen, wie meine Verfolger mich erreichten.
         Einer von ihnen riss meinen Kopf hoch, drehte mich auf den Rücken und gemeinsam bearbeiteten sie mein Gesicht und meinen Körper mit ihren wütenden Fäusten. Meine Vermutung, ich würde kaum eine Möglichkeit haben, mich zu wehren, bestätigte sich leider, denn sie hielten mich fest, während sich einer nach dem anderen an mir auslassen konnte. Doch den einen oder anderen Schlag habe auch ich platzieren können, das zeigten mir jedenfalls die Gesichter der Vier, die anschließend zwar nicht annährend wie meines aber auch leicht lädiert aussahen.
         Es waren Andrea, ihre Mutter und sogar Jenny, die ihnen Einhalt geboten. Ich sollte zwar leiden aber umbringen sollten sie mich nicht, hatten sie gesagt und so hatten meine Peiniger endlich von mir abgelassen.
         Doch sie waren noch nicht fertig mit mir. Einer von ihnen, den ich durch mein geschwollenes Auge sehen konnte, wies mit einem dreckigen Grinsen zur Seite und die anderen nickten ebenfalls grinsend.
         Plötzlich packten sie mich an Armen und Beinen

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