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Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
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und trugen mich in die Richtung, in die sie eben gedeutet hatten. Ich wusste erst, was unser Ziel war, als ich drin lag.
         „Schweine, wie du, gehören zu deinesgleichen!“, rief einer von ihnen, sie warfen mich in den stinkenden Futtertrog und ich hörte das laute Gelächter der Menge, die sich wieder um uns versammelt hatte, während neben mir die Säue grunzten und mich neugierig betrachteten.“
         Angus verzog sein Gesicht zu einem zynischen Grinsen, während William sich vor Lachen den Bauch hielt.
         „Aye, lach du nur!“
         „Es tut mir leid, Angus, aber das war sicher ein urkomischer Anblick!“, brachte William unter Gelächter hervor, und als er Angus müdes Lächeln sah, fügte er noch hinzu: „In meiner Vorstellung ist er es jedenfalls!“
         Angus verdrehte die Augen, und erst als William sich zusammenriss und sich die Tränen aus den Augen wischte, begann er weiter zu sprechen.
         „Meinst du, du bist jetzt fertig? Oder soll ich dir noch ein wenig Zeit geben, mich auszulachen?“, fragte er mit einer sarkastisch hochgezogenen Augenbraue.  
         „Nein, ich denke damit bin ich jetzt fertig“, erwiderte William mit einem Grinsen.
         „Gut, dann kann ich ja jetzt vielleicht mit meiner Geschichte fortfahren, aye?“
         William nickte eifrig und nach wenigen Augenblicken, die Angus brauchte, um sich zu überzeugen, dass seine Erzählung nicht von einem erneuten Lachanfall seitens seines Freundes unterbrochen würde, fuhr er fort.
         „Also wo war ich denn noch mal stehen geblieben“, begann er und legte die Hand nachdenklich ans Kinn, doch eh William ihm auf die Sprünge helfen konnte, sprach er schon weiter. „Ach, ja, nun weiß ich es wieder. Also Andreas‘ Brüder ließen mich einfach liegen, wo ich war und mit drohenden Rufen, ich solle ihrer Schwester nicht noch einmal zu nahe kommen, entfernten sie sich. Ich blieb einfach liegen, während die Menge sich ebenfalls zerstreute, vollkommen außerstande, ohne Hilfe aus dem Trog zu klettern. Mein Körper schmerzte zu sehr und ich hatte nur Glück, dass ich nichts gebrochen hatte.
         Plötzlich hörte ich ein paar Männerstimmen über mir und öffnete meine Augen, in der Hoffnung unsere werten Freunde hätten mich gefunden. Auch wenn es für ihre Hilfe zu spät war, hätte es mir eine mühsame Suche in meinem Aufzug quer durch Edinburgh erspart, doch durch mein geschwollenes Auge konnte ich sehen, dass es nicht Marcus war, der da auf mich hinabblickte. „Na, komm schon raus da, Mann“, hatte der Mann, der über mir stand, in einem gutmütigen Ton gesagt und ich habe gespürt, wie ich aus dem Trog gezogen wurde. „Ich kann nur hoffen, dass dir das eine Lehre war“, hatte ein anderer, der hinter mir war und den ich nicht sehen konnte, hinzugefügt.
         Ich hatte als Antwort lediglich genickt und mich darauf konzentriert, so gut es ging, ohne fremde Hilfe stehen zu bleiben. Ich hatte schon die blauen Flecken, mit denen ich bald übersät sein sollte, gespürt, und als sie mich aufforderten, ihnen in eines der nahestehenden Häuser zu folgen, merkte ich, dass mein linkes Bein ziemlich geschwollen war und bei jedem Tritt höllisch wehtat. Einer von ihnen bot mir an, mich auf ihn zu stützen, doch das letzte Fünkchen Stolz, das ich noch in mir hatte, ließ mich ablehnen. Und so kam ich ganz langsam hinkend und unter Schmerzen hinter ihnen her.
         Bei dem Haus angekommen, musste ich feststellen, dass sie sich sogar um mein Pferd gekümmert hatten und mich überkam eine Woge des Misstrauens. Ich fragte mich, ob sie mich wohl ausrauben wollten oder ob sie sich von irgendjemandem eine Belohnung für ihre Hilfe erhofften, doch mit jedem verstrichenen Augenblick merkte ich, wie unrecht ich ihnen mit meinem Argwohn tat, denn sie stellten sich als lediglich überaus nette Menschen heraus.
         John, der Mann, dem das Haus gehörte, rief seine Tochter und seine Frau, die sich wirklich rührend um mich kümmerten. Sie versorgten die Wunden, die zu versorgen waren, halfen mir mich des Gestanks des Schweinetrogs zu entledigen und mir saubere Sachen anzuziehen. Sie gaben mir Haferbrei - was so ziemlich das Einzige war, das ich mit meinem lädierten Mund essen konnte - und John schickte seinen Sohn aus, der Marcus und die anderen suchen sollte, um sie zu mir zu bringen.
         Ich war so gerührt von ihrer Gastfreundschaft und Hilfe, dass ich mich sogar von Johns

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