Abschied nehmen
seinem Oberschenkel und atmete tief durch.
„Kate“, sagte er sanft und sah, wie ihre Hand flink zu ihrem Gesicht wanderte und wieder darüber wischte.
Erst dann wandte sie sich zu ihm um, ein verzweifeltes Lächeln auf den Lippen, jedoch nicht in der Lage die Tränenflut aufzuhalten. Sie hätte lieber nicht geweint, hätte sich ihre Enttäuschung nicht anmerken lassen, doch das konnte sie heute nicht. Dafür waren ihre Nerven zu angespannt, sie zu ausgelaugt, um tapfer zu sein und ihre Traurigkeit brach Jamie das Herz. In ihrem Gesicht las er seine Gefühle und plötzlich spürte auch er eine Verbundenheit zwischen ihnen. Die Trauer um William und die Liebe zu ihm verband sie miteinander und mit einem Mal sah auch Jamie keine Fremde mehr in ihr. Sie war die Frau seines besten Freundes und er wollte ihr mit offenen Armen entgegentreten.
„Es tut mir leid, Kate“, sagte er, das Gesicht traurig verzogen. Seine Worte waren nicht nur eine Entschuldigung, sie drückten gleichermaßen sein Mitgefühl aus und er sah, wie die Anspannung förmlich von Kate abfiel. „Es tut mir so leid“, wiederholte er und sah, wie seine Worte noch mehr Tränen auslösten. Dann streckte er ihr wie selbstverständlich die Arme entgegen und Kate ließ sich von ihnen umschließen.
„Oh, Jamie, es ist so gut, dass du hier bist. William wird so glücklich sein, dich zu sehen“, schluchzte sie und Jamie rang um Fassung. „Er hatte so sehr gehofft, dass du kommst. Du hast ihm unheimlich gefehlt“, fügte sie hinzu und Jamie wischte sich verstohlen über die Augen.
Dann seufzte er tief, biss die Zähne aufeinander, doch eh sie fortfahren konnte, wurden sie von einer tiefen Stimme in Jamies Rücken unterbrochen. Sie lösten sich aus ihrer Umarmung, und als Jamie sich umwandte, sah er sich sechs Schotten gegenüber. Billy war unter ihnen, doch auch ohne die Anwesenheit des jungen Mannes hätte Jamie gleich erkannt, wer da vor ihm stand. Marcus’ Größe war einfach unverkennbar.
„Es freut mich euch alle endlich kennenzulernen“, sagte er mit einem herzlichen Lächeln und einem Blick in die Runde, der auch Kate mit einschloss. Doch trotz des Lächelns zeigte sein Blick ganz deutlich, dass er liebend gern darauf verzichtet hätte, wenn er damit das, was William nun bevorstand, verhindert hätte.
„Aye, uns geht es genauso“, erwiderte Marcus, sowohl auf Jamies stumme als auch auf seine gesprochenen Worte antwortend und die beiden Männer wechselten ein wissendes und unglückliches Lächeln.
Doch zu mehr blieb ihnen vorerst keine Zeit, denn plötzlich entstand Unruhe in der Menge. Ein Gewirr aus Rufen, begleitet von hämischem Gelächter drang an ihre Ohren, und als ihnen klar wurde, was der Tumult ankündigte, gefror einem jeden von ihnen das Blut in den Adern. Instinktiv rückten sie alle ein Stück zusammen und für einige Sekunden blieben sie wie erstarrt stehen.
Nur Kate konnte nicht stillstehen. Sie begann unkontrolliert zu zittern, ihr Atem ging plötzlich hastig und schwer und sie rieb sich unentwegt die Hände. Oh Gott, hilf mir, flehte sie stumm, bitte, hilf mir! Und als würde ihre Bitte erhört werden, trat plötzlich Angus an ihre Seite. Er legte seinen Arm um sie, zog sie an sich und Kate ergriff dankbar seine Hand. Sie klammerte sich gar so fest an sie, dass es schmerzte, doch Angus sagte nichts. Er küsste sie stattdessen auf den Scheitel und gemeinsam mit den anderen folgten sie Jamie, der bereits den Weg, der für den Gefangenen freigemacht worden war, säumte.
Williams Freund war als Erster aus der Erstarrung erwacht, und nachdem er sich Amy auf den Arm geladen hatte, war er die wenigen Schritte durch die Menge geeilt. Er hatte sich allein inmitten der lärmenden Meute wiedergefunden, nur die weinende Amy auf dem Arm. Und auch wenn er nicht den Eindruck machte, als nehme er sie wahr, war es doch tröstlich die Maccallums neben sich treten zu spüren. Sie waren mit ihm die einzigen Menschen, die nicht lauthals den Tod seines Freundes verlangten und er war froh, dass sie da waren.
Gemeinsam blickten sie nun die Gasse hinunter, während der Lärm immer näher kam. Immer lauter wurden die Rufe, die Worte immer deutlicher zu verstehen und als sie dachten, sie würden das quälende Warten keine Sekunde länger ertragen, kam William plötzlich in Sicht.
Vier berittene Soldaten begleiteten ihn, zwei an seinen
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